Hellenstainer

Hellenstainer

Emma (Emerentiana) Hellenstainer geb. Hausbacher (* 23. April 1817 in St. Johann in Tirol; † 9. März 1904 in Meran) war eine Pionierin der Tiroler Gastronomie.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Werk

Emma Hellenstainer

Als Tochter eines Kaufmanns und Wirts erhielt das Mädchen bei den Ursulinen in Innsbruck eine gründliche Ausbildung in häuslichen Fertigkeiten und erwarb erste Italienischkenntnisse. Auf den gastgewerblichen Bereich ausgerichtet war die anschließende Lehrzeit in der Küche des Gasthofs zu den „Drei Alliierten“ in Salzburg. Dann heiratete Emma den „Adlerwirt“ Josef Hellenstainer aus Niederdorf im Hochpustertal. Die Ehegatten nützten die günstige Verkehrslage bald schon zum qualitativen Ausbau ihres Gasthofes. Sie bewirteten nicht nur die damals typische Kundschaft von Fuhrleuten und Durchreisenden, sondern setzten auf den um die Mitte des Jahrhunderts aufblühenden Tourismus. Frau Emma verfeinerte die bodenständige Pustertaler Kost durch die Einführung der gehobenen Standards der Biedermeierküche, ebenso verbesserte sie die Ausstattung der Zimmer. Ihren später legendär gewordenen Ruf erwarb sie durch ihre Qualitäten als charmante und liebenswerte Gastgeberin.

Die 1871 eröffnete Pusterer Bahn zog neue Gästeschichten in das Pustertal, das unter zahlreichen Touristen bald den Ruf eines „österreichischen Engadin“ gewann. Auch der Alpinismus hatte in Niederdorf frühzeitig einen wichtigen Stützpunkt gewonnen: Die 1869 auf Anregung von Emma Hellenstainer und anderer Gastwirte des Ortes gegründete Alpenvereinssektion Hochpustertal war eine der ältesten der Habsburger Monarchie; Frau Hellenstainer war das erste weibliche Mitglied des Alpenvereins überhaupt.

Auch ihre fünf Töchter und zwei Söhne schlugen den Weg in die Tourismusbranche ein. Sohn Eduard erbaute 1897 am Pragser Wildsee ein Hotel, Sohn Hermann eröffnete 1907 in Meran das „Hotel Emma“, das bald als eines der Flaggschiffe der Meraner Hotellerie galt. Dieser Jugendstilbau ist architekturgeschichtlich interessant, da er eines der ersten europäischen Bauwerke gegossene eisenarmierte Betonelemente, die zu seiner tragenden Struktur gehören, aufzuweisen hat. Auch das Hotel „Stadt München“ in Meran und die „Post“ in Neuspondinig gehörten zum weit verzweigten Familienbesitz. Damit hatte die Familie aus eigener Kraft den Übergang vom dörflichen Gastgewerbe zum modernen Tourismus bewältigt, der in anderen Tiroler Fremdenverkehrszentren meist nur durch Kapitalgesellschaften oder auswärtige Financiers zustande kam.

Kaiser Franz Josef I. würdigte die Verdienste Frau Emmas durch die Verleihung des goldenen Verdienstkreuzes und zeigte sich bei einem Besuch in Welsberg 1899 außerordentlich erfreut darüber, dass ihm die „weltbekannte Frau Emma“ vorgestellt wurde. Ihren Lebensabend verbrachte Emma Hellenstainer in Meran, wo sie im Alter von 87 Jahren starb. Heute erinnern die Landesberufsschule für das Gast- und Nahrungsmittelgewerbe Emma Hellenstainer in Brixen und das Museum Touriseum in Meran an die Tourismuspionierin.

Literatur

  • Paul Rainer, Frau Emma in Europa, Innsbruck 1924
  • Josefine Hellenstainer, Frau Emma Hellenstainer und ihre Zeit, Meran 1926
  • Anibas Karl, Gewerbetopographie des Stadt- und Amtsgerichts Kitzbühel, Diss. Innsbruck 1987

Film

  • Frau Emma Europa - eine berühmte Gastwirtin in Tirol (Drehbuch: Markus Larcher, Regie: Jochen Unterhofer), ausgezeichnet mit dem Preis La Farfalla del Trentino beim 53. Internationalen Bergfilmfestival in Trient

Weblinks


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