Gut Basthorst

Gut Basthorst
Das Herrenhaus Basthorst

Das Gut Basthorst in der Schleswig-Holsteinischen Gemeinde Basthorst liegt zwischen dem Oberlauf der Bille mit der angrenzenden Hahnheide und dem östlichen Saum des Sachsenwaldes, umfasst von fruchtbaren Fluren und den landestypischen Knicks. Heute liegt das Dorf dank der Wiedervereinigung Deutschlands in dem wirtschaftlich stark an Bedeutung gewinnenden Dreieck zwischen dem Stadtstaat Hamburg, der Hansestadt Lübeck und der Landeshauptstadt von Mecklenburg-Vorpommern Schwerin. Von jedem dieser Orte ist Basthorst weniger als eine Fahrstunde entfernt und über die Berliner Autobahn A 24 zu erreichen.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die über die Jahrhunderte gewachsene Hofanlage besteht aus mehreren ehemaligen und zum Teil noch heute landwirtschaftlich genutzten Wirtschaftsgebäuden wie einem Speicher von 1771 (Bürogebäude) und einer Scheune (Trocknung) von 1862. Das Herrenhaus ist im Kern wohl um 1750 entstanden und hat nach zahlreichen Um- und Anbauten die Form einer asymmetrischen Dreiflügelanlage angenommen, charakteristisch sind die runden holländischen Gauben. Noch vor etwa 120 Jahren wurde von dem Herrenhaus aus Recht gesprochen und die drei Dörfer Basthorst, Dahmker und Hamfelde verwaltet.

Eine Generation lang, höchstwahrscheinlich von Siedlern aus Hamfelde kommend, wurden Dickungen des dortigen Urwaldes gerodet und das Land ackerfähig gemacht. Das germanische Wort Basthorst heißt so viel wie Rodungsstelle. Das Geburtsjahr Basthorsts ist das Jahr 1278. Die dort ansässigen Geschlechter haben das Geschehen im Herzogtum Lauenburg vielfach beeinflusst und mitgestaltet. Auch das Gut Basthorst zählte zu den alten adeligen Gerichten.

Das Rittergeschlecht der Schacken, im 12. Jahrhundert als Kampfgefährten Heinrichs des Löwen in den nordelbischen Raum gekommen, gehörte neben dem Herzog von Lauenburg zu den einflussreichsten und bedeutendsten Grundherren der Region. Noch im Jahre 1612 besaßen sie rechts der Elbe 14 Dörfer. Mit der Erwähnung des „Johan Schacken to der Basthorst“ 1391 beginnt die nachweisbare Geschichte des adeligen Gutes, das zu jener Zeit eine befestigte Burg war, ähnlich Gülzow, Hasenthal oder Müssen. Zum Schack’schen Besitz gehörte auch die 1400 ha große Hahnheide. Mit der Teilung Basthorsts im Jahre 1545 zugunsten zweier Söhne begann eine unheilvolle Entwicklung, die fast zur völligen Auflösung des Besitzes beigetragen hätte. (24 Kinder) In den Wirren des Dreißigjährigen Krieges okkupierte der jüngere Bruder des Herzogs von Lauenburg, Herzog Franz Albrecht, kurzerhand das Gut und ließ das Gut etwa 1640 mit Bastionen und einem breiten Wassergraben befestigen, der noch heute an einigen Stellen zu sehen ist.

Aufgrund der erbärmlichen Not während des Dreißigjährigen Krieges (bis 1648) in hohe finanzielle Bedrängnis gekommen, verkaufte die Witwe (Dorothea) von Schack Basthorst für 29.000 Taler und 100 Dukaten an den reichen niederländischen Kaufmann Peter von Uffeln. Die Schacks zogen dann weg aus Basthorst, benannten allerdings − wahrscheinlich aus einer gewissen Nostalgie heraus − einen anderen ihrer Besitze in der Nähe von Schwerin nach Basthorst. Bei dem Kauf hatte Peter von Uffeln, Besitzer u.a. von Roggendorf, Veddel-Grevendorf und Gütern in Dänemark, durchgesetzt, dass Basthorst zu einem Kunkel-Lehensgut wurde, also auch eine Frau das Gut erben durfte, das dann auch mehrmals geschah.

Zwischen 1721 und 1796 regierten dann die von Plessens Gut Basthorst; unter ihnen wurde das heutige Herrenhaus errichtet, das in seinen ältesten Bauteilen von 1750 stammt. Der älteste Sohn der Familie verschwand 1760 spurlos; es ist nie ganz geklärt worden, ob es ein Überfall war, er im Moor versank oder den Freitod wählte. Seine Schwester Elenore Elisabeth, verheiratet mit Schack von Buchwald auf Johannstorf, übernahm sodann den Hof 1796. Von Buchwalds gehörte Basthorst bis 1819. Eine Person trat besonders in Erscheinung: Amalie Sophie von Buchwald (1747), Hofdame der dänischen Königin, spätere Gräfin von Holstein. Amalie Sophie hielt Treue zu ihrer Königin, nachdem diese das Land 1772 aufgrund einer Affäre mit dem Hofarzt Struensee verlassen musste. Das uneheliche Kind des enthaupteten Hofarztes und der Königin wurde übrigens Urgroßmutter der Gemahlin Kaiser Wilhelms II. Franz Freiherr von Ruffin übernahm dann Basthorst von seinem Onkel Joseph von Brusselle noch während des Krieges. Der Grund dafür war die drohende Enteignung durch die Nationalsozialisten, nachdem Joseph von Brusselle ein Beileidstelegramm an die Witwe des erschossenen Grafen von Stauffenberg schrieb. Nur durch die Initiative der Dorfbewohner konnte die Gestapo davon abgebracht werden.

1945 lebten 57 Flüchtlinge allein im Herrenhaus, auf dem Gut insgesamt 150 Flüchtlinge, viele von ihnen aus dem heutigen Polen. Die Einwohnerzahl Basthorsts verdreifachte sich auf 615 Menschen.

Landwirtschaftliche Nutzung

Eines der Wirtschaftsgebäude

Auf einer Fläche von 400 ha werden heute hauptsächlich Winterweizen, Winterroggen, Winterraps, Wintergerste und Zuckerrüben angebaut. Raps und Getreide werden in der eigenen Trocknungsanlage getrocknet, gereinigt, belüftet, eingelagert und über die Cerealis vermarktet. Cerealis entstand aus einer Erzeugergemeinschaft, an der Gut Basthorst zusammen mit einer Reihe von anderen landwirtschaftlichen Betrieben beteiligt ist. Cerealis ermöglicht seit 15 Jahren, dass der Käufer den Lauf der Mehlproduktion verfolgen kann bis hin zum Brötchen beim Bäcker und dadurch ein hohes Maß an der Qualität der Produktion gesichert wird. Das Getreide wird durch unabhängige Forschungsinstitute geprüft und Cerealis ist nach ISO 9002 zertifiziert. Zuckerrüben werden von der Nordzucker AG zu Zuckerprodukten verarbeitet. Der Hof verfügt auch über eine eigene fest installierte 50-t-Waage.

Die Trocknung hat eine Lagerkapazität von 3.000 Tonnen und schafft in der Stunde etwa 20 Tonnen. Der Hof hat 22 Hochsilos aus Stahl und fünf Flachlager.

Weitere Betätigungsfelder sind der Gartenbau, die Forstwirtschaft, die Jagd, Vermietung und die regelmäßig stattfindenden Märkte im Frühjahr, Herbst und zu Weihnachten.

Zur Forstwirtschaft: Bewirtschaftet wird Forst durch die Forstbetriebsgemeinschaft Herzogtum Lauenburg. Basthorst hat etwa eine Fläche von 150 ha Forst, weitestgehend bestehen die Waldstücke aus Mischwäldern, wobei der Anteil zwischen Nadelgehölz und Laubbäumen bei ca. 50 zu 50 liegt. Das Basthorster Jagdgebiet umfasst den Eigenjagdbezirk Basthorst, den Gemeinschaftsjagdbereich Basthorst und den Gemeinschaftsjagdbereich des Nachbarortes Mühlenrade. Standwild ist vor allen Dingen Rehwild und Schwarzwild, und in einigen ruhigeren Waldgebieten auch Dam- und Rotwild.

Öffentliche Nutzung

Der aktuelle Besitzer des Guts, Enno von Ruffin, und seine damals hier noch lebende Frau Vicky Leandros erweiterten den Betrieb ab Ende der 1980er Jahre um neue Nutzungskonzepte.

Neben einem Weihnachtsmarkt wird alljährlich im Mai ein Frühjahrsmarkt und weiter die Herbstmesse „Leben auf dem Lande“ im September auf Gut Basthorst veranstaltet. Neue Betätigungsfelder auf dem Gut sind z.B. Open-Air-Opern des Ensembles der Schlesischen Staatsoper. Zudem bieten die heute nicht mehr landwirtschaftlich genutzten Gebäude Platz für Feiern und Veranstaltungen aller Art. Auf dem Gutshof befindet sich ein kleines Hotel sowie die Gutswirtschaft „Zum Pferdestall“.

Literatur

  • Hubertus Neuschäffer: Schleswig-Holsteins Schlösser und Herrenhäuser. Husum-Druck- und Verlags-Gesellschaft, Husum 1989, ISBN 3-88042-462-4.

Weblinks

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