- Hawaiki
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Hawaiki ist der Māori-Name für das mythische Land, in welchem einige polynesische Kulturen ihren Ursprung und ihre Herkunft sehen.
Inhaltsverzeichnis
Bedeutung
In einer zweiten Bedeutung ist Hawaiki in vielen Māori-Erzählungen die Bezeichnung für die Unterwelt. In der Mangaia-Sprache der Cookinseln bezeichnet Avaiki immer die Unterwelt.[1]
Der Māori-Name Hawaiki findet sich insbesondere in den Legenden, die die Ankunft der Māori in Aotearoa (Neuseeland) beschreiben. Sehr ähnliche Legenden gibt es in anderen polynesischen Kulturen und Sprachen, beispielsweise als Hawaiki, Havaiʻi, ʻAvaiki. Die Bezeichnung Hawaiki hat sich im Englischen durchgesetzt.
Die Samoaner, eine der ältesten polynesischen Kulturen, kennen keine Legende über ihre Herkunft von einem anderen Ort mehr, aber der Name der größten samoanischen Inseln, Savaiʻi, lässt eine Verbindung zu Hawaiki erkennen. Ebenso verhält es sich mit dem Namen der bekanntesten polynesischen Insel Hawaiʻi. Das ʻOkina (ʻ) kennzeichnet einen sehr kurzen Schluss des Kehlkopfs und ersetzte in manchen polynesischen Sprachen das k.
Andere mit Hawaiki verwandte Wörter sind saualiʻi (“Geister“ auf samoanisch) und houʻeiki („Häuptlinge“ auf Tongaisch). Einige Wissenschaftler kamen hierüber zur Hypothese, dass das Wort Hawaiki (und entsprechend die Wörter Savaiʻi und Haiwaiʻi) ursprünglich nicht unbedingt einen Bezug zu einer geographischen Örtlichkeit hat, sondern vielmehr Bezug nimmt zu Vorfahren allgemein und zu Stammeshäuptlingen, wie sie in den präkolonialen sozialen Strukturen Polynesiens üblich waren.[2]
Legenden
Die Legende erzählt, dass Polynesier von Hawaiki aus den Pazifischen Ozean besiedelt haben, in offenen Kanus, die sich wenig unterschieden von den heutigen Kanus Polynesiens. Die Māori Neuseelands erzählen, ihre Vorfahren seien gruppenweise in ungefähr 40 verschiedenen Kanus (waka) angekommen, und bis heute nennen sie ihr waka, wenn sie sich jemandem vorstellen.
Andere polynesische Legenden berichten, dass die Seelen der Verstorbenen nach Hawaiki zurückkehren. In Neuseeland beginnen solche Reisen zurück zu den Ursprüngen in der Spirits Bay, am Cape Reinga oder auf den Three Kings Islands ganz im Norden der Nordinsel. Dies lässt zumindest auf die Himmelsrichtung von Hawaiki schließen.
Moderne Wissenschaft
Anthropologen hegten lange Zeit Zweifel, dass es möglich sein könnte, in Kanus freiwillig durch den Pazifik zu wandern. Vielmehr wurde die Auffassung vertreten, die Wanderungsbewegungen waren eher zufällig, durch unfreiwilliges Abdriften von Kanus in Richtung unbewohntes Land beispielsweise. 1947 segelte Thor Heyerdahl mit seiner Kon-Tiki, einem Schiff aus Balsaholz, von Südamerika aus in Richtung pazifischer Inseln, um zu zeigen, dass es möglich sein könnte, dass der Pazifik von den östlichen Ufern des Pazifischen Ozeans, beispielsweise vom heutigen Chile aus besiedelt worden sein könnte, mit einfachen Techniken, aber mit dem Wind.
DNA-Untersuchungen legen aber vielmehr die Vermutung nahe, dass die Polynesier wahrscheinlich von ostasiatischen Inseln aus den Pazifik besiedelt haben, beispielsweise von Taiwan aus. Der gemeinsame Ursprung aller austronesischen Sprachen, innerhalb derer die polynesischen eine Hauptuntergruppe bilden, unterstützen diese Theorie.
Allerdings würde dies bedeuten, dass die Besiedelung "gegen den Wind" erfolgt sein müsste und daher eben nicht unfreiwillig und versehentlich. Navigatoren aus der prä-polynesischen und polynesischen Zeit könnten die Zugrichtungen von Vögeln beobachtet haben als Hinweis auf Land.
In den letzten Jahrzehnten haben Bootsbauer der Polynesian Voyaging Society ozeantaugliche Kanus gebaut, unter dem Einsatz historischer Materialien und Techniken, und konnten mit diesen mit Hilfe historischer Navigationsmethoden auf den angenommenen Wanderrouten die entsprechenden Inseln erreichen. Hierdurch wurde die prinzipielle Möglichkeit einer solchen freiwilligen Migrationsbewegung unterstrichen.
Quellen
- ↑ Edward Tregear: The Maori-Polynesian Comparative Dictionary. Lyon and Blair, Wellington 1891, S. 392 (Nachdruck. Cadsonbury Publishing, Christchurch 2001).
- ↑ Melenaite Taumoefolau: From *Sau 'Ariki to Hawaiki. In: The Journal of the Polynesian Society. 105. 4, Dec. 1996, ISSN 0032-4000, S. 385–410.
Kategorien:- Mythologie der Maori
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