- Herkunftslegende
-
Herkunftslegende, ätiologische Legende oder auch nur Ätiologie bezeichnet in Religionswissenschaft und Mythologie die Erklärung oder Begründung von gegenwärtigen Zuständen durch Vorgänge in der (oft fiktiven) Vergangenheit. So ist etwa in der biblischen Schöpfungsgeschichte Gottes Ausruhen am siebten Tag eine Ätiologie für die Sabbatruhe oder der Noachbund am Ende der Sintfluterzählung (Gen 9,8-17 EU) eine Ätiologie für das Phänomen des Regenbogens.[1]
Entsprechende Ursprungslegenden gab es in der Antike zur Erklärung von Ortsnamen (z. B. Venetia aus der Losung Veni etiam), eigentümlichen Gesteinsbildungen, Pflanzen, Tieren, lokalen Kulten und Ähnliches. Derartige Erzählungen sammelte in hellenistischer Zeit der Dichter Kallimachos und stellte sie in seinen Aitia zusammen. Ein weiteres herausragendes Beispiel aus der antiken Literatur zur Aitia sind die Metamorphosen des römischen Dichters Ovid.
Eine ätiologischen Sage oder Erklärungssage deutet in der Erzählforschung etwas Unerklärliches. Ferner versuchen ätiologische Sagen zu erklären, warum etwas, das man in der Wirklichkeit vorfindet, existiert: beispielsweise ein Brauch, ein Ereignis, ein Kreuzstein, eine Salzsäule, der Name eines Ortes (), eines Sees (Beispiel: ), eines Berges oder eines heiligen Ortes.
Ansippung bezeichnet Herkunftslegenden von Ethnien oder Einzelpersonen.
Einzelnachweise
- ↑ Bernhard Kirchmeier: Der Noachbund. Eine umfassende Analyse, München 2009, S. 24-26
Literatur
- Erik Hornung: Der ägyptische Mythos von der Himmelskuh. Eine Ätiologie des Unvollkommenen (Orbis Biblicus et Orientalis Band 46), 1982
Weblinks
- Andreas Scherer: Ätiologie. In: Michaela Bauks, Klaus Koenen (Hrsg.): Das wissenschaftliche Bibellexikon im Internet (WiBiLex), Stuttgart 2006 ff., Zugriffsdatum: 25.02.2009.
Wikimedia Foundation.