Leonhard Moll

Leonhard Moll
Leonhard Moll AG
Logo der Leonhard Moll AG
Rechtsform Aktiengesellschaft
Gründung Gründung der AG: k.A.; Ursprungsjahr: 1894
Sitz München
Leitung Thomas Müller (Vorstandsvorsitzender)
Mitarbeiter 632 (2006)
Umsatz 123 Mio. Euro (2006)
Branche Bau
Produkte Betonprodukte, Keimfarben, Immobilien
Website Leonhard-Moll.de

Die Leonhard Moll AG ist ein traditionsreicher deutscher Konzern mit Sitz in München. 2006 erwirtschaftete die Gruppe einen Umsatz im dreistelligen Millionenbereich und beschäftigte über 600 Mitarbeiter.[1]

Inhaltsverzeichnis

Struktur

Der Konzern Leonhard Moll besteht heute aus drei Sparten:

Beton

  • Leonhard Moll Betonwerke GmbH & Co., München, mit weiteren deutschen Standorten in Braunschweig, Laußig (Leonhard Moll Fertigteilwerke GmbH & Co. KG), Hannover sowie den ausländischen Tochtergesellschaften
    • Wytwórnia Podkładów Strunobetonowych STRUNBET Sp. z o.o. (Polen; Standort: Bogumiłowice bei Tarnów)
    • Leonhard Moll Railway & Tower Systems s.r.o. (Tschechien; Standorte: Ostrava, Brünn, Prag)

Die ehemalige Leonhard Moll Hoch- und Tiefbau GmbH, Köln (tätig unter anderem in den Bereichen Hochbau, Straßen- und Tiefbau, Tunnelbau und Ingenieurtiefbau sowie Projektentwicklung) gehört heute zu 100% zum Baukonzern STRABAG SE, als dessen deutsche Sparte (heutige Firmierung Strabag Bau-AG). Zum 1. März 2006 wurde der Hoch- und Ingenieurbau der Strabag Bau-AG an die zum STRABAG-Konzern gehörende Ed. Züblin AG veräußert.

Farben

  • KEIMFARBEN GmbH & CO.KG: Herstellung von Produkten für den mineralisch-silikatischen Bautenschutz, im Schwerpunkt mineralische Farben. Zwei deutsche Standorte in Diedorf (Stammsitz) und Alteno/Luckau, sowie elf Auslandstochtergesellschaften in Europa (Österreich, Schweiz, Italien, Frankreich, Spanien, Niederlande, Großbritannien, Skandinavien, Polen, Tschechien) und den Vereinigten Staaten (Details siehe Hauptartikel)

Immobilien

  • Moll Areal GmbH & Co. KG (München; Komplementärin: Moll Areal Geschäftsführungs-GmbH, München): Bauträgergesellschaft, 1990 gegründet. Sie baut pro Jahr ca. 70 Eigentumswohnungen und erzielt zwischen 20 und 25 Millionen Euro Jahresumsatz. Seit 1894 errichtet Leonhard Moll Wohn- und Gewerbebauten; das erste schlüsselfertige Wohn- und Geschäftshaus wurde 1927 erstellt.

Geschichte

Der Unternehmensgründer

Leonhard Moll wurde 1870 in Külsheim-Erkenbrechtshofen (heute ein Ortsteil von Bad Windsheim in Mittelfranken) als Sohn eines Tagelöhners geboren. Nach einer Lehre im Baugewerbe war er zunächst Angestellter der Stadt München, bis er 1894 sein Bauunternehmen gründete. Er starb 1945 in München. Die Gemeinde Külsheim-Erkenbrechtshofen ernannte ihn zum Ehrenbürger. Die Straße Leonhard-Moll-Bogen am Hansapark im Münchner Stadtteil Sendling-Westpark (Benennung 1990) und die Leonhard-Moll-Straße in Jettingen-Scheppach sind nach dem Unternehmensgründer benannt.

Das Unternehmen

Anfänge

Das Unternehmen entstand aus einer 1894 vom damaligen Baumeister Leonhard Moll in München gegründete Firma, die seitdem in den Bereichen Bau, Industrieanlagen und Projektentwicklung tätig war. Moll baute neben Wohnhäusern auch Gebäude der öffentlichen Hand, war im Wasserbau tätig (Schifffahrtswege, Hafenanlagen) und errichtete Industriebauten. Nach dem Ersten Weltkrieg errichtete er einen damals modernen Bauhof mit Werkstätten, Magazinen, Lagerhallen und Verladeeinrichtungen. 1926 erweiterte er das Geschäftsfeld um eine Abteilung für Straßenbau. 1929 gründete Moll außerdem ein Betonwerk, aus dem die heutige Sparte Leonhard Moll Betonwerke GmbH & Co. KG hervorging. 1932 war Moll am Bau des Freiburger Sternwaldtunnels für die Trassenverlegung der Höllentalbahn beteiligt.[2]

NS-Zeit

Ab 1935 entwickelten und fertigte die Sparte Betonwerke Maste im Schleuderbetonverfahren, die u.a. als Antennenträger dienen. 1937 meldete Leonhard Moll ein Patent für Bahnschwellen aus vorgespanntem Beton an und nahm während des Weltkrieges die Produktion im großindustriellen Maßstab auf.

Die Unternehmen der Moll-Gruppe profitierten in dieser Zeit von Aufträgen des Naziregimes und dem dabei großteils erfolgten Einsatz von Zwangsarbeitern[3](z.B. Bau der Straße auf den Berghof Hitlers am Obersalzberg, in München unter anderem Beteiligung am Bau des „Hauses der Deutschen Kunst“, dem „Führerbau“ und dem „NSDAP-Verwaltungsbau“ [heute Münchner Haus der Kulturinstitute] und an der Neugestaltung des Königsplatzes), sowie Beteiligung am Bau des „Westwalls“ und am Bunkerbau für U-Boote und für Rüstungsfabriken (z.B. beteiligt am Bau der Pulverfabrik der Deutschen Sprengchemie GmbH in Waldkraiburg). Das Unternehmen Leonhard Moll, das noch in den Jahren 1930/31 den Dachstuhl für den Neubau der ostjüdischen Synagoge geliefert hatte[4] führte ab 8. Juni 1938 – also mehrere Monate vor der „Reichskristallnacht“ – auch den Abriss der Hauptsynagoge durch.[5]

1944 wurde bei Landsberg am Lech eine Großbaustelle zur Errichtung dreier halbunterirdischer Bunker zur Produktion des Düsenstrahljägers Messerschmitt Me 262 eingerichtet („Projekt Ringeltaube“). Den Auftrag für einen bei Igling gelegenen Bunker, Deckname „Weingut II“, erhielt das Unternehmen Leonhard Moll. Die Baukosten allein für das Bunkergewölbe wurden auf über 20 Millionen Reichsmark geschätzt. Bis Kriegsende wurden jedoch nur ca. 70% der Arbeiten an diesem Bunker fertiggestellt. Auf der Baustelle mussten auch Hunderte jüdische KZ-Häftlinge aus dem eigens um Landsberg und Kaufering errichteten größten Konzentrationslagerkomplex des Deutschen Reiches unentgeltlich und bewusst mangelernährt jeweils in zwei Schichten von je zwölf Stunden arbeiten. Eine Entschädigung der KZ-Zwangsarbeiter hierfür wurde von der Firma Leonhard Moll und den anderen beteiligten Unternehmen mit Hinweis auf das Fehlen einer umfassenden Regelung jahrelang abgelehnt. Die Firma beteiligte sich dann als eine der ersten am Fonds der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“. Der Bunker „Weingut II“ wurde in den 1950er Jahren, unter Verteidigungsminister Franz Josef Strauß, von der Bundeswehr übernommen, fertiggestellt und beherbergt heute die Luftwaffeninstandhaltungsgruppe 13 Landsberg.

Nach 1945

Das Unternehmen wurde nach dem Tod seines Gründers von seinen Söhnen und Enkeln weitergeführt. Vom Baukonzern Leonhard Moll wurden nach 1945 unter anderem so große und bekannte Münchner Projekte entwickelt, wie die Sportstätten des Olympiageländes (1968-1972), Industrieanlagen für den Autokonzern BMW, Brauereien, die Neue Pinakothek, das Polizeipräsidium, der Kuppelbau im Tierpark Hellabrunn, oder die Großmarkthalle. (Hiervon einige Bauwerksausführungen in Arbeitsgemeinschaften).

Zeitweise war das Unternehmen auch am Kohlebergwerk Grube Marienstein bei Waakirchen beteiligt.[6]

Ein besonderes Geschäftsfeld war mit der Bausparte Tunnelbau eröffnet worden, als mehrere deutsche Städte ob der veränderten Verkehrsverhältnisse den U-Bahn-Bau ab den 70er Jahren wieder in Angriff nahmen. Unter anderem war man in Arbeitsgemeinschaften am Münchener U-Bahn-Bau beteiligt; in Frankfurt am Main wurden für das Stadtbahnbauamt zusammen mit der Sager & Woerner KG und der Held & Francke Bauaktiengesellschaft in Arbeitsgemeinschaften unter der technischen Geschäftsführung der Leonhard Moll GmbH & Co. KG mehrere Baulose (Tunnelröhren und U-Bahnhof) errichtet. Weiter wurden Straßentunnel gebaut, u.a. der Löwenherz-Tunnel (1991-1995) in Annweiler, Rheinland-Pfalz.

Seitens der Sparte Leonhard Moll Betonwerke wurden in der Zeit des Wiederaufbaues nach dem Zweiten Weltkrieg mehrere Millionen Spannbetonschwellen produziert. Die Gesellschaft beschäftigte bis zu etwa 1800 Mitarbeiter. Nach der Wiedervereinigung Deutschlands kam 1994 die Produktion am Standort Laußig hinzu, 2004 das Werk in Hannover. Das Unternehmen hat heute einen Anteil am deutschen Betonschwellenmarkt von über 10%.

Heutige Geschäftsfelder der Sparte Betonwerke sind:

  • Betonschwellen (Fertigungskapazität: über 500.000 Spannbetonschwellen pro Jahr)
  • Schleuderbetonmasten (unter anderem für den Bahnfunk)
  • Betonschalthäuser/-kabinen (sog. „Transformatorenhäuschen“)
  • Planung, Projektierung, Lieferung und Inbetriebnahme kompletter Betonschwellenwerke (realisiert wurden bisher z.B. Werke in Algerien und Griechenland)

Leonhard-Moll-Stiftung

Zum 100. Firmenjubiläum hat die Unternehmensgruppe Leonhard Moll 1995 eine Stiftung errichtet, die in Zusammenarbeit mit der Ludwig-Maximilians-Universität München und der Technischen Universität München vier Stipendien für Studentinnen oder Studenten der Fächer Architektur mit Denkmalpflege, anorganischer Chemie, Betriebs- und Volkswirtschaftslehre, Recht sowie Kunstgeschichte an den Universitäten in Breslau, Budapest, Krakau, Prag und Sankt Petersburg bereitstellt. Es waren die ersten Dauerstipendien, die diese beiden Münchner Hochschulen erhalten haben.

Das Moll-Gelände

Auf dem ehemaligen Bauhofgelände der Firma Leonhard Moll in München entstand Anfang der 1980er Jahre der Westpark (ein Teilgelände der Internationalen Gartenschau IGA 1983) und ab 1989 die Wohnanlage Hansapark. Auf dem ehemaligen „Mollgelände“ befindet sich heute auch das „Feierwerk“, ein Kultur- und Veranstaltungszentrum.

Literatur

  • Leonhard Moll AG (Hrsg.), Hans Neudecker (Gestaltung): 100 Jahre Leonhard Moll: 1894 bis 1994. München: Leonhard Moll AG & Co., 1994
  • Leonhard Moll GmbH & Co. (Hrsg.): Beraten Betreuen Bauen. Leistungsschwerpunkte einer Bauunternehmung. Die 70er und 80er Jahre. München, 1986
  • Leonhard Moll KG (Hrsg.), Hans Wiese (Mitarb.): 75 Jahre Leonhard Moll: 1894 - 1969, München: Leonhard-Moll KG, 1969
  • Leonhard Moll, Bauunternehmung f. Hoch- u. Tiefbau, Eisenbeton, München (Werbeschrift). München: Wild, 1910
  • Die Moll-Post: Mitarbeiterzeitung der Unternehmensgruppe. Unternehmensgruppe Leonhard Moll: München (erschienen 6.1995-10.1996, ZDB-ID: 1344436-0); Vorgänger: Die neue Mollpost. Leonhard Moll AG & Co. (1.1992 - 5.1993, unregelmäßig erschienen, ZDB-ID: 1344434-7).
  • Deutsche Biographische Enzyklopädie, Bd. 7, München 1998, S. 190.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Quelle: Unternehmensangaben, Stand 2006; aktuellere und genauere Zahlen sind nicht bekannt.
  2. Sonderbeilage der Freiburger Zeitung zur Eröffnung der neuen Bahnlinie, 8. November 1934, Zugriff am 13. Mai 2010
  3. Laut "International Tracing Service" beschäftigte sie zwischen 1942 und 1945 in München 1150 "Fremdarbeiter". Quelle: Das Kartell der Neinsager, Welt Online, 9. Dezember 1999
  4. Die Einweihung der neuen ostjüdischen Synagoge am 5. September 1931
  5. Dies ging auf einen persönlichen Befehl Adolf Hitlers anlässlich eines München-Besuches zurück. Hitler störte, dass diese Synagoge direkt neben dem Künstlerhaus gelegenen war, bezeichnete den Bau als „Schandfleck“ und befahl, ihn bis zum 8. Juni 1938, dem „Tag der deutschen Kunst“, zu beseitigen. [1]
  6. Karl-Ulrich Gelberg: Die Protokolle des Bayerischen Ministerrats, 1945-1954. Oldenbourg: Wissenschaftsverlag, 1995, ISBN 348657566X; , S. 39: Protokoll Nr. 57 vom 5. Februar 1949

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