1. Buch Mose

1. Buch Mose
Die fünf Bücher des Mose
Tora (hebr.)
Pentateuch (gr.-lat.)

Das 1. Buch Mose, auf HebräischבְּרֵאשִׁיתBereschit, auf Griechisch Γένεσις Genesis genannt, ist das erste Buch des jüdischen Tanach bzw. des christlichen Alten Testaments und damit das erste Buch der Bibel. Es beginnt mit Erzählungen von der Schöpfung der Welt und endet mit dem Aufenthalt der Söhne Jakobs in Ägypten.

Inhaltsverzeichnis

Zum Namen

Der hebräische Name des Buchs gibt seine ersten Worte wieder: Im Anfang (‏בְּרֵשִׁית‎, Bereschit). Die Benennung der fünf Bücher Mose nach ihren Anfangsworten ist mit ihrer Verwendung für die Lesung im Synagogengottesdienst im Judentum verknüpft.

In der deutschsprachigen Wissenschaft ist der Titel Genesis gebräuchlich. Er stammt aus der griechischen Übersetzung des Tanach, der Septuaginta, die im orthodoxen und katholischen Christentum als Altes Testament kanonisiert wurde. Sie fasst den Inhalt des ersten Verses zusammen:

„Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde.“

– Genesis 1,1[1]

Das griechische Substantiv Genesis (γένεσις) bedeutet „Geburt“, „Ursprung“, „Entstehung“. Es übersetzt das hebräische Verb bara, das in der Bibel ausschließlich für Gottes schöpferisches Handeln im Unterschied zu menschlichen Fähigkeiten verwendet wird. Es beschreibt die Erschaffung der Welt, die poetisch auch Wiege der Menschheit genannt wird. Von ihr erzählen die ersten beiden Kapitel des Buches.

Die deutsche Bezeichnung 1. Buch Mose folgt dem sonstigen kirchlichen Sprachgebrauch, der traditionell Mose als Autor hervorhebt und damit auf die Offenbarung der Tora an ihn und das erwählte Gottesvolk Israel anspielt. Dies sind Inhalte der weiteren Bücher Mose, die zusammen mit der Genesis als Tora den ersten Hauptteil der Bibel bilden. Für Juden wie Christen ist die Schöpfungsgeschichte bereits Tora im Sinne von verbindlicher Weisung für das ganze Leben, die Gott den Menschen schenkt und gebietet.

Übersicht

Das 1. Buch Mose handelt von Gottes Schöpfung, die auf den Menschen zielt, ihm dient und ihm anvertraut ist. Die biblische Schöpfungserzählung knüpft an Entstehungsmythen und Kosmogonien in Israels antiker Umwelt (vor allem das Atraḫasis-Epos) an, grenzt sich aber auch deutlich gegen die archaisch-mythischen Vorstellungen (z. B. die Astralgötter Babyloniens) ab. Eine Theogonie, das heißt eine Differenzierung und Darstellung verschiedener Götter – wie etwa in den griechischen Sagen Homers – ist ihm nicht zu entnehmen. Hier wirkte das 1. Gebot der Bibel.[2]

Von der Schöpfung der Welt ausgehend wird zunächst eine Frühgeschichte der Menschheit erzählt (über Adam und Eva, Kain und Abel, Noach), die mit der Völkertafel[3] endet. Es folgt die Frühgeschichte des Volkes Israel, beginnend mit der Berufung des Erzvaters Abraham. Die Lebens- und Familiengeschichten der Patriarchen Abraham, Isaak und Jakob stellen den Ursprung der Israeliten, ihrer Gesetze, Bräuche und religiösen Vorstellungen unter dem Aspekt der göttlichen Erwählung und des Bundes mit Israel bis zum Tod Josefs in Ägypten dar.

Hiervon ausgehend beziehen die so genannten abrahamitischen Religionen Judentum, Christentum und Islam ihre jeweiligen Interpretationen.

Das 1. Buch Mose steht in engem Zusammenhang zu den anderen vier Büchern Mose der schriftlichen Tora oder des Pentateuch.

Inhaltliche Zusammenfassung

Das Buch lässt sich inhaltlich grob in zwei Teile gliedern: Urgeschichte (Kap. 1–11) und Vätergeschichte (Kap. 12–50).

Die Urgeschichte umfasst die zwei Schöpfungsgeschichten (Kap. 1 und 2, christlich Hexaemeron genannt), die biblischen Erzählungen vom Garten Eden und der Vertreibung Adams und Evas daraus; Kain und Abel, (Kap. 3 und 4), die Sintflut um Noach (Kap. 6–9) und den Turmbau zu Babel (Kap. 11, erster Teil).

Diesem einführenden Teil folgen die Vätergeschichten: die Erzählungen im Land Israel um die Patriarchen Abraham (Kap. 12–25) sowie Isaak, Jakob und Esau (Kap. 25–35). Durch sie setzt Gott in die zerrüttete Welt einen segensvollen Neuanfang.[4]

Das Buch schließt mit den Geschichten um Josef und seine Brüder (Kap. 36–50), die die Handlung nach Ägypten verlagert, wo dann das 2. Buch Mose ansetzt.

Die Schöpfung

Darstellung der Schöpfung aus dem Kloster St. Marienstern

Das 1. Buch Mose beginnt mit der Schöpfung der Welt durch Gott in sieben Tagen.

  1. Das Licht und damit Tag und Nacht werden geschaffen.
  2. Das Himmelsgewölbe wird errichtet, das das Wasser unter der Erde von Wasser über der Erde trennen soll. Dabei wird auf das antike Weltbild Bezug genommen, wonach über dem Firmament wieder Wasser sei.
  3. Land und Wasser werden getrennt, und Pflanzen werden erschaffen.
  4. Himmelskörper werden ans Himmelsgewölbe gebracht.
  5. Meerestiere und Vögel werden erschaffen.
  6. Landtiere und zuletzt die Menschen werden erschaffen, weiblich und männlich.
  7. Sabbat: Gott ruht. Somit erschafft/erfindet er die Ruhe.

Die Quelle des Lichts vor der Entstehung der Himmelskörper wird dabei nicht thematisiert. Es ist eine kunstvoll kurze Erzählung. Gott ist da und setzt den Anfang von Welt und Zeit. Die Vorgeschichte der Welt schmilzt in den kurzen Satz, „Die Erde war wüst und leer (wirr)“ zusammen (Siehe auch: Tohuwabohu, Chaos).

Der Bericht soll etwa zur Zeit der babylonischen Gefangenschaft entstanden sein (vergleiche Priesterschrift). In Abgrenzung zur polytheistischen Weltsicht der Babylonier stellten sie nun die Einzigartigkeit ihres Gottes heraus, der Herr über die gesamte Schöpfung ist. Der Glaube der Israeliten an ihren Gott, in der babylonischen Verbannung, in der äußereren Niederlage des Volkes Israels, wurde nun als Identifikationsgrundlage für das Volk erkannt und sollte gefestigt werden. Er musste der Versuchung der scheinbar siegreichen Religion Babylons mit seinen prunkvollen Liturgien (beispielsweise des Neujahrsfestes) widerstehen.

Das kleine Israel wurde umgeben von den großen Kulturvölkern der Babylonier und Ägypter, die unter anderem auch die Gestirne und die Elemente als Götter verehrten. Im Gegensatz zu den verbreiteten Ansichten der meisten polytheistischen Religionen jener Zeit, wonach diese durch göttliche Zeugungen entstanden, lehrt die Bibel, dass alles durch das Wort Gottes erschaffen wurde.[5]

Der Schöpfungsbericht ist der Moment der definitiven Abkehr von den levantinischen Religionen und der Ausbruch aus der Vielgötterei, das Wort Gottes, die Vernunft eines Gottes allein ist die entscheidende Aufhellung, Aufklärung der Geschichte. Das Chaos, die Wüstenei, die Ödnis, das Tohuwabohu wird vollkommen der Souveränität eines vernünftigen, die Menschheit liebenden Gottes unterworfen. Inwieweit hierbei bestehende Vorstellungen aus dem schriftfreien Raum (Echnaton, Jitro) übernommen wurden, ist nicht geklärt. Andere Berichte aus dem Zeitraum vor und während des babylonischen Exils (besonders beim Propheten Jeremia) begründen die Verschleppung des Volkes Israel mit dem Abfall von Gott und der Zuwendung zu den Götzen der fremden Völker in der göttergesättigten Nachbarschaft Israels.

Die Einleitung zum Johannesevangelium knüpft an Genesis 1 an, indem es mit den Worten beginnt: „Im Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und das Wort war Gott. Im Anfang war es bei Gott.“[6] Auch hier wird betont, dass das Wort Gottes am Anfang der Welt stand. Dieses Wort ist, so Johannes, Fleisch geworden und hat Kunde gebracht.[7]

Adam und Eva

Erschaffung Adams, Fresko von Michelangelo
Erschaffung der Eva

Die zweite Schöpfungsgeschichte handelt mehr von der Welt und den Menschen in weniger idealistischer Weise: Gott schafft (in zwei Versionen) den Menschen:

  • 1. Mose 1,27: als männlich und weiblich (zakhar u-neqevah bara' 'otam') bzw. als männlich-weiblich.[8]
  • 1. Mose 2,7–8/15–22: Adam („Mensch“), den ersten Menschen, aus Erde („adama“) und gibt ihm den Garten Eden als Wohnsitz. Da Adam einsam ist und unter den Tieren keinen Gefährten finden will, schafft Gott aus einer Rippe Adams Eva (hebräisch: Chava), die erste Frau. Die Rebellion gegen Gott (christlich als Sündenfall bezeichnet), bei dem Adam und Eva verbotenerweise vom „Baum der Erkenntnis von Gut und Böse“ essen, führt zur Vertreibung aus dem Paradies, da Gott nicht riskieren will, dass die beiden Menschen auch noch vom Baum des ewigen Lebens, neben dem Baum der Erkenntnis, essen.[9]

Gott formt den Menschen aus Erde des Ackerbodens.[10] Das soll heißen, dass der Mensch aus demselben Stoff erschaffen ist wie seine Umwelt. Und wie der Wind den Staub von der Erde fegt, so ergeht es dem sterblichen Menschen. „Denn Staub bist Du, und zum Staub musst du zurück.“[11] Er ist kein Gott, er hat sich nicht selbst gemacht, er ist begrenzt. Alle Menschen entstammen der Erde, jenseits aller Geschichte, Kasten, Rassen und Kultur.

Damit der Mensch zum Menschen wird, geschieht noch ein Zweites. Der Grundstoff Erde, aus dem Gott den Menschen geformt hat, wird erst richtig zum Menschen, indem ihm Gott seinen Atem, seinen Geist in die Nase bläst.[10] Gott tritt also in den Menschen – seine Schöpfung – hinein. In ihm berühren sich Himmel und Erde.

Dieser von Gott aus Erde geschaffene Mensch, ausgestattet mit seinem Atem, kann sich auch in einer freien Entscheidung gegen Gott stellen. Das wird mit dem Begriff Sünde umschrieben. Der Mensch will mehr vom Leben, mehr Freiheit, mehr Lust. Er entwickelt eine wahre Gier, setzt sich hinweg über die gottgegebenen Gesetze der Natur, über jegliche vorgegebene Ordnung und hält allein sich für das Maß aller Dinge. Der Sündenfallbericht ist eine epische Geschichte, in die eine theologische Aussage eingekleidet wird.

Die Israeliten hatten das Land Kanaan in Besitz genommen und bevölkert. Die Kanaaniter hatten einen blühenden heidnischen Kult, der seinen Eindruck auf die Israeliten nicht verfehlte. Die Schlange war dabei ein heiliges Tier, das hochaufgerichtet dargestellt wurde und für Fruchtbarkeit und Leben stand. Die Schlange stand also für das Heidentum, und immer wenn sich die Israeliten einem Kult anderer Götter zuwandten, brach Unheil und Not aus. Also wird die Schlange in den Schöpfungsbericht zurückverlegt, in ihr schimmert die Religion der Bewohner Kanaan mit durch. Wer sich der Schlange zuwendet, verfällt dem Verderben, wie die ersten Menschen im Paradies.

Alle Tiere ziehen nun an Adam (Adama, gute Erde) vorbei. Er findet keine Gehilfin unter Ihnen. Damit findet eine Abgrenzung zum Tierkult der heidnischen Umgebung Israels statt. Das Tier wird unter den Menschen gestellt.[12] Gott wendet nun eine List an, versetzt Adam in den Schlaf und entnimmt ihm eine Rippe.[13] Aus dieser Rippe formt Gott eine Frau namens Eva. Dabei wird klar, Mann und Frau sind wesensgleich. Das war in der damaligen orientalischen Welt mit ihren Tier-, Fruchtbarkeitskulten und Himmelsgestirnverehrungen eine kleine Revolution.

Die Schlange[14] verspricht den beiden einen noch größeren Reiz. Sie sollen vom Baum der Erkenntnis eine Frucht essen. Der Baum ist in den auch damals schon staubtrockenen Gebieten des Orients ein Bild für Wasser, Schatten, Leben schlechthin. An diesem Lebensbaum wachsen Früchte, die für die Beiden, die nun schon im Paradies leben, eine noch größere Machtsteigerung bedeuten. Sie fühlen sich nach dem Sündenfall „arom“ (nackt, arm, unwissend ohnmächtig geworden).[15]

Gott verstößt nun Adam und Eva aus dem Paradiesgarten mit den Erkenntnisbäumen. Sie werden bestraft, die Kräfte der Natur stellen sich von nun an gegen den Menschen. Alles was sie tun ist endlich und oft nur unter Qualen und Mühen erreichbar. Leid und Schmerz haben nun ihren Platz im Menschenleben gefunden.[11] Gleichzeitig verflucht Gott die Schlange, die fortan als Symbol für das Böse dienen wird: „Auf dem Bauch sollst Du kriechen und Staub fressen alle Tage deines Lebens. Feindschaft setze ich zwischen dich und die Frau, zwischen deinen Nachwuchs und ihren Nachwuchs. Er trifft dich am Kopf, und du triffst ihn an der Ferse.“

Die ersten zwei Kinder von Adam und Eva, Kain und Abel, werden geboren. Kain erschlägt seinen Bruder und wird verbannt, jedoch von Gott gezeichnet, dass die Menschen ihn nicht ob seiner Mordschuld töten (die Herkunft dieser anderen Menschen wird nicht erklärt); Kain wurde Gründer einer Stadt und benannte sie nach seinem Sohn Henoch[16], d. h. die erste Stadtgründung wird in Zusammenhang mit dem ersten Mord gesetzt. Die Menschheit wird vom jüngeren Sohn Set gezeugt; die weiteren Kinder Adams und Evas werden nur beiläufig erwähnt.

Noach sieht die Sintflut. Siebdruck von Adi Holzer 1975.

Noach

Die Geschichte Noachs beginnt mit einer kurzen, relativ kryptischen Bemerkung über „Söhne der Götter“ bzw. „Gottes“ und über „Riesen“, die mit Menschenfrauen Kinder, die so genannten Nephilim, bekamen. Die vorsintflutlichen Menschen werden „uralt“, teilweise über 800 Jahre. Der in den folgenden Generationen beginnenden Sündhaftigkeit der Menschen setzt Gott die Vernichtung aller Menschen mit Ausnahme Noachs und seiner Familie entgegen. Noach baut ein Schiff, die Arche, auf der er mit seiner Familie und einem Paar jeder Tierart (bestimmte Tiere auch sieben Paare) die folgende Sintflut überlebt. Gott erkennt, dass die überlebenden Menschen, Noach und seine Familie immer noch die vorsintflutlichen Verderbtheiten in sich tragen, verspricht aber in einem Bund mit den Menschen, nie wieder alles Leben durch eine Sintflut zu tilgen, der Regenbogen wird das Symbol hierzu.

Die Erzählung über die Sintflut wurde nach der Ansicht mancher Wissenschaftler möglicherweise von den Sumerern übernommen und als Erzählung über den Bund Gottes mit dem Menschen umformuliert.

Völkertafel

In Genesis 10 folgt die sogenannte Völkertafel, eine lange Liste mit den Namen der Stammväter verschiedener Völker, Länder und Städte des Mittelmeerraumes, z.B. Ägypten oder Kanaan. Diese Personifizierung der Städtenamen bildet die damalige hebräische Denkweise ab, wonach Völker einen Stammvater haben.

Der Turmbau zu Babel

Die summarische Stammfolge der Völker, der Nachkommen Noachs, welche in Genesis Kapitel 10 beginnt und in Gen 11,10 mit den Vorfahren Abrahams fortgesetzt wird, wird durch die Geschichte vom Turmbau zu Babel (Bawel) unterbrochen. Gott verwirrt die Sprache der Menschen und zerstreut sie über die Welt, da sie sich anschicken, einen Turm bis zum Himmel zu bauen und sich damit selber an die Stelle Gottes setzen könnten. Die Sprachverwirrung ist eine mythologische Deutung der Vielfalt der Sprachen.

Nach Meinung einiger Gelehrter soll der Turm zu Babel erst während der babylonischen Gefangenschaft erbaut worden sein bzw. existiert haben und der obersten Gottheit Babylons gehört haben.

Abram und Sarai

Abrahams Opfer von Adi Holzer. Handkolorierte Farbradierung 1997.

Abrams Vater Tharah verließ mit Abram und dessen Frau Sarai sowie mit seinem Enkel Lot, der von seinem Sohn Haran stammt, seine chaldäische Heimatstadt Ur und kam so in die Stadt Haran, wo sie sich niederließen.(1 Mos 11,31 Lut)

Nachdem Tharah hochbetagt verstorben war, machte sich Abram daran, einem von Gott an ihn ergangenen Ruf zu folgen:

„Und der HERR sprach zu Abram: Gehe aus deinem Vaterlande und von deiner Freundschaft und aus deines Vaters Hause in ein Land, das ich dir zeigen will.“

– Bibel: 1. Buch Mose, 12,1 LUT

Also zog Abram, der später Abraham umbenannt wurde, aus Haran in ein ihm und seinen Nachkommen verheißenes Land Kanaan. Ihn begleiten seine Frau Sarai (später Sara genannt) und seine Familie sowie sein Neffe Lot mit dessen Familie. Nach einem dürrebedingten Aufenthalt in Ägypten trennen sich Abram und Lot, um Konflikte über Weidegründe zu vermeiden. Lot siedelt im Tal von Sodom.

Sodom und Gomorra

Drei Boten (Engel) erscheinen bei Abram und bestätigen, dass er und Sarai trotz ihres hohen Alters binnen Jahresfrist einen Sohn haben werden. Weiterhin berichten sie vom Plan Gottes, die Städte Sodom und Gomorra aufgrund der Sünden ihrer Einwohner zu vernichten.

Abrahams Bitte, doch keine Unschuldigen umzubringen, wird von Gott angenommen, führt aber nur zur Rettung Lots und seiner Familie; alle anderen kommen um. Lots Frau erstarrt beim verbotenen Blick auf den Ort der Zerstörung zur Salzsäule.

Saras Kinderlosigkeit, Ismael und Isaak

Um der Kinderlosigkeit zu entgehen, beschließen Abram und Sarai, dass Hagar, eine Magd Sarais, für Nachkommen Abrams sorgen soll. Das Kind Abrams mit Hagar, genannt Ismael, wird der Stammvater der Araber. Gott tadelt Abram und Sarai wegen ihres Unglaubens und schließt einen Bund mit ihnen, indem er sie in Abraham und Sara umbenennt und die Beschneidung aller männlichen Nachkommen als Zeichen des Bundes vorschreibt. Sara gebärt bald darauf Isaak. Abraham ist 100 und Sara 90 Jahre alt, als ihnen Isaak geboren wird. Hagar und Ismael werden auf Forderung von Sara in die Wüste geschickt, überleben aber durch göttliche Hilfe. Gott prüft Abrahams Glauben, indem er von ihm verlangt, seinen Sohn Isaak zu opfern. Abraham ist gehorsam, Isaak bleibt jedoch durch Gottes Einhaltgebieten im letzten Augenblick am Leben. Siehe Opferung Isaaks.

Jakob und Esau

Israel-Karte von 1695

Zwölf Stämme Israels

Isaak heiratet Rebekka und hat Zwillingssöhne: Esau, der ein Jäger wird, und Jakob, der Nomade wird. Es folgt die Geschichte vom Recht des Erstgeborenen, das Jakob Esau für ein Linsengericht abkauft. Als Jakob auch noch den Segen Isaaks für sich durch Täuschung erhält, flieht er auf Rat seiner Mutter, um Esaus Zorn zu entgehen. Bei dem Bruder seiner Mutter, Laban, wirbt er um dessen Tochter Rachel. Für sie muss er sieben Jahre dienen. Er bekommt darauf Lea, die er aber nicht haben möchte, weil er Rachel liebt. Er heiratet Lea und dient weitere sieben Jahre, um Rachel zu bekommen. Mit beiden Frauen und deren zwei Mägden hat er schließlich zwölf Söhne: Ruben, Simeon, Levi, Juda, Dan, Naftali, Gad, Ascher, Issachar, Sebulon, Josef und Benjamin. Aus diesen gehen die zwölf Stämme Israels hervor. Er hat auch eine Tochter namens Dina.

Während seiner Rückkehr in die Heimat beschließt Jakob, Esau um Verzeihung zu bitten. Als er erfährt, dass dieser ihm mit 400 Mann entgegenzieht, ergreift Jakob die Furcht und er stellt ein Versöhnungsgeschenk, bestehend aus Hunderten von Ziegen, Böcken, Schafen und anderen Tieren zusammen. Mit diesem Geschenk schickt Jakob seine Knechte voraus, um seinem Bruder Esau seinen demütigen Wunsch zur Versöhnung zu übermitteln.

In der folgenden Nacht findet sich Jakob im Ringkampf mit einem mysteriösen Wesen, das unterschiedlich als Gott selbst, als Engel oder als Mensch verstanden wird. Jakob geht aus dem Ringkampf überlegen hervor und verlangt von seinem Gegner gesegnet zu werden, bevor er ihn freigibt. Dieser gibt Jakob darauf einen neuen Namen: Israel, soviel wie „der mit Gott ringt“. Am nächsten Tag begegnen sich Jakob und Esau, der seinen Bruder gerührt in die Arme schließt und das Geschenk zunächst ablehnt, es aber auf Drängen Jakobs schließlich annimmt.

Josef und seine Brüder

Josef ist Jakobs Lieblingssohn und verrät seine Brüder oft beim Vater, er wird daher von seinen Brüdern gehasst. Sie verkaufen ihn als Sklaven an eine nach Ägypten ziehende Karawane und täuschen Jakob vor, Josef sei von wilden Tieren getötet worden.

Josef wird in Ägypten als Sklave an Potiphar, einen Hofbeamten des Pharaos, verkauft. Dessen Ehefrau lässt Josef mit falschen Anschuldigungen ins Gefängnis werfen, als er sich weigert mit ihr zu schlafen. Aufgrund seiner Fähigkeit, Träume zu deuten, kommt Josef jedoch wieder frei und wird zu einem einflussreichen Mann in Ägypten. Als er sieben fette und sieben dürre Jahre in Ägypten richtig vorhersagt und das Land durch einen Vorratshaltungsplan vor einer Hungersnot rettet, ist seine Position als Wesir gesichert.

Weil seine Familie in Kanaan unter der Dürre leidet und in Ägypten Getreide einkaufen will, kann er sie zu sich nach Ägypten holen. Er versöhnt sich mit seinen Brüdern und kann noch von seinem sterbenden Vater Abschied nehmen.

Jüdische Darstellung

Im Judentum hat auch die erste Parascha (jüdischer Wochenabschnitt) den Namen Bereschit, welcher am ersten Schabbat nach Simchat Tora gelesen wird.

Mose als Autor in jüdischer Tradition

Nach der jüdischen Lehre deckt das Buch den Zeitraum von der Erschaffung der Welt im ersten Jahr bis zu Josefs Tod im Jahr 2309 (1452 v. Chr.) ab. Danach ist der Autor dieses Buches Mosche, der also erst nach Josefs Tod geboren wurde (siehe Schemot). Hierbei hat Mosche die gesamte Torah schon am Sinai von Gott erhalten.

Bedeutung

Bereschit ist ein Teil der Torah und ist damit die Basis für das Judentum und mit Ausgangspunkt für das Christentum und den Islam, wobei beide die Erzählungen mit unterschiedlichen Schwerpunkten oder Änderungen wiedergeben.

So finden sich in diesem Buch viele Inhalte, welche auch heute noch für das Judentum große Bedeutung haben, obwohl die eigentliche Entstehung des jüdischen Volkes erst im nächsten Buch beschrieben wird.

So lernen die Juden aus Bereschit u. a.:

  • dass Gott die Welt erschaffen hat und erschafft.
  • dass Gott in den Lauf der Welt eingreift.
  • welche Bedeutung und Aufgaben der Mensch in der Welt hat.
  • dass alle Menschen von den gleichen Vorfahren abstammen und in diesem Sinne gleich sind.
  • etwas über den Bund zwischen Gott und Noach und seinen Nachkommen.
  • was Gott wohlgefällig ist und welche Mitzwot (Gebote) Nichtjuden für ein gerechtes Leben erfüllen müssen.
  • die Aufteilung der Menschheit in verschiedene Völker.
  • den Bund zwischen Gott und Awraham (Abraham) und seinen Nachkommen.
  • den Bund zwischen Gott und Ishaq (Isaak) und seinen Nachkommen.
  • die Entstehung des jüdischen Volkes.

Mitzwot in Bereschit

Folgende Mitzwot (Gebote) sind in Bereschit enthalten:

  • Schabbat und Beginn des Schabbat am Abend
  • Seid fruchtbar und mehrt euch (siehe Bereschit 1:28)
  • Brit Mila (siehe Bereschit 17:2ff)
  • Nicht die Sehne des Oberschenkels essen (siehe Bereschit 32:33)

Christliche Darstellung

Autorschaft und Datierung

Das 1. Buch Mose selbst nennt keinen Autor. Der deutsche Name folgt der jüdischen und christlichen Tradition einer Autorschaft Moses, die den gesamten Pentateuch (die „Fünf Bücher Mose“) als von Mose verfasst sieht.

Wissenschaftliche Entstehungstheorien untersuchen den Text vor allem mit historisch-kritischer Methode. Sie gehen von einer mehrstufigen Entstehungsgeschichte aus mit verschiedenen Quellen, Überarbeitungen und Redaktionen. Danach nehmen die Texte zwar alte Überlieferungen auf, stammen jedoch spätestens aus der Zeit des Königtums in Israel (ab ca. 1000 v. Chr). Die Endredaktion des Textes wird auf frühestens 400 v. Chr datiert. Manche christliche Gruppen (vor allem die Anhänger des sogenannten evangelikalen und/oder fundamentalistischen Christentums) lehnen die Anwendung der historisch-kritischen Methode auf die Bibel als einem Offenbarungstext ab. Entsprechend glauben sie an eine Verfasserschaft des Mose, den sie für eine historische Persönlichkeit halten, und datieren den Text erheblich früher. (Die Frage der Autorschaft und Entstehungszeit ist im Artikel zum Pentateuch ausführlich behandelt.)

Inhaltlich gibt es einige direkte Hinweise zur Datierung des Textes. Anachronismen, wie die Erwähnung von Kamelen (Kap. 12, Vers 14–16; Kap. 24, Vers 10–11) und Karawanen (Kap. 37, Vers 25–28), sowie der Bezug auf israelitische Könige (Kap. 36, Vers 31) deuten auf eine Entstehung nach dem 10. vorchristlichen Jahrhundert hin; erst seit jener Zeit fanden sich Könige in Israel. Kamele wurden im 12. oder 11. vorchristlichen Jahrhundert domestiziert, und die ältesten Hinweise auf Kamelkarawanen im Nahen Osten stammen aus dem 7. Jahrhundert. Der Bezug auf Könige der Philister (Kap. 26, Vers 1) im Nahen Osten stützt diese Datierung: Archäologische Ausgrabungen finden erste philistische Ansiedlungen seit dem 13. Jahrhundert, und erste Städte (Gerar) im 7. Jahrhundert.

Mit der Datierung der Patriarchen auf die Zeit zwischen dem 25. und dem 16. vorchristlichen Jahrhundert (je nach Lehrmeinung) ergibt sich eine Entstehung von einigen Jahrhunderten nach den (mutmaßlichen) Ereignissen.

Wichtige Aussagen und Themen

Der Hauptteil und das Augenmerk liegt auf dem zweiten Teil. Der erste Teil ist rahmengebender Natur für die Erzählungen über und um das Volk Israel. In diesem Licht sollte auch die Diskussion der Kreationisten und der fundamentalistischen Christen mit ihrer Kritik der Evolutionstheorie gesehen werden.

In dem großen babylonischen Bericht über die Erschaffung der Welt Enuma Elisch spaltet der Lichtgott Marduk den Leib des Urdrachens. Firmament und Erde sind der aufgerissene Leib des toten Drachens und aus dem Blut des Drachens hat Marduk die Menschen geschaffen. Diese ganze Geschichte von den unheimlichen Mächten und verworrenen Mythen schmilzt in einen halben Satz zusammen: Die Erde war wüst und leer. Die Schreiber des Schöpfungsberichtes der Bibel, stellen sich ganz nüchtern und keck gegen diese dämonische Sicht der Welt. Nein, sagen sie, so kann es nicht gewesen sein. Wir Menschen alle, sind aus guter Erde geformt, jenseits aller Kulturen, Kasten, Rassen, Hautfarben und Geschichte und Gott hat uns seinen Atem eingehaucht. Gerade dieser Gedanke liegt dem Schöpfungsbericht der Bibel zugrunde. Gott ist auch kein unpersönliches Es, das in der Weite des Alls waltet. Gott tritt immer wieder in Kontakt zu seiner Schöpfung. Die Welt und die Lebewesen auf ihr leben von Anfang an aus der Lebensmacht und der Zuwendung des die Welt liebenden Gottes – allen Störungen und Bedrohungen zum Trotz. Zehnmal wird im Schöpfungsbericht gesagt: Gott sprach. So weist der Schöpfungsbericht schon voraus auf das Zehnerwort, die zehn Gebote.

Gottesbild

Das 1. Buch Mose begründet eine monotheistische Weltanschauung, in der die Welt von einem Gott geschaffen wurde. Dieser Gott wird teilweise in anthropomorphischen Begriffen beschrieben, und er erscheint ausgewählten Menschen, denen er Mitteilungen macht. Im Gegensatz zu anderen Mythologien des Nahen Ostens kennt das 1. Buch Mose nur einen einzigen, allein schöpfenden Gott; alle anderen nicht-menschlichen intelligenten Wesen wie zum Beispiel „Engel“ (im hebräischen Ursprungstext „Boten“ genannt) sind ihm im Rang unterlegen und von ihm geschaffen. Es erfolgt allerdings keine philosophische oder formelle Begründung oder Definition dieses Gottes. Seine Beschreibung folgt praktischen Gesichtspunkten des religiösen Lebens der Menschen, denen er begegnet.

Teilweise werden Referenzen zu anderen Gottheiten im 1. Buch Mose als Hinweis auf eine henotheistische Vorgängerreligion verstanden, die nur noch in Spuren erkennbar ist. Nach dieser Sichtweise wäre der alttestamentliche Monotheismus dem des Zoroastrismus zeitlich nachgeordnet.

Menschenbild

Das Menschenbild des 1. Buch Mose beginnt mit der Beschreibung der Schöpfung des Menschen „im Bilde Gottes“ und implizit als die Krone der Schöpfung. Wie in vielen anderen Schöpfungsmythen auch, stammt die gesamte Menschheit von einem Menschenpaar, hier Adam und Eva, ab. Genau genommen folgt mit Noach ein zweiter „Urvater“, nach dem alle Menschen auf die drei Söhne Noachs und deren Ehefrauen zurückgehen.

Der Mensch wird in erster Linie in Bezug auf Gott gesehen; in dieser Beziehung besteht sein Zweck und seine Erfüllung. Dies wird auch deutlich mit der Bedeutung des Bundes, den Gott mit allen Menschen schließt: Einmal mit Noach und später mit Abraham, jeweils stellvertretend für alle Nachkommen. Insbesondere der Bund mit Abraham führt zur Sichtweise des Volks Israel als des von Gott ausgewählten Volkes, dem spezielle Versprechungen gemacht werden.

Weltbild

Das Weltbild des 1. Buch Mose ist nicht im Wesentlichen das eines Kreationismus, sondern das einer mythischen Erzählung, verwoben in den Mythen der antiken vorderorientalischen Welt, es handelt von göttlichen Mächten und den Menschen, im Anfang von den ersten Menschen, dann von den Menschen der ersten Generationen des Volkes Israel und es wandelt sich zu einer geschichtlichen Erzählung. Gott erscheint teilweise als eindeutig über der Welt stehend, teilweise aber auch als innerhalb der Welt wirksam und lebend (siehe auch Gan Eden).

Aus der Abfolge der Generationen und den angegebenen Jahreszahlen wurde von religiösen Juden und Christen versucht, das Alter der Welt zu bestimmen. Dies erfolgt unter der Annahme einer wörtlichen Interpretierbarkeit der Erzählungen. Da sich die Jahreszahlen in der hebräischen Bibel von denen der Griechischen Bibel unterscheiden, und einige Angaben mehrdeutig sind, kam man zu mehreren verschiedenen möglichen Ergebnissen. Schon im Mittelalter wurde ein derartiges Vorgehen von rationalistisch ausgerichteten Theologen abgelehnt und eine allegorische Lesart vertreten.

Heute wird die Geschichte des 1. Buch Mose weitgehend als Versuch verstanden, die zu jener Zeit im Nahen Osten lebenden Stammes- und Volksgruppen in ihrer Beziehung zum Volk Israel zu verstehen.

Kritik am 1. Buch Mose

Verschiedene Autoren haben Berichte im Buch Genesis kritisiert. (Siehe Kontroversen um die Bibel) Dabei gibt es zwei Hauptstoßrichtungen der Kritik:

  1. Es wird vorgebracht, die Berichte seien historisch falsch und nicht dem tatsächlichen Gang der Ereignisse entsprechend.
  2. Bestimmte Handlungen Gottes seien nicht mit der Vorstellung eines guten Gottes vereinbar.

Beide Kritikpunkte werden sowohl von Religionskritikern als auch von Theologen vorgebracht, wobei die innertheologische Kritik dies als Kritik an bestimmten, insbesondere fundamentalistischen Auslegungen des 1. Buches Mose versteht, nicht als Kritik am Buch selbst.

Schöpfungsgeschichte

Die Bibel enthält im Buch Genesis zwei Schöpfungsberichte, die von unterschiedlichen Autorengruppen in unterschiedlichen Zeiten verfasst wurden. Der ältere [17] wurde wohl vor etwa 3000 Jahren von dem so genannten Jahwisten geschaffen, der zweite[1] [18] im 6. Jh. v. Chr. von Priestern während des babylonischen Exils. Letzterer ist als Kritik an babylonischen Schöpfungsmythen zu verstehen und greift Elemente aus babylonischen Schöpfungsvorstellungen auf. Beide biblischen Schöpfungsberichte wollen bestimmte Aussagen über die Beschaffenheit der Welt und des Menschen machen und wurden deshalb beide – ohne Rücksicht auf die offensichtlichen Widersprüche – von späteren Redaktoren hintereinander an den Anfang der Bibel gestellt.

Die Unterschiede zwischen beiden Darstellungen beziehen sich u. a. auf die Reihenfolge der Schöpfungselemente. Die Widersprüche zur naturwissenschaftlichen Theorie der Weltentstehung sind offensichtlich. Konservative Christen, die im weitesten Sinne dem Kreationismus zuzurechnen sind, halten trotzdem an der Auffassung fest, die Schöpfungsgeschichten seien naturkundliche Tatsachenberichte. Unter vielen Theologen und aufgeklärten Christen hingegen hat sich die Ansicht durchgesetzt, dass die beiden Schöpfungsberichte nicht als naturwissenschaftliche Beschreibung zu verstehen sind, sondern als Beschreibung der Aufgaben des Menschen in seiner Welt, die ihm nicht gehört.

Erster Schöpfungsbericht

Die erste Schöpfungsgeschichte[19] lässt Gott das Licht, die Himmelsfeste, die bewohnbare Erde, darauf die Gestirne, Pflanzen, verschiedene Tierarten und schließlich den Menschen in sechs Tagen erschaffen, mit einem folgenden siebenten Tag der Ruhe (wobei der Ausdruck "Tage" nicht 24h-Tage sind, weil der hebr. Ausdruck für Tag sich auf ganz unterschiedliche Zeiträume beziehen kann, nicht nur auf einen 24h-Tag. In Genesis 2,4 wird die Schöpfung zusammengefasst: "Dies ist die Geschichte des Himmels und der Erde, als sie geschaffen wurden, an dem Tage, da Jehova Gott Erde und Himmel machte" (Elberfelder Bibel 1905), also "Tage" bezieht sich hier auf den gesamten Zeitraum der Schöpfung)

Diese Darstellung entspricht nicht den modernen naturwissenschaftlichen Theorien über die Entstehung des Universums, der Erde, der Lebewesen und des Menschen. Die weithin anerkannten, wenn auch von einigen religiösen Fundamentalisten abgelehnten wissenschaftlichen Theorien sind z. B. die Theorie vom Urknall und von der Entstehung der Galaxien, Sonnensysteme und Planeten einschließlich der Erde, und die Theorien von der Evolution, der Erdgeschichte, in der Geologie und der Paläontologie. Die biblischen Schöpfungsberichte sind jedoch nicht als „naturwissenschaftliche“ Abhandlungen zu verstehen und wollen gar kein „historisches“ Bild der Weltentstehung abliefern. Aus diesem Grunde sind Schöpfungsgeschichte und Naturwissenschaft grundsätzlich unvergleichbar.

Trotzdem hat es viele Versuche gegeben, Schöpfungsberichte und naturwissenschaftliche Theorien in Einklang zu bringen. Beispielsweise versuchte man zu argumentieren, dass ein Schöpfungstag mehreren Millionen Jahren entspreche. Solche Versuche werden weithin als verfehlt betrachtet. Heute gehen viele Christen davon aus, dass die Schöpfungsberichte keine naturwissenschaftlichen Theorien aufstellen wollten, sondern die Absicht hätten, theologische Aussagen über Gott, den Menschen und die Welt zu machen. Einen „Vergleich“ von Aussagen der Schöpfungsgeschichte mit naturwissenschaftlichen Theorien halten sie für unseriös.

Nachfolgend eine Liste von Differenzen zwischen biblischem Schöpfungsmythos und naturwissenschaftlicher Theorie:

  • Die Dauer der Schöpfungsphase von sieben Tagen widerspricht der Theorie vom Urknall bis zur Entstehung des Menschen in einem Zeitraum von Milliarden von Jahren. Auch von der Entstehung der Erde ab gerechnet sind es noch mehr als vier Milliarden Jahre bis zur Entstehung der ersten Menschen.
  • Das Licht wurde laut Schöpfungsbericht vor der Sonne geschaffen (weswegen einige die Schöpfung des Lichts mit dem Urknall in Zusammenhang bringen). Zugleich markiert dies auch den Beginn des Wechsels zwischen Tag und Nacht, also der (irdischen) Zeitrechnung, was wiederum nicht ohne weiteres zum Urknall passt und eher für die Identifikation des Lichts mit der Sonne spricht.
  • Die Teilung „der Wasser“ in einen Teil „oberhalb der Wölbung“ und einen „unterhalb der Wölbung“ ist eine Beschreibung eines Weltbildes, das dem klassischen, in Mesopotamien in der Antike verbreiteten Weltbild mit der Erde als flache Scheibe, an allen Seiten umgeben von Wasser, entspricht. Die Wölbung ist dabei als die „Luftblase“ zu verstehen, die die oberen Wasser von den unteren Wassern trennt. Regen wurde als eine Art „Undichtigkeit“ aufgefasst. Bis in das 19. Jahrhundert hinein gab es Gruppierungen, die auf die Bibel gestützt ein solches Weltbild propagierten (Flat Earth Society).
  • Die Entstehung der Pflanzen erfolgt in der Schöpfungsgeschichte vor der Schöpfung der Gestirne, einschließlich der Sonne. Hier erkennt man, dass die Sonne und andere Gestirne nicht als Quelle des Lichts angesehen wurden. In der Tat hielt sich bis in die Zeit der Aufklärung die Vorstellung, die Gestirne seien nicht die Quelle des Lichts, sondern eher eine Art von Lichtförderer. Die unmittelbare Anschauung legt zunächst auch nahe, dass das Licht nicht bloß von der Sonne komme; denn tagsüber ist der ganze „Himmel“ hell, selbst wenn die Sonne gar nicht sichtbar ist. So wird verständlich, dass für das Vorhandensein von Licht und für den Wechsel von Tag und Nacht die Sonne nicht als entscheidend angesehen wurde, und Pflanzen die Sonne zu ihrem Gedeihen nicht zu brauchen schienen. Entsprechend heißt es in der Schöpfungsgeschichte auch, dass die beiden größten Gestirne (Sonne und Mond) „zur Beherrschung“ von Tag und Nacht gemacht wären – und eben nicht zur Beleuchtung.
  • Auch die Reihenfolge der Erschaffung der Tierarten stimmt mit den wissenschaftlichen Erkenntnissen nicht überein. Die Schöpfungsgeschichte lässt die Wassertiere und die Vögel an einem Tag entstehen, und die auf der Erde lebenden Tiere am nächsten Tag. Der Stand der heutigen Wissenschaft lässt dagegen die erdbewohnenden Tiere aus den Wassertieren, und daraus dann die Vögel entstehen. Einige Wassertiere wie z. B. die Meeressäugetiere (die mit den Seeungeheuern der Schöpfungsgeschichte identifiziert werden) stammen von erdbewohnenden Tieren ab.

Zweiter Schöpfungsbericht

Der Mythos vom Garten Eden[17] gibt eine andere Version der Schöpfungsgeschichte wieder: Zunächst wird der männliche Mensch aus Lehm erschaffen, danach werden Pflanzen geschaffen, dann die Tiere, und schließlich der weibliche Mensch (Eva) aus der „Rippe“ (die exakte Bedeutung dieses Textes ist nicht bekannt) des Mannes (Adam). Im oben beschriebenen ersten Schöpfungsbericht werden dagegen beide zugleich erschaffen.

Eine Übereinstimmung mit naturwissenschaftlichen Erkenntnissen über die Entstehung der Arten ist bei diesem Schöpfungsbericht selbstverständlich nicht zu erkennen; der Mythos ist allein theologisch begreifbar: Gott erschafft den Menschen und sorgt für ihn, indem er versucht, ihm einen passenden Gefährten zu schaffen. Von den Tieren kann niemand die Ansprüche des Menschen erfüllen, nur die Partnerin ist hierfür geschaffen. Oft missverstanden wird der Herrschaftsauftrag des Menschen. Der Mensch wird als Herrscher über die Natur eingesetzt. Das klingt für in der Demokratie aufgewachsene Menschen nach „tyrannisieren“. In der altorientalischen Literatur bedeutet „herrschen“ auch immer „behüten“ oder „in Ordnung halten“. Der Mensch wird also als eine Art Gärtner in dem Garten Eden eingesetzt. Moderne Umweltethik kann hier ihre Anknüpfungspunkte sehen, auch wenn die Verfasser des Buches noch keinerlei Vorstellung davon hatten, dass der Mensch eines Tages dazu in der Lage sein wird, der Schöpfung ernsthaft zu schaden.

Noah und die Sintflut

Historiker sehen in dem Bericht eine mythische Verarbeitung einer tatsächlich stattgefundenen Naturkatastrophe, die auch in den Mythen anderer Völker überliefert wurde. Die Sintflutsage ist danach älter als die jüdische Religion. Sie ist im Zweistromland entstanden. In der ältesten uns bekannten akkadischen Überlieferung trägt Noach den Namen Atrahasis. Die Sage wird in der damaligen Vielgötterreligion so gedeutet, dass die Götter mit der Fronarbeit der Menschen nicht zufrieden waren und sie vernichten wollten. Ein Gott (Enki) warnt aber Atrahasis (=Noach). Die Geschichte wurde ziemlich detailgetreu aus der Überlieferung übernommen, seine ursprüngliche Deutung ließ sich nicht wirklich stichhaltig in die monotheistische Weltsicht übertragen, in der Gott gleichzeitig der strafende und der warnende Gott ist. So wurde diese Geschichte oft auch als stoßend empfunden:

Die Sintflut von Adi Holzer 1975.

Manche Bibelkritiker sehen in der Geschichte von der Sintflut[20] ein Beispiel dafür, wie im Alten Testament die Sippenhaftung als selbstverständlich gelte. Gott ist darüber betrübt, dass die Menschheit, seine Schöpfung, der Bosheit verfallen ist und beschließt, sie auszurotten.[21] Bibelkritiker interpretieren diese Situation als Konstruktionsfehler, der Gott anzulasten sei. Über die konkreten Vergehen, deretwegen so eine drastische Reaktion gerechtfertigt werden könnte, erfährt man in der Bibel praktisch nichts. Die Bibel berichtet, wie Gott nicht nur die gesamte Menschheit – außer Noah und seiner Familie – ausrottet, was auch Unschuldige wie z. B. Säuglinge mit einschließe, sondern darüber hinaus auch die gesamte an Land lebende Tierwelt, außer den Exemplaren, die Noach in die Arche rettet. Sie fragen sich, ob Gott nicht „etwas zielgenauer“ hätte vorgehen können.

Oder andernfalls, wenn schon die fast völlige Vernichtung der Schöpfung erforderlich gewesen sein sollte, warum macht Gott dann nicht einfach reinen Tisch, und erschafft die Welt ganz neu, was ja in sechs Tagen geschehen kann? Es ist manchem Bibelkritiker (z. B. Reimarus) nicht recht einsichtig, was Noach vor allen anderen Menschen zum Überleben qualifizierte, z. B. wenn man die in[22] erzählte Geschichte der Verfluchung seines Enkels Kanaan berücksichtigt. Bibelkritiker monieren, dass die Operation nicht den Erfolg hatte, den sie erwartet hätten. Denn wie sich im weiteren Verlauf der Bibel zeigt, ist auch danach an Bosheit kein Mangel, und es bieten sich weitere Anlässe zu summarischen Strafaktionen.

Lot und der Untergang von Sodom und Gomorra

Sodom und Gomorra werden wegen zuvor im Gespräch zwischen Gott und Abraham nicht näher konkretisierter Sünden ihrer Bewohner von Gott vernichtet, nur Lot mit seiner Familie entgeht dem Tod.[23] Zuvor verhandelt noch Abraham mit Gott, um das Unheil abzuwenden[24], scheitert aber mangels genügend Gerechter in Sodom. In diesem Gespräch (Gen. 18, 17 - 32) wird Abraham von Gott auf die Sündhaftigkeit der Bewohner der beiden Städte aufmerksam gemacht, ohne dass eine Kennzeichnung von Seiten Gottes erfolgt, welche konkreten Sünden den Bewohnern von Sodom und Gomorra denn im Einzelnen zur Last gelegt wurden. Bezeichnenderweise kommt es zu dem von den männlichen Einwohnern Sodoms unternommenen Vergewaltigungsversuch an den als Engeln gekennzeichneten Gästen Lots erst nachdem die Entscheidung Gottes, die beiden Städte zu vernichten, bereits feststeht, was aus der Erzählung des vorherigen Kapitels (Gen. 18) hervorgeht. Die Zerstörung Sodoms kann also nicht monokausal mit der erst nach diesem göttlichen Ratschluss erfolgten versuchten Vergewaltigung in Verbindung gebracht werden, die insgesamt durchaus an das im Alten Orient verbreitete Kulturphänomen der „rituellen Vergewaltigung fremder Eindringlinge“ erinnert, auch wenn innerhalb der Perikope von Gen. 19 das Prinzip der Sippenhaftung durchaus zum Tragen kommt. Verstärkend mag hierbei auch gewirkt haben, dass sich dem Quellenbericht zufolge alle männlichen Einwohner Sodoms vom Knaben bis zum Greis an dem schließlich durch die Engel selbst vereitelten Vergewaltigungsversuch beteiligten.[25] Lots Frau stirbt auf der Flucht allein deswegen, weil sie sich umsieht, gegen die ausdrückliche Anweisung Gottes.

Lot, der einzige „Gerechte“ von Sodom, wurde von seinen beiden Töchtern dazu verführt, sich dem Wein hinzugeben, was in zwei aufeinanderfolgenden Nächten dazu führte, dass beide Töchter Lot erkannten und sich mit dessen Hilfe Nachkommen zeugten, was in zwei Söhnen namens Moab (Stammvater der späteren Feinde Israels, der Moabiter) und Ben-Ammi resultierte. (Gen. 19, 30-38) Indirekt wird dabei klar, als wie schlimm die Vergehen der Sodomiter angesehen worden sein müssen, die ihnen die Vernichtung eingebracht haben, zumal Lot zwei Mal dem Alkohol verfiel, was laut der Bibel klar sündig ist und - ungewollt, aber dennoch daraus folgend - die Möglichkeit zur Unzucht herbeiführte, wobei nach wie vor unklar bleibt, welche Sünden konkret in Gen. 18 damit gemeint sind und Sodom und Gomorra zur Last gelegt wurden.

Sicht innerhalb der historisch-kritischen Bibelwissenschaft

In der historisch-kritischen Bibelwissenschaft, wird das 1. Buch Mose dem Deuteronomistisches Geschichtswerk (abgekürzt DtrG) zugerechnet. Das 1. Buch Mose bildet demnach den Anfang einer chronologisch fortlaufenden Erzählung in die große Teile des Tanach integriert sind. Dabei wurden große Teile der ursprünglich ungeordneten Überlieferung in eine Reihenfolge gebracht und miteinander in Beziehung gesetzt und heilsgeschichtliche und theologisch gedeutet. Dieses geschah in einem oder mehreren Schritten und brachte als Ergebnis das deuteronomistische Geschichtswerk(DtrG) hervor. Dieses umfasst den kompletten Pentateuch, das Josuabuch, das Richterbuch, die beiden Samuelbücher und endet mit den beiden Büchern der Könige und somit mit dem Beginn des babylonischen Exils. Hinweise auf diese Redaktion sehen viele Forscher auch in verschiedenen Prophetenbüchern.

Erzähltradition

Die Inhalte des 1. Buches Mose fußen auf älteren Erzählungen, die heute nur teilweise erhalten sind und werden in zahlreichen später verfassten Schriften aufgegriffen und ausgeschmückt.

Vorjüdische Traditionen des Zweistromlandes

Gerade die Erzählungen des Buches Bereşit, welches ja die Geschichte vor Israel zum Inhalt hat, enthält Erzählungen aus dem Zweistomland (Sumer, Akkad und Bablylon); die Erwähnung des Eufrat und Tigris als Flüsse des Paradieses (Gen 2,15) oder des Ararat, wo Noachs Arche aufsetzte (Gen 8,4) weist dort hin. Da Abraham nach Aussage des Buches aus Ur am Eufrat kam, ist dies auch im Kontext der jüdischen Tradition durchaus schlüssig.

Durch die Gewohnheit der alten Kulturen des Zweistomlandes, Epen in Stein zu meißeln (Keilschrift) und die inzwischen sehr fruchtbaren Bemühungen der Wissenschaft, diese Texte zu entziffern und zu übersetzen, sind uns heute sehr viele dieser Epen bekannt. Eine offensichtliche Parallele wurde bald nach der Erschließung der Keilschrift entdeckt: die Sintfluterzählung folgt über weite Strecken und in etlichen Details einer alten Tradition, die unter den verschiedenen Völkern des Zweistromlandes überliefert wurde. Die älteste zusammenhängend überlieferte Erzählung ist das Atraḫasis-Epos der Akkader, die bekannteste die über tausend Jahre jüngere fast gleichlautende Passage aus dem Gilgamesch-Epos der Babylonier. Weit weniger offensichtlich, aber noch spürbar sind die Parallelen zur Paradieserzählung zum Dilmun-Epos. Andere Erzählungen des Buches Bereşit hingegen, weichen derart weit von allen uns bekannten Entsprechungen der Mesopotamischen Tradition ab, dass der Unterschied offensichtlich und jede Parallele äußerst spekulativ ist.

Persisch-Zostrianische Tradition, Bundahishn

Die in etwa zur Zeit Moses von Zoroaster (Zaratustra) in Persien gestiftete Religion wird heute als weitgehend monotheistische der jüdisch-christlich-islamischen nahe empfunden. Die zostrianische Vision vom Ende der bestehenden Welt und vom Neuen Reich Gottes hatte sicher einen wesentlichen Einfluss auf die jüdische, und später mehr noch auf die christliche und islamische Religion. Die uns überlieferte Zostrianische Schöpfungsgeschichte in der Khorda Bundahişn ist aber sehr jungen Datums; sie ist vermutlich bereits in einem islamischem Umfeld entstanden. Die Schöpfung der Erde durch Gott Ohrmazd wird aber auch in den deutlich älteren Lobgebeten der Jasna besungen. Auch verweist die Khorda Bundahişn durch ihre deutliche Abweichung von der jüdisch-christlich-islamischen Tradition sicher mehrheitlich auf eigenständige ältere Vorbilder. Die Welt wird durch Ohrmazd in sechs Abschnitten (nicht Tagen) erschaffen. Die Übereinstimmung der Reihenfolge (1. Himmel, 2.Wasser, 3. Erde, 4. Pflanzen, 5. Tiere, 6. Mensch) mit der der Genesis ist groß, entspricht aber auch weitgehend der heute gängigen wissenschaftlichen Lehre, so dass sie nicht direkt abhängig sein muss. Weitere deutliche Parallelen zum ersten Buch Mose finden sich in dieser Tradition nicht.

Die Henochbücher und die Erzählung von den Riesen

Die knappe Passage (5:24) "Henoch war seinen Weg mit Gott gegangen, dann war er nicht mehr da; denn Gott hatte ihn aufgenommen" deutet darauf hin, dass bereits dem Redaktor des 1. Buches Mose weitere Erzählungen über Henoch bekannt waren, die er aber nicht in die Schrift aufgenommen hat. Später entstanden auf dieser Basis drei Henoch zugeschriebene Bücher, die Offenbarungen Gottes über den Anfang und das Ende der Welt enthalten wollen. In allen drei Büchern finden sich auch Themen aus dem 1. Buch Mose.

Die ebenfalls sehr knapppe Erwähnung (6:4) "In jenen Tagen gab es auf der Erde die Riesen, und auch später noch, nachdem sich die Gottessöhne mit den Menschentöchtern eingelassen und diese ihnen Kinder geboren hatten.", die vermutlich auf eine heidnische Tradition verweist, wird im ersten Henochbuch, und auch in weiteren Schriftfragmenten, die in Qumran gefunden wurden, weiter ausgeführt.

„Kleine Genesis“: Das Buch der Jubiläen

Im 2. vorchristlichen Jahrhundert entstand in Pharisäer-Kreisen das „Buch der Jubiläen“, das Eingang in die jüdische Midrasch-Tradition gefunden hat und von den meisten christlichen Kirchen als apokryph betrachtet wird. Es wiederholt weitgehend den Bericht der Genesis, schmückt ihn aber vielfach aus und versucht anhand einer angeblich dem Moses geoffenbarten Zeiteinteilung die Ereignisse chronologisch exakt zu datieren.

Josephus

Der griechisch-jüdische Geschichtsschreiber Flavius Josephus erzählt in seiner Schrift "Jüdische Altertümer" die Bücher der Torah nach und fügt einige außerbiblische Tradition ein.

Apokalypse Mose, Leben Adams und Evas

Die unter dem Namen "Apokalypse Moses" bekannte Schrift ist eine Sammlung volkstümlicher Erzählungen über Adam und Eva. Die Einleitung zur griechischen Version stellt die Erzählungen, wie das Buch der Jubiläen, als Offenbarung der Engel an Mose dar. Das legt nahe, dass auch diese Erzählungen, wie das Buch der Jubiläen, zunächst von einem jüdischen Autor niedergeschrieben wurden. Inwieweit die Episoden auch in ihrer ausgeweiteten Form noch aus älteren mündlichen Überlieferungen erwachsen sind, eventuell gar auf alte außerjüdische Wurzeln zurückgehen, lässt sich heute nicht mehr ergründen. Da nur wenige Episoden in älteren jüdischen Schriften bekannt sind, muss man eher annehmen, dass der größte Teil der Ausschmückungen jüngeren Datums ist. Es ist durchaus möglich, dass die Geschichten ursprünglich in einer semitischen Sprache niedergeschrieben wurden. Heute sind aber keine Versionen in einer semitischen Sprache bekannt. Die Erzählungen wurden (stets als nichtkanonische Schrift) von Christen aufgegriffen und weiterverwendet. Alle erhaltenen Schriften stammen aus der christlichen Überlieferung. Die älteste Fassung ist in der griechischen Schrift erhalten. Diese ist auch die einzige, die frei von offensichtlich christlichen Einschüben ist. Daneben sind Fassungen in lateinischer, armenischer, georgischer und altslavischer sprache bekannt. Die Texte in den unterschiedlichen Sprachen unterscheiden sich erheblich voneinander. In der Apokalypse Moses steht die Erzählung und Ausschmückung der Geschichte von Adam und Eva im Vordergrund; theologische Inhalte treten kaum in Erscheinung.

Die spätere jüdische Tradition

Viele kleine Anmerkungen und Ausschmückungen zu Inhalten des ersten Buches Mose finden sich in der Gemara.

Ein mittelalterliches Schriftwerk namens "Ha-Jaschar" - der Versuch einer Fälschung eines verloren geglaubten Buches - zeigt eine sehr umfangreiche Sammlung ausserbiblischer Traditionen. Neben Jüdischen werden auch christliche und muslimische Inhalte wiedergegeben.

Die Bücher Adam und die Schatzhöhle

Die Erzählung der Adamsbücher baut auf der des Genesisbuches auf und reicht von der ersten Zeit nach der Verteibung aus dem Garten bis zur Zeit Noachs vor der Sintflut.

Das Kernelement der Erzählung, die Geschichte von der Schatzhöhle auf dem Heiligen Berg, ist der älteren jüdischen Überlieferung bis einschließlich Josephus vollkommen fremd und steht der Geschichte der Riesen aus dem Henochbuch unvereinbar entgegen. Auch in der der der Apokalypse Moses, selbst in den späteren Fassungen, tauchen keine Elemente aus dieser Tradition auf.

Dem syrischen christlichen Theologen und Heiligen Efrem, *306, † 9.6. 373 n.Chr in Edessa, heute Urfa/Südtürkei) ist diese Erzählung bekannt: In seinen Hymnen des Paradieses nimmt er darauf Bezug. Er wird auch als Autor der Schrift genannt, durch die diese Erzählung in Europa bekannt wurde und den Namen «Die Schatzhöhle» erhielt. Sie greift auf die Tradition der Adamsbücher zurück, erkennt den Widerspruch zur Erzählung von den Riesen und lehnt letztere als theologisch unhaltbar ab. Dass dieses Buch den Inhalt der Adamsbücher verkürzt wiedergibt, mag schon allein dem Umstand gehorchen, dass die Schrift der christlichen Heilsgeschichte ein Bogen vom Anfang bist zu Jesus schlägt und damit auf manches Detail verzichten muss.

Der Koran

Viele Erzählungen aus der Vorgschichte sind den gläubigen Muslimen aus dem Quran bekannt, in dem diese an vielen Stellen zitiert werden. In der heutigen Praxis des Islam wird ungern auf vorislamische Quellen zurückgegriffen; der Prophet Muhammad selbst setzt hingegen in den Auslegungen des Quran die Kenntnis dieser Traditionen voraus; die Überlieferungen im Quran sind eigentlich nur Zitate, die als Beispiel für deren Interpretation, der eigentlichen Botschaft dienen. Dabei beschränken sich diese Beispiele nicht auf die Traditionen der von den Juden und Christen anerkannten Schriften, sondern schließen zahlreiche andere Erzählungen nach Maßgabe ihres symbolhaften Sinnes ein. So treffen wir im Quran auf viele Zitate aus anderwärts überlieferten Traditionen, aber auch aus Traditionen, die heute nur noch aus dem Quran bekannt sind, damals aber vermutlich Gemeingut waren.

Literatur

jüdisch

  • J. H. Hertz: Der Pentateuch. Hebräisch-deutsch.
  • Samson Raphael Hirsch: Bereschit.
  • Hanna Liss: Tanach. Lehrbuch der jüdischen Bibel, in Zusammenarbeit mit A. Böckler und Bruno Landthaler, Heidelberg, 2. Auflage 2008, ISBN 978-3-8253-5448-0.
  • W. Gunther Plaut: Die Tora. Hebräisch-Deutsch, 5 Bde. (Bd. 1, Genesis) ISBN 3-579-02646-1
  • W. Gunther Plaut (Hrsg.): Die Tora in jüdischer Auslegung. (Bd. 1 – Bereschit.)
  • Leopold Zunz: Die Heilige Schrift. ISBN 3-85705-002-0

christlich

Die jahwistische Urgeschichte in exegetischer Sicht, Schöningh, 10. Auflage 1995, ISBN 3-506-76254-0
Die jahwistische Urgeschichte in psychoanalytischer Sicht, Schöningh, 8. Auflage 2000, ISBN 3-506-76255-9
Die jahwistische Urgeschichte in philosophischer Sicht, Schöningh, 9. Auflage 2000, ISBN 3-506-76256-7

Übertragungen

Einzelnachweise

  1. a b Genesis 1,1 EU
  2. Ex 20,3 EU
  3. Genesis 10 EU
  4. Genesis 12,1-3 EU
  5. Siehe auch die Anmerkung zu Gen 1.1–2.4a in der Einheitsübersetzung
  6. Joh 1,1-2 EU
  7. Joh 1,14-18 EU
  8. Sally Gross: Intersexuality and Scripture, in: Theology and Sexuality, 11, 1999, S. 65 - 74
  9. Vgl. Genesis 3,22 EU
  10. a b Genesis 2,7 EU
  11. a b Genesis 3,19 EU
  12. Genesis 1,28 EU
  13. Genesis 2,21 EU
  14. Genesis 3,1 EU
  15. Genesis 3,7 EU
  16. Genesis 4,17 EU
  17. a b Genesis 2,4b-25 EU)
  18. Genesis 2,4a EU
  19. Genesis 1,1-2,4a EU
  20. Genesis 6 EU
  21. Genesis 6,5-7 EU
  22. Genesis 9,21-27 EU
  23. Genesis 19 EU)
  24. Genesis 18,16 EU
  25. Genesis 19,4 EU

Weblinks

 Commons: Schöpfungsgeschichte – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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