Henri Tudor

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Henri Tudor

Henri Owen Tudor (* 30. September 1859 auf dem Diesburgerhof bei Ferschweiler; † 31. Mai 1928 in Rosport) war ein luxemburgischer Ingenieur und Erfinder des ersten brauchbaren Bleiakkumulators.

Henri Tudor, Sohn des Engländers John Thomas Tudor und der Luxemburgerin Marie Loser, machte sein Abitur im belgischen Chimay und studierte von 1879 bis 1883 in Brüssel an der Ecole Polytechnique Ingenieurwesen. Schon während seiner Studienzeit interessierte er sich für Elektrotechnik, insbesondere im Zusammenhang mit elektrischem Licht und Stromerzeugung und forschte daher auf dem Gebiet der elektrischen Akkumulatoren. Tudor soll in Kontakt zu Thomas Edison gestanden haben, dem Erfinder der Glühlampe: Diese Erfindung hat ihn dazu angeregt, einen Akkumulator zu verwenden, um die elektrische Energie während der Stunden mit schwachem Verbrauch zu speichern, um sie dann während der Spitzenstunden zu verteilen. 1882, noch als Student, gelang es ihm, eine Gleichstromanlage zu errichten. Die von ihm entwickelten Akkumulatoren, die von einem Dynamo gespeist wurden, der mittels der Wassermühle Rosport betrieben wurde, liefen 16 Jahre ohne Pause. Das Schloss der Tudors war dann auch eines der ersten Gebäude in Europa, dem rund um die Uhr elektrisches Licht zur Verfügung stand. 1886 ließ Tudor seine Erfindung in Luxemburg und 1887 in Frankreich patentieren.

1884 entwickelte Henri Tudor den "energy-car" (Energie-Wagen), eine mobile Kraftstation für die Landwirtschaft (zum Dreschen, Sägen und Beleuchten), die von einem Akkumulator gespeist wurde. 1886 errichtete er eine zentrale Einrichtung in Echternach, um die gesamte Stadt mit elektrischem Licht zu versorgen.[1] In Rosport baute er, zusammen mit seinem Cousin Niklaus Schalkenbach, eine Fabrik, um die Akkumulatoren produzieren zu können.

Obwohl er zeitweilig 30 Arbeiter beschäftigte, kam die Produktion schon bald nicht mehr nach; die Kosten (Importzölle für Blei, Exportzölle für die fertigen Anlagen) haben seine Geschäfte sehr erschwert. Daher eröffnete er Tudor-Fabriken in Belgien (Florival) und in Frankreich, dann in anderen europäischen Ländern, darunter Deutschland und Großbritannien. 1890 waren mehr als 1200 Tudor-Batterien auf der ganzen Welt im Einsatz. Zeitweilig arbeiteten 25.000 Menschen in Tudor-Fabriken.

1928 starb Henri Tudor an den Folgen einer Bleivergiftung, die er sich bei seinen Forschungsarbeiten zugezogen hatte. 1987 wurde nach Henri Tudor ein öffentliches Forschungszentrum in Luxemburg benannt.[2]

Zum Gedenken an den Pionier der Elektrizität wurde im Jahre 2009 ein Museum im restaurierten Gemeindesitz (oberes Schloss in Rosport), von Henri O. Tudor erbaut, eröffnet.

Literatur

  • Hoffmann, Emile (1959): Henri Owen Tudor, ingénieur, 1858-1928. Commémoration du centième anniversaire de sa naissance. Archives de l'Institut grand-ducal de Luxembourg, Section des Sciences naturelles, physiques et mathématiques, N.S. 26: 59-80.
  • Steinmetz, Aloyse (1981): Die Tudors in Rosport. Dokumentation über das Leben und die Verdienste der Gebrüder Tudor für ihre Heimatortschaft Rosport. Hrsg. von Lehrer Al. Steinmetz, gelegentlich des 100. Jahrestages des ersten Bleiakkumulators, der von Henri Owen Tudor gebaut wurde und in der alten Mühle des früheren Irminenhofes funktionierte <1881>. Luxembourg, Rapid Press, 68, (4) p.
  • Steinmetz, Aloyse (1995): Henri Owen Tudor konstruierte in Rosport einen elektrischen Bleiakkumulator, der weltweites Aufsehen erregte. Gester an Hätt, 8 (16): 3-11.
  • Steinmetz, Aloyse (1996): Henri Owen Tudor, Pionier auf dem Gebiet der Elektrizität. Heimatkalender 1997 Landkreis Bitburg-Prüm: 26-31.
  • Steinmetz, Aloyse (1998): Henri Owen Tudor, ein bedeutender Pionier unseres Landes. Nos Cahiers, 19 (2-3): 401-422.
  • Schmid, Wolfgang (2009): Die Brüder Tudor in Rosport. Erfinder, Unternehmer, Jäger und Wanderer. Eifeljahrbuch 2009: 60-64.
  • Kurt Jäger, Friedrich Heilbronner: Lexikon der Elektrotechniker. 2. Auflage. VDE-Verlag, 2010, ISBN 978-3-8007-2903-6 (Inhaltsverzeichnis, 125 KB).

Einzelnachweise

  1. Massard, Jos. A. (1997): 1886-1996: Hundertzehn Jahre elektrisches Licht in Echternach. Ein Beitrag zur Geschichte der öffentlichen und privaten Beleuchtung im 19. und frühen 20. Jahrhundert in Luxemburg mit Blick ins deutsche Grenzgebiet. Annuaire de la Ville d’Echternach 1996: 101-144.
  2. http://www.tudor.lu

Weblinks


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