Rosse des Diomedes

Rosse des Diomedes
Herakles bändigt die Rosse des Diomedes, Museo Arqueológico Nacional Madrid

Die Rosse des Thrakerkönigs Diomedes waren vier Pferdebestien der griechischen Mythologie.

Inhaltsverzeichnis

Mythos

Sie gehörten Diomedes, dem König der Bistonen, einem Sohn des Ares und der Nymphe Kyrene.

Die Stuten waren so wild, stark und ungestüm, dass sie mit einer ehernen Kette an die eiserne Futterkrippe angebunden wurden. Ihre Namen lauteten Deinos (der Schreckliche), Lampon (der Glänzende), Podargos (der Schnelle) und Xanthos (der Blonde/Fahle)[1]. Ihr einziges Futter war Menschenfleisch; jeder, der sich in das Gebiet des Diomedes verirrte, wurde ihnen zum Fraß vorgeworfen.

Die achte Aufgabe des Herakles war es, diese Pferde zu seinem Vetter Eurystheus zu bringen[2]. Nach Diodor [3] warf Herakles ihnen Diomedes selbst zum Fraß vor. Nachdem sie ihren Gebieter aufgefressen hatten, wurden sie zahm und Herakles konnte sie in Richtung Meer führen.

Nach dem Gedicht von Pindar, das in Oxyrhynchos gefunden wurde, waren die Pferde mit einer bronzenen Kette gefesselt. Herakles verfütterte den Stalldiener, den sie auffraßen, dass seine Knochen knackten. Eine Stute trug einen Oberarm weg, die andere einen Fuß, die dritte hielt den Hals und Kopf in ihren Zähnen. Nachdem die Pferde durch ihren Fraß abgelenkt waren, konnte der Held ihre Kette lösen.[4] Eine Darstellung dieser Szene findet sich auf einem schwarzfigurigen Kantharos des Psiax, der sich heute in St. Petersburg befindet und ans Ende des 6. Jahrhunderts v. Chr. datiert wird.[5]

Die Bistonen verfolgten Herakles, um die Ermordung ihres Königs zu rächen. Herakles ließ die Pferde bei seinem Begleiter Abderos zurück und stellte sich ihnen entgegen. Als Herakles fort war, zerfleischten diese Abderos. Nachdem Sieg über die Bistonen fand Herakles die Überreste und gründete ihm zu Ehren die Stadt Abdera.[2][6] Die Rosse brachte er zu Eurystheus, der sie der Hera weihte. Diodor zufolge bestand die auf diese Stuten zurückgehende Zucht bis in die Zeit Alexanders des Großen.[3]

Nach einer anderen Fassung wurde der Wahnsinn der Pferde durch das Wasser des Flusses Kossiniti hervorgerufen[7].

Interpretation

Menschenfressende Pferde werden in der griechischen Mythologie des Öfteren erwähnt.

  • Leimone, Tochter des Hippomenes, wurde von einem hungrigen Pferd aufgefressen, mit dem sie ihr Vater eingesperrt hatte (Diodoros Siculus)
  • Glaukos von Ephyra fütterte seine Rennpferde in Potniae mit Menschenfleisch, um sie lebhafter zu machen, was auch gelang: sie warfen den Rennwagen um, schleiften den König an den Zügeln zu Tode und fraßen ihn auf[8].

Papakostas et al.[9] weisen darauf hin, daß aggressives Verhalten zu den Symptomen von BSE und Creutzfeldt-Jakob gehört, Krankheiten, die durch das Verfüttern von Fleisch an Pflanzenfresser hervorgerufen werden.

Darstellungen

  • Thron des Bathykles in Amyklae, nicht erhalten [10]
  • Zeustempel in Olympia, 2. Metope an der Südecke, Ostseite [11]
  • Schwarzfiguriger Kantharos des Psiax (Leningrad), Ende des 6. Jahrhunderts[12].

Siehe auch

 Commons: Rosse des Diomedes – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Quellen

Literatur

  • G. Devereux: Les chevaux anthropophages dans les mythes Grecs. In: Revue des Études Grecques 88, 1975, S: 203–205.
  • D. C. Kurtz: The Man-eating Horses of Diomedes in Poetry and Painting. In: Journal of Hellenic Studies 95 (1975), S. 171-172.
  • Yiannis G. Papakostas, Michael D. Daras, Ioannis A. Liappas, Manolis Markianos: Horse madness (hippomania) and hippophobia. In: History of Psychiatry 16/4 (2005), S. 467-471.

Einzelnachweise

  1. Hyginus Fabulae 30: equorum autem nomina Podargus Lampon Xanthus Dinus. Hyginus spricht von Pferden (nicht Stuten) und gibt männliche Namensformen an. Auch Johannes Tzetzes (Chiliades 2,299-308) spricht von männlichen Tieren. Die anderen Quellen (so z. B. Apollodor) sprechen ausdrücklich von Stuten. Namen der Pferde werden nur von Hyginus genannt.
  2. a b Bibliotheke des Apollodor 2,5,8
  3. a b Diodor 4,15,3-4
  4. Oxyrhynchos Papyrus xxvi, 150
  5. D. C. Kurtz 1975, The Man-eating Horses of Diomedes in Poetry and Painting. Journal of Hellenic Studies 95, S. 172
  6. Philostratos Imagines 2,25
  7. Yiannis G. Papakostas, Michael D. Daras, Ioannis A. Liappas, Manolis Markianos: Horse madness (hippomania) and hippophobia. In: History of Psychiatry 16/4 (2005), S. 469
  8. Vergil, Georgica 3, 267
  9. Yiannis G. Papakostas, Michael D. Daras, Ioannis A. Liappas, Manolis Markianos: Horse madness (hippomania) and hippophobia. In: History of Psychiatry 16/4 (2005), S. 467-471
  10. Pausanias 3,18,12
  11. Pausanias 5,10,9
  12. D. C. Kurtz: The Man-eating Horses of Diomedes in Poetry and Painting. In: Journal of Hellenic Studies 95 (1975), fig. 1

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