- Held & Francke Bauaktiengesellschaft
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Held & Francke war ein deutsches Bauunternehmen. Es wurde durch die Berliner Maurermeister Held und den Kaufmann Francke im Jahre 1872 gegründet. Die beiden genannten Firmeninhaber hatten großen Erfolg mit der Ausführung von Bauvorhaben in und um Berlin. Hieraus entstand die spätere Held & Francke Aktien-Gesellschaft, die einige Jahre danach die Bautätigkeiten auch auf Nord-, West- und Süddeutschland ausdehnte.
Gründungsgeschichte
Held & Francke – im Wachstum als Personengesellschaft
Im Jahre 1872 gründen Otto Held und August Francke die frühere deutsche Bauunternehmung Held & Francke in Berlin in der Oranienstraße. Das Unternehmen wird bald als namhafte Firma anerkannt. Man beschäftigt lohnintensiv viele hundert Mitarbeiter, da man mit der Ausführung großer Bauvorhaben wie z.B. dem Reichsversicherungsamt (Fertigstellung 1887), Preußischer Landtag in Berlin (Fertigstellung 1899), dem Berliner Dom (1894 - 1900) oder für die Deutsche Bank in der Berliner Mauerstraße und Kanonierstraße betraut wird.
Umwandlung in eine Aktien-Gesellschaft
Auf das Jahr 1906 geht die Umwandlung in eine Aktiengesellschaft zurück, nämlich die Held & Francke Aktien-Gesellschaft mit späterem Sitz in Berlin am Köllnischen Park 1. Mit der Umwandlung wurde eine Kapitalbildung von zwei Millionen Goldmark erreicht. Mit diesem immensen Kapital expandierte das Unternehmen ungemein.
Held & Francke in Berlin (1872 – 1931)
Allein die Reihe öffentlicher Bauwerke ist ein Indiz für die Reputation des Berliner Bauunternehmens: es wurden weiterhin errichtet die Akademie der Wissenschaften, das war 1914 die Staats- und Universitätsbibliothek (erbaut Unter den Linden), das Kaiser-Friedrich-Museum, der Marstall (heute Zentral- und Landesbibliothek Berlin bzw. Berliner Stadtbibliothek), sämtlich unter dem Geheimen Oberhofbaurat von Ihne errichtet, die Kaiser-Wilhelm-Akademie sowie die Synagoge in der Lindenstraße unter den Geheimen Bauräten Cremer, Wolffenstein und Zeyse, vier große Gerichtsgebäude und drei Hauptpostämter sowie neun Kirchen für Berlin, Militäranlagen, Fabriken (u.a. Allgemeine Elektricitäts-Gesellschaft AEG, Aktiengesellschaft für Anilinfabrikation AgfA), Bank- und Versicherungsgebäude (Allianz Berlin, Nordstern-Versicherung am früheren Nordstern-Platz, heute Senatsverwaltung für Justiz, u.a.), Geschäftshäuser, Krankenhäuser und Wohnhäuser.
Held & Francke Aktien-Gesellschaft, Berlin
Schon vor der Umwandlung in eine Aktiengesellschaft hat die Zahl der Mitarbeiten 1000 lange überschritten. In Rudow wird der Werk- und Lagerplatz auf viele Hektar erweitert und mit verschiedenen Fabrikationsgebäuden bebaut. Die große Hochbauabteilung verläßt das Domizil in der Oranienstraße und bezieht das heute noch bestehende Verwaltungsgebäude am Köllnischen Park 1 in Berlin.
1912 scheidet der vom Maurermeister zum hervorragenden Unternehmer avancierte Otto Held nach 40 Berufsjahren aus Gesundheitsgründen aus.
Der 1886 ins Unternehmen gekommene Philipp Schindler führt nunmehr die Held & Francke Aktien-Gesellschaft erfolgreich als Vorstandsvorsitzender weiter. Unter ihm war u.a. die Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche (errichtet 1891 - 1895) am früheren Auguste-Viktoria-Platz, dem heutigen Breitscheidplatz Berlin errichtet worden.
Errichtet wurden namhafte Bauten wie z.B. die Zentrale der Elektrischen Hoch- und Untergrundbahn, Kabelwerke für Siemens & Halske, Bahnhöfe, Wasserwerke und Gasanstalten, Maschinenfabriken, Brauereien, die Telefon und Telegraphenwerke der Carl Lorenz Aktiengesellschaft Berlin-Tempelhof und die Versuchsfunkstelle Eberswalde im Auftrag dieser Telegraphenbauanstalt , die übrigens vom Kaufmann Robert Held geführt wurde, einem Bruder des Baumeisters Otto Held.
Die Jahre ab 1914 wurden zu den schwierigsten in der Firmenhistorie. Die Held & Francke Aktiengesellschaft Berlin weitet die Tätigkeit nach Süd- und Westdeutschland aus. Man suchte die Bauaufträge im Süddeutschen, zunächst im Eisenbahnbau und zugehörigen Bau sogenannter Kunstbauwerke/Brücken, später gründete man eine Stuttgarter Niederlassung. Ob des Erfolges nahm man 1921 eine Ausgründung von Firmenteilen in die Süddeutsche Held & Francke Bauaktiengesellschaft mit Sitz in München vor. Diese übernimmt später von der Stuttgarter Niederlassung die ab 1925 im Bau befindlichen Neckar-Staustufen Ladenburg und Wieblingen, sowie die ab 1927 errichtete, ebenfalls am Neckar gelegene Staustufe Cannstatt, die ebenso vom Architekten Paul Bonatz entworfen wurde wie die Staustufe Ladenburg.
Im norddeutschen Raum wird 1924 eine Niederlassung in Hamburg für den Kanal- und Eisenbahnbau gegründet, deren Umsatz bald 5 Mio Reichsmark erreicht. Bei dem Leiter der Niederlassung handelt es sich um den jungen Dr.Ing. Hans Minetti, der nach dem Krieg von Anfang der 50er Jahre bis 1972 Vorsitzender des Deutschen Beton-Vereins e.V. in Wiesbaden war.
Hingegen gelang es in Berlin im Jahre 1927 noch vor den Inflationszeiten einem Herrn Piller vom Vorstand der nicht so starken Industriebau A.G. (Berlin/Breslau/Kattowitz u.a.) durch heimliche Aktienkäufe an der gut situierten Held & Francke Bauaktiengesellschaft Berlin die Mehrheit zu übernehmen.
Industriebau-Held & Francke – Fusion von kurzer Dauer
Es folgte eine Fusion beider Unternehmen, woraus die Industriebau-Held & Francke Bauaktiengesellschaft zu Berlin entstand. Diese verfügte danach 1928 über folgende Beteiligungen:
- Eigenhausbauten für Stadt und Land G.m.b.H. Berlin
- Gleisgemeinschaft G.m.b.H. Carlowitz zu 18 %
- Oberschlesische Industriebau A.G. Kattowitz
- A. Pusch Baugesellschaft m.b.H. Senftenberg zu 65 %
- Schlesische Portland Zement A.G. zu 0,64 %
- Süddeutsche Held % Francke Bauaktiengesellschaft sowie
- Huta Hoch- und Tiefbau A.-G. mit nom. 500.000 RM Aktien
Im Geschäftsjahr 1929 kommt es bei der Industriebau-Held & Francke Bauaktiengesellschaft in Berlin zu einem Bilanzverlust von 5.668.000 RM, der hauptsächlich auf finanzwirtschaftliche Missstände und das negative Berliner Hochbaugeschäft zurückzuführen ist. Die Beteiligungsgesellschaften haben Ihre Ergebnisse an die Muttergesellschaft abzuführen, dies gilt insbesondere für die Süddeutsche Held % Francke Bauaktiengesellschaft, die in dieser Zeit gute Ergebnisse erwirtschaftet.
Zeit der Weltwirtschaftskrise
Die Weltwirtschaftskrise 1929 wirkt sich in den 30er Jahren für die damalige Tochterfirma, die Süddeutsche Held & Francke Bauaktiengesellschaft nicht so negativ aus, wie für das Berliner Stammhaus. Durch schwierigen Zeiten und die Verluste von über 5 Mio. Reichsmark droht eine Illiquidität für das Berliner Unternehmen. Mit der Ausgabe von Aktien über 1000 Reichsmark im September 1930 soll dringend nötiges Kapital beschafft werden. Dennoch muss dann im Jahr 1931 das nicht mehr hinreichend liquide Stammhaus in Berlin Konkurs anmelden und schließen, da die Banken allein in ein Unternehmenskonzept zum Fortbestand des süddeutschen Tochterunternehmens unterstützend eintreten.
Held & Francke in München (1921 – 1990)
Süddeutsche Held & Francke, München, (1921 – 1940)
Die Süddeutsche Held & Francke Bauaktiengesellschaft konnte seit 1921 auf bessere Geschäfte zurückblicken, als dies im defizitären Hochbau-Bereich in Berlin möglich war. So ist das Münchener Tochterunternehmen 1930 in der Lage, sich allein am Markt zu behaupten und die Bautätigkeit fortzuführen. Die Banken haben dies unterstützt, indem sie die Anteile aus den beim Konkurs des Berliner Unternehmens aufgenommenen Aktien des Münchener Tochterunternehmens an die Maffei'sche Erbengemeinschaft übergeleitet haben.
Bereits im Jahr 1940 hat sich die Süddeutsche Held & Francke Bauaktiengesellschaft in München wieder soweit stark am Markt etabliert, dass der Wegfall des Namensbestandteils "Süddeutsche" erwogen wird und im gleichen Jahr noch die Umbenennung in Held & Francke Bauaktiengesellschaft erfolgt. In der Baubranche wird das Unternehmen kurz HF oder H&F genannt.
Held & Francke Bauaktiengesellschaft, München, (1940 – 1990)
Nach 1945 stehen die Währungsreform und der Wiederaufbau bevor, doch der noch nicht modernisierte Gerätepark im Unternehmen und die Finanznot der Auftraggeber machen es schwer, auskömmliche Bauaufträge zu erhalten. Die Deutsche Mark wird 1948 als Währung (noch vor Gründung der Bundesrepublik Deutschland im Jahre 1949) in der amerikanischen, englischen und französischen Besatzungszone und in West-Berlin durch die Währungsreform eingeführt und löst damit die Reichsmark als gesetzliches Zahlungsmittel ab. Damit ist es der Hauptversammlung der Held & Francke Bauaktiengesellschaft in München möglich, am 13. Dezember 1950 das Kapital auf 2,6 Millionen DM festzusetzen.
In den Jahren 1950 bis 1965 expandiert das seinerzeit sodann in München in der Aschauer Straße 21 ansässige Unternehmen und weitet sich über die damalige Bundesrepublik aus. Eine Vielzahl bedeutsamer Bauten wird geschaffen und mit dem Auslandbau begonnen (in Kuwait, Griechenland, Österreich, Schweiz, Ghana, Abu Dhabi, später noch Saudi Arabien, Jordanien etc.).
In diesen Jahren beteiligt sich die Held & Francke Bauaktiengesellschaft an folgende Unternehmungen:
- Carini, Grafenwöhr, später umbenannt in Haber & Co.
- Friedrich W. Noll Straßenbau-AG
- Weller & Co., Linz, Österreich, ab 1961 Held & Francke (in Österreich)
1967 erhöht sich das Grundkapital auf vier Millionen DM und 1968 auf fünf Millionen DM. Dem folgen weitere Erhöhungen 1971 auf 7,5 Millionen DM und 1972 auf 10 Millionen DM.
Gründungsjubiläum - der Name Held & Francke wird 100 Jahre
1972 jährt sich die Gründung der Bauunternehmung Held & Francke zum 100. Male, aus diesem Anlass erhält die Technische Universität München einen größeren Betrag zur Förderung des technischen Nachwuchses.
Ära Philipp Holzmann-Held & Francke Bauaktiengesellschaft (1990 – 1996)
1990, im Jahr der Wiedervereinigung, übernimmt die Philipp Holzmann AG weitestgehend die Held & Francke Bauaktiengesellschaft. Die Absicht ist es die schwache Präsenz von Holzmann in Süddeutschland durch die Übernahme des Marktanteils und der Auftraggeberschaft der besser positionierten Held & Francke auszubauen. Die neue Firmierung erfolgt unter Philipp Holzmann-Held & Francke Bauaktiengesellschaft. Das Unternehmen gehört aber in den folgenden Jahren zu den Beteiligungen im Holzmann-Konzern, die Verluste erwirtschaftet.
1996 beschließt die Hauptversammlung der Philipp Holzmann-Held & Francke Bauaktiengesellschaft die Umbenennung in Philipp Holzmann Bauaktiengesellschaft Süd, womit die Bezeichnung Held & Francke aus dem Firmennamen entfällt. Der Beschluss geht auf eine Stimmrechtsmehrheit zurück, die von der Philipp Holzmann AG gehalten wird. Die umbenannte Gesellschaft hat den Status einer Hauptniederlassung und ist im Holzmann-Konzern für Bayern und Baden-Württemberg zuständig.
Im Jahre 2002 kommt es zum Insolvenzverfahren bei der Philipp Holzmann AG, womit die Historie der deutschen Bauunternehmung Held & Francke ein Ende erlangt. (Siehe auch den entsprechenden Abschnitt im Hauptartikel Philipp Holzmann).
Regionale Strukturen - Sitz und Niederlassungen der Held & Francke in Deutschland
Held & Francke Bauaktiengesellschaft Berlin, Sitz und Niederlassungen vor 1945
Sitz und historische Anschrift der Hauptverwaltung: Held & Francke Aktiengesellschaft, Berlin SO 16, Am Köllnischen Park 1, mit Lagerplatz/Werkplatz in Rudow, Kanalstraße
- Niederlassung Berlin
- Niederlassung Bremen
- Niederlassung Dortmund
- Niederlassung Stuttgart
Held & Francke Bauaktiengesellschaft München, Sitz und Niederlassungen nach 1945
Sitz und historische Anschrift der Hauptverwaltung: Held & Francke Bauaktiengesellschaft, 81549 München (früher 8000 München 90), Aschauer Straße 21, mit Lagerplatz und Werkstatt daselbst
- Zweigniederlassung Cham
- Zweigniederlassung Frankfurt am Main
- Zweigniederlassung Grafenwöhr
- Niederlassung Hamburg
- Niederlassung Ingolstadt
- Zweigniederlassung Kaiserslautern
- Zweigniederlassung Kiel
- Niederlassung Köln
- Zweigniederlassung Koblenz
- Niederlassung Mainz
- Niederlassung München
- Niederlassung Nürnberg
- Zweigniederlassung Stuttgart
- Niederlassung Vilshofen
- Zweigniederlassung Würzburg
Beispiele von der Bauunternehmung Held & Francke errichteter Bauwerke
in Deutschland, Ära Berlin, auszugsweise, ab 1872
- Berliner Dom, Am Lustgarten, Berlin
- Kaiser-Wilhelm-Gedächtsniskirche, Auguste-Victoria-Platz (Breitscheidplatz), Berlin
- Landtagsgebäude für den Preußischen Landtag in Berlin (heute
- Abgeordnetenhaus des Landes Berlin)
- Kaiser-Friedrich-Museum, Museumsinsel, Berlin
- Oberverwaltungsgericht, Hardenbergstr. 21, Charlottenburg
- Pulverfabrik Plaue a.d.H. mit 71 Gebäuden
- Geschützgießerei Spandau mit 5 Fabriken
- Fabrikanlage für die Luftstreitkräfte, Adlershof bei Berlin
- Flugplatz-Anlage Berlin-Friedrichsfelde
- Berliner Synagoge, Lindenstraße 48–50
- Handwerkskammer zu Berlin, Belle-Alliance-Str./Ecke Teltower Str.
in Deutschland, Ära München, auszugsweise, ab 1943
- Beteiligung Bunkerbau Landsberg für das Rüstungsministerium in Berlin
- Errichtung der Bauwerke für den Firmensitz Aschauer Str., München
- Allianz Versicherungs Aktiengesellschaft, Königinstraße 28, München
- Pumpspeicherwerk Leitzach, Städtische Elektrizitätswerke München
- Errichtung Mikroporit Porenbetonwerk, Aschauer Str., München
- Paulaner Brauerei Gärkeller und Flaschenfüllerei, München
- Städtisches Stadion der Stadt Nürnberg, Zeppelinstraße in Nürnberg
- Hotel Bayerischer Hof, Umbau und Neubau, Promenadeplatz 2-6, München
- Moselstaustufe St. Aldegund, Wasser- und Schiffahrtsamt Mainz
- Auto-Tunnel Von-der-Tann-Straße, Landeshauptstadt München
- Axel Springer Verlag Verwaltungsgebäude Hör zu, Hamburg
- Nahebrücke BAB A61 Dietersheim, Autobahnamt Montabaur
- Zweites Deutsches Fernsehen ZDF, Verwaltungsgebäude + Sendezentrum
- Instandsetzung Alte Mainbrücke, Würzburg
Literatur
- Handbuch und Verzeichnis Held & Francke Aktien-Gesellschaft Hochbau Tiefbau Eisenbetonbau Berlin
- Auszug aus Bericht zum Geschäftsjahr 1929 der Industriebau-Held & Francke Bauaktiengesellschaft Berlin
- Entwickeln, Konstruieren, Bauen - Herausgeber Held & Francke Bauaktiengesellschaft München 1972, gebunden,
- Firmenbroschüre - Herausgeber Held & Francke Bauaktiengesellschaft München 1979, gebunden
Weblinks
Infoseite über das Bauunternehmen Held & Francke Deutschland
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