Herrenhaus Johannstorf

Herrenhaus Johannstorf
Schloss Johannstorf, Hoffassade, Frühling 2008

Das Schloss Johannstorf (oder auch Johannstorff) war einst das Herrenhaus der gleichnamigen Gutsanlage. Es befindet sich im Landkreis Nordwestmecklenburg zwischen Travemünde und der Kleinstadt Dassow. Der sanierungsbedürftige barocke Bau steht seit mehreren Jahren leer und ist nicht öffentlich zugänglich.

Inhaltsverzeichnis

Geschichtlicher Überblick

Das Gut befand sich ursprünglich im Besitz der dort seit dem 16. Jahrhundert[1] erbgesessenen Familie Buchwald. Seit der Heirat der Erbjungfer Margarete von Buchwald mit Claus Schack führten die Besitzer den Namen Schack von Buchwald. Hermann Schack von Buchwald (* 1705, Sachsen-gothaischer Oberhofmeister, Lübecker Domherr seit 5. April 1741, † 1761) ließ das heutige Schloss ab 1743 als Nachfolger einer mittelalterlichen Wasserburg für sich und seine Frau Juliane Franziska errichten. 1782 ging der Besitz an die Familie Eckermann, die hier über mehrere Generationen bis 1945 ansässig war. In der Nachkriegszeit und unter der Regierung der DDR diente das Schloss als Wohnhaus für private Zwecke.

1991 erfolgte ein Verkauf durch die damals noch selbstständige Gemeinde Pötenitz an einen privaten Investor, was jedoch nicht zur erwarteten Sanierung der Anlage führte. Der Käufer begründete dies mit Auseinandersetzungen mit benachbarten Grundstückseigentümern.[2] Der notwendige Zuerwerb von benötigten Hofflächen in unmittelbarer Umgebung des Schlosses von der Bodenverwertungs- und -verwaltungs GmbH steht noch aus.[3] Nach über zehn Jahren des Leerstands prüfte die Stadt Dassow als Rechtsnachfolgerin der Gemeinde Pötenitz die Möglichkeit der Rückabwicklung des Kaufvertrags[2], nachdem ein neuer Interessent ein Konzept für die Anlage vorlegte.[4] Bis Anfang 2009 lagen allerdings noch keine öffentlich bekannten Ergebnisse vor, die Zukunft der Anlage ist ungewiss. 2008 dienten das Schloss und das Hofgelände als Kulisse für die Dreharbeiten des Films Das weiße Band von Regisseur Michael Haneke.[5][6]

Baulichkeiten

Das Herrenhaus

Das Herrenhaus wurde ab 1743 nach Plänen Rudolph Matthias Dallins errichtet, es war sein letztes größeres Werk vor seinem Tode. Bauherr war Schack von Buchwald, dessen Frau von ihrem Bruder das Gut Basthorst erbte. Johannstorf ist ein quaderförmiger, elfachsiger Bau mit zwei Vollgeschossen über einem Souterrain und einem großen Mansarddach. Das Haus ist vollständig aus Backstein erbaut, die Ecken des Gebäudes mit angedeuteter Rustika betont. Sowohl auf der garten-, wie auch auf der hofseitigen Fassade springt ein dreiachsiger, übergiebelter Risalit in Kolossalordnung flach hervor. Das Hofportal und das Giebelfeld sind mit aufwendigem Sandsteindekor geschmückt. Oberhalb des Familienwappens der Familie von Buchwald steht im Giebelfeld das Wort AMANTIBUS, was "Liebende", bzw. "den Liebenden" bedeutet.[7]

Im Inneren des Gebäudes hat sich die barocke Aufteilung mit großem Treppenhaus und Festsaal sowie Teile der Stuckierungen erhalten. Die einstige Ausstattung ist fast vollständig verloren, das Gebäude steht seit mehreren Jahren weitgehend leer. Schloss Johannstorf ist derzeit (2009) stark sanierungsbedürftig. Die Fenster und Türöffnungen sind zum Schutz vor Vandalismus durch Bretter verschlossen, die Hofinsel nicht zugänglich.

Hofansicht der Gutsanlage, Frühling 2008
Torhaus mit abgängigem Dachreiter

Hofanlage und Garten

Das Schloss steht am Ende eines westlich gerichteten Wirtschaftshofs oberhalb des Dassower Sees auf einer nahezu quadratischen Hofinsel, deren Gräben durch mangelnde Pflege in den letzten Jahrzehnten zunehmend versumpfen. Die Anlage ist in ihrem Aufbau vermutlich durch das nicht weit entfernte Schloss Bothmer inspiriert - wenngleich hier in einer weniger aufwendigen Variante, in der lediglich das Herrenhaus von Wasser umgeben ist und auf die pavillonartigen Flügelbauten verzichtet wurde.[8]

Der Hof selbst wird durch die Nebengebäude der einstigen Gutsanlage gebildet, die aus Scheunen und Stallungen sowie einem vorgelagerten Torhaus besteht. Die Wirtschaftsgebäude, das Torhaus und der Hof sind ebenso wie das Schloss in einem ruinösen Zustand. Östlich des Herrenhauses schließt sich eine verwilderte Gartenanlage an, in deren Grundzügen noch die Reste des einstmals barocken Gartens zu erkennen sind.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Friedrich Schlie: Kunst- und Geschichts-Denkmäler des Großherzogthums Mecklenburg-Schwerin. Band 2, Schwerin 1898, S. 401 unter Verweis auf Mecklenb. Jahrbuch XVI, S. 63.
  2. a b Meldung der Lübecker Nachrichten vom 30.11.07 (Pdf)
  3. [1]
  4. Lübecker Nachrichten vom 13.07.07 (Pdf)
  5. Artikel der Uetersener Nachrichten vom 22.08.2008
  6. Artikel auf nnn.de vom 22.02.2008
  7. Schlie, S. 401.
  8. F. Burmeister, C. Mark: Schloss Bothmer in Mecklenburg, Seiten 25, 26. Nordwest Media Verlag, 2006

53.92737710.9382417Koordinaten: 53° 55′ 39″ N, 10° 56′ 18″ O


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