Heliar

Heliar
Heliar von 1900 (oben), spätere Version, die als Color-Heliar oder Dynar bekannt wurde (unten)

Heliar ist die Bezeichnung eines fünflinsigen Objektivs, das 1900 patentiert wurde. Es wurde von Hans Harting für die Firma Voigtländer entwickelt.

Inhaltsverzeichnis

Aufbau

Das Heliar ist eine Weiterentwicklung des Cooke-Triplets. Um die Abbildungsfehler zu vermindern, hat Harting die einzelnen Linsen vorne und hinten im Triplet-Typ durch verkittete Gruppen aus jeweils einer Sammel- und einer Streulinse ersetzt. Bei dem ersten Entwurf, der 1900 patentiert wurde, lagen die Streulinsen außen. Harting selbst änderte seine Konstruktion noch ab, indem er die Streulinsen nach innen verlegte. Dadurch ließen sich die Abbildungsfehler noch etwas besser reduzieren. Dieser Aufbau wurde sowohl als Dynar wie auch als Heliar bezeichnet.

Heliar und Tessar

Eine weitere Variante des Triplet-Typs wurde 1902 von Paul Rudolph für Carl Zeiss berechnet und patentiert. Beim Tessar besteht nur das rückwärtige Element aus zwei verkitteten Linsen. Man kann es also als vereinfachtes Heliar betrachten. Das Tessar erreicht eine hohe Schärfeleistung und einen hohen Kontrast. Mit einer Linse weniger war es billiger herzustellen und es ist leichter mit einer hohen Lichtstärke zu versehen. Voigtländer hat Objektive vom Typ des Tessars unter der Bezeichnung "Skopar" angeboten.

Eigenschaften, Anwendung

Das Heliar (von altgr. Helios - Sonne) wurde für seine ausgewogene Abbildung hochgelobt. Die "weiche" Abbildung bei großer Blendendenöffnung machte es zu einem geschätzten Objektiv für Landschaften und Portraits. Die "Weichheit" entstand durch eine nicht vollständige Korrektur der Abbildungsfehler Astigmatismus und Koma. Sie nimmt beim Abblenden des Objektivs ab.

Vollständig korrigierte Konstruktionen des Heliar-Typs gab es von Voigtländer nicht unter diesem Namen (erst 2001 vom Hersteller Cosina). Die scharfe Abbildung mit weichen Kontrasten galt als besonderes Qualitätsmerkmal dieses Typs.

Modelle

Verschiedene Varianten wurden als Heliar, Dynar und Color Heliar hergestellt. Sie fanden Verwendung in Rollfilm-Faltkameras des Typs Bessa, typisch mit 105 mm f/3,5. Für Großformatkameras wurden ebenfalls verschiedene Versionen produziert, zum Beispiel für die Voigtländer Laufbodenkameras vom Typ Bergheil für Planfilm. Hier ging die Brennweite von 150 bis 420 mm, die Lichtstärke betrug f/4,5.

Anfang der 1950er Jahre brachte Voigtländer ein Spezial-Heliar für Portraitfotografie heraus. Man machte sich die "weiche" Abbildung des Originalentwurfs von 1900 zunutze. Zusätzlich konnte die mittlere Linse in der Objektivachse verschoben werden, um den Grad der Weichzeichnung zu steuern. Es war für Mittel- und Großformatkameras verfügbar.

Apo-Lanthar

Die höchste Entwicklungsstufe des Voigtländer Heliars stellt das Apo-Lanthar von 1952 dar. Der Aufbau des Apo-Lanthars entspricht dem Color-Heliar. Durch die Verwendung spezieller Glassorten wurde das Apo-Lanthar zum ersten Apochromatisch korrigierten Objektiv für das Mittelformat. Es erwarb sich einen legendären Ruf für die hervorragende Abbildungsleistung. Es erschien aus Marketinggründen nicht unter der Bezeichnung Heliar, man wollte den besonderen Ruf des Heliars für die "duftige Schärfe" nicht gefährden. Auch das Apo-Lanthar war nur für Mittel- und Großformatkameras verfügbar.

Nachdem Voigtländer 1956 von Zeiss-Ikon übernommen wurde, konzentrierte sich die Firma bald auf das Kleinbildformat. Die Weiterentwicklung dieser Objektive wurde eingestellt und die Produktion lief langsam aus.

Andere Hersteller

Asahi Pentax hatte von 1952 bis 1962 ein Kleinbildobjektiv vom Heliar-Typ im Programm. Das Takumar 58 mm, f/2,4 war das erste Heliar für das Kleinbildformat und außergewöhnlich lichtstark für diesen Objektivtyp. Es wurde mit M37- und M42-Gewindeanschluss produziert. Im 1958 vorgestellten Sortiment von Auto-Takumar-Objektiven für Pentax-Kameras entfiel dieser Typ. Der Markt verlangte lichtstarke Objektive, die speziellen Eigenschaften des Heliar-Typs waren jetzt weniger gefragt.

Alle Pentax 100 mm f/4 Makro-Objektive waren vom Heliar-Typ (fünf Linsen in drei Gruppen), s. hier. Produziert wurden diese bis zum Jahre 1989.

Kodak verwendete den Heliar-Typ für einige Objektive der Ektar-Reihe, auch Nikon soll diesen Objektivtyp verwendet haben. Mamiya nutzte diesen Typ z. B. für das 105 mm f/3,5 Objektiv der zweilinsigen Spiegelreflex. Leitz hatte Objektive vom Heliar-Typ unter dem Namen Hektor im Programm, zum Beispiel das Hektor 28 mm f/6,3.

"Heliar" lizenziert an Cosina

Cosina / Voigtländer "Apo-Lanthar" F 3,5 90-mm-Objektiv für Kleinbildkameras, das nichts mit der originalen Heliar-Konstruktion zu tun hat

Seit 1999 ist die japanische Firma Cosina Lizenznehmer der Marke Voigtländer und verschiedener Produktbezeichnungen. Cosina hat verschiedene Kameras und Objektive unter den alten Bezeichnungen z. B. Heliar (Super Wide Heliar 15 mm f/4,5, Ultra Wide Heliar 12 mm f/5.6, Color Heliar 75 mm f/2,5) und Apo Lanthar (Apo Lanthar 90 mm f/3,5) herausgebracht, deren Aufbau jedoch nichts mit dem der Namensgeber aus Braunschweiger Produktion zu tun hat.

Im Jahr 2001 kam ein limitiertes Jubiläumsset "101 Jahre Heliar" auf den Markt. Das Set enthielt ein neu berechnetes, zusammenschiebbares Heliar 50 mm f/3,5 mit einer passenden Sucherkamera. Der Grundaufbau dieses Objektivs entspricht dem originalen Color Heliar. Es wurde in Fotomagazinen hochgelobt, es gehöre eindeutig zum Besten, was man je getestet habe.

Zum 250. Jubiläum des Markennamens Voigtländer wurden wieder limitierte Jubiläumssets aufgelegt. Diese Sets enthalten ein Heliar Classic 50 mm f/2,0 (wieder zusammenschiebbar, wieder im Aufbau entsprechend dem originalen Color Heliar) und eine passende Sucherkamera. Das Heliar Classic ist damit das bisher lichtstärkste Objektiv dieses Typs.

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