- Allgemeines Gleichgewichtsmodell
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Ein Allgemeines Gleichgewichtsmodell ist in der Wirtschaftswissenschaft ein Modell, das eine Volkswirtschaft als ganzes abbildet und ein simultanes Gleichgewicht auf allen relevanten Märkten sucht. Im Gegensatz dazu wird in einem Partialmodell ein einzelner Markt betrachtet, wechselseitige Abhängigkeiten und Rückkopplungseffekte zwischen verschiedenen Märkten bleiben unberücksichtigt.
Inhaltsverzeichnis
Aufbau
Ein Allgemeines Gleichgewichtsmodell besteht aus einem System von Gleichungen, das möglichst alle Geld- und Güterströme in einer Volkswirtschaft erfassen soll. Es werden jeweils Sets von Gleichungen für die folgenden Sektoren aufgestellt:
Dabei agieren verschiedene Agents (Wirtschaftssubjekte):
- Haushalte
- Unternehmen
- Staat
- Zentralbank
- Privatbanken
- Rest der Welt
Die einzelnen Agents können jeweils noch unterteilt werden z.B. in ländliche und städtische Haushalte, private und öffentliche Unternehmen.
Für jeden Sektor werden nun Funktionen für Angebot und Nachfrage, Preisbestimmung, Investitionen und Konsum aufgestellt. Die Gleichungen folgen in der Regel einem grob neoklassischen Aufbau (Cobb-Douglas- oder Leontief-Ansatz), können jedoch um bestimmte Restriktionen erweitert sein. Es muss grob unterschieden werden zwischen:
- Verhaltensgleichungen
- Markträumungsbedingungen
- Identitäten
Berechnung des Modells
Zur Berechnung von Allgemeinen Gleichgewichtsmodellen müssen zunächst die Variablen als modell-endogen oder fixiert festgelegt werden. Es ist z.B. plausibel den Lohnsatz eher als endogene Variable anzusetzen, während der Weltmarktpreis eher eine exogene Variable ist. Die genaue Spezifikation hängt jedoch vor allem von der Anwendung und dem betrachteten Land ab. Durch rekursive Iteration werden dann alle Märkte simultan ins Gleichgewicht gebracht, so dass somit Löhne, Preise, Investitionen und Wachstum, Staatsbudget, Export- und Importmengen, Zinsen und andere Größen bestimmt werden können.
Anwendung
Allgemeine Gleichgewichtsmodelle werden vorrangig verwandt um Effekte von Veränderungen zu prognostizieren. Beispiele wären hier die Effekte einer Steuererhöhung, einer Privatisierung staatlicher Unternehmen oder der Einführung eines Zolls auf bestimmte Produkte. Auch kann die Entwicklung eines Landes bei Fortführen der gegenwärtigen Politik betrachtet werden. In zahlreichen Analysen finden Allgemeine Gleichgewichtsmodelle Anwendung. Eine wichtige Anwendung ist die Betrachtung von Entwicklungsländern, da hier eine Zeitreihenanalyse als Prognosemittel meist nicht in Frage kommt, da es an verlässlichen und kontinuierlichen Daten mangelt. Hier können Simulationen oft als Analyseinstrument wichtig sein, um Politikmaßnahmen adäquat beurteilen zu können.
Sonstiges
Allgemeine Gleichgewichtsmodelle werden im Englischen und von daher auch in der gängigen Fachliteratur General Equilibrium Models genannt, abgekürzt mit GEM. Da diese Modelle meist mit Computerprogrammen gelöst werden wird auch CGE (Computable General Equilibriums) oft verwendet.
Siehe auch: Allgemeine Gleichgewichtstheorie
Weblinks
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