- Hektor und Andromache
-
Das Singen des Hektorliedes stellte 1781 eine Schlüsselszene in den Räubern von Friedrich Schiller dar.
Karl Moor, der sich als Graf von Brand ausgibt, wurde von seiner Geliebten Amalia, die ihn für tot hält, noch nicht erkannt. Als Amalia das Hektorlied anstimmt:
- Willst dich, Hektor, ewig mir entreißen,
- Wo des Äaciden mordend Eisen
- Dem Patroklus schrecklich Opfer bringt?
- Wer wird künftig deinen Kleinen lehren
- Speere werfen und die Götter ehren,
- Wenn hinunter dich der Xanthus schlingt?
singt Karl die Antwortstrophe und gibt sich dadurch nur ihr zu erkennen.
Inhaltlich geht es hier um eine klassische Abschiedsszene – aus der Ilias Homers, in der der Vorkämpfer der Trojaner, der Held Hektor, sich zu seinem voraussehbar letzten Kampf von seiner Frau Andromache trennen muss; sie ist es, die diese Zeilen spricht. Motivisch wird damit gleichzeitig die Tiefe des Gefühls der beiden Singenden füreinander betont.
Von Schiller mehrfach überarbeitet, wurde dies Lied dann zu einem seiner berühmtesten (und nach Vieler Urteil auch sehr bewegenden) Gedichte: Hektors Abschied (auch als: Hektor und Andromache noch in: „Gedichte“, 1800). Schiller nannte es „eins meiner besten“ (Brief an Körner, 27. Mai 1793). 1800 begann es mit:
- Will sich Hektor ewig von mir wenden,
Wo Achill mit den unnahbarn Händen
Dem Patroklus schrecklich Opfer bringt?
Wer wird künftig deinen Kleinen lehren
Speere werfen und die Götter ehren,
Wenn der finstre Orkus dich verschlingt?
Quellen
Hektorlied als Online-Text im Projekt Gutenberg-DE
Wikimedia Foundation.