- Hohenneuffen
-
Burg Hohenneuffen Burgruine Hohenneuffen
Entstehungszeit: 1198 Burgentyp: Höhenburg Erhaltungszustand: Ruine Ort: Neuffen Geographische Lage 48° 33′ 20″ N, 9° 23′ 33″ O48.55555555569.3925743Koordinaten: 48° 33′ 20″ N, 9° 23′ 33″ O Höhe: 743 m ü. NN Die Burg Hohenneuffen ist eine große Burgruine in Süddeutschland. Sie liegt oberhalb der Stadt Neuffen im Landkreis Esslingen in Baden-Württemberg.
Inhaltsverzeichnis
Lage
Die hochmittelalterliche Burgruine liegt bei rund 743 Meter über NN und steht auf einem Weißjurafelsen am Rande der Schwäbischen Alb. Dies stellt eine strategisch günstige Lage am Albtrauf dar.
Geschichte
Der Hohenneuffen war bereits im Altertum besiedelt. In der spätkeltischen La-Tène-Zeit (450 bis 0 v. Chr.) bildete er einen Außenposten des bekannten Heidengraben-Oppidums, das die ganze „Erkenbrechtsweiler Halbinsel“ der Schwäbischen Alb umfasste.
Der vorgermanische Name geht vermutlich auf das altkeltische Adjektiv „noibos“ = „heilig“ zurück, hieß also etwa „Heiliger Berg“, eine Benennung, die man auf Grund seiner exponierten Lage gut nachvollziehen kann. Das wiederum würde bedeuten, dass der Berg vor 2000 und mehr Jahren weniger militärische, sondern eher sakrale Bedeutung hatte. Ein prominenter Namensvetter in Irland (Grafschaft Mayo) ist der Nephin (gälisch Néifinn), der vergleichbar als „sanctuary mountain“ herausragt.
Die Burganlage Hohenneuffen ist mindestens 900 Jahre alt – zum ersten Mal urkundlich erwähnt wurde sie im Jahre 1198, damals im Besitz der Edelfreien von Neuffen, zu denen der Minnesänger Gottfried von Neifen gehörte. Ende des 13. Jahrhunderts ging die Burg an die Herren von Weinsberg, die sie 1301 an das Haus Württemberg verkauften. Mitte des 16. Jahrhunderts ließ Herzog Ulrich den Hohenneuffen zur Festung ausbauen, damit er auch gegen Artilleriebeschuss verteidigt werden konnte.
Mehr als ein Jahr lang wurde der Hohenneuffen während des Dreißigjährigen Krieges belagert. Im November beschlossen Festungskommandant Hauptmann Johann Philipp Schnurm und die mutlos gewordene Mannschaft mit den Feinden eine Übergabe auszuhandeln, die einen freien Anzug mit Waffen und aller Habe vorsah. Am 22. November 1635 übergab Schnurm die Festung nach 15-monatiger Belagerung an die kaiserlichen Truppen. Entgegen der Zusagen wurde die Mannschaft zum Dienst im kaiserlichen Heer gezwungen und Schnurm verlor seinen Besitz.
Eine Legende, die nicht den historischen Ereignissen entspricht, sagt folgendes: Die Leute auf der Burg gaben ihrem Esel das letzte Getreide, das sie noch übrig hatten, schlachteten ihn und warfen den gefüllten Magen des Tieres in das Lager der Feinde. Diese glaubten dadurch, dass die Belagerten noch genug Vorräte hätten, verloren die Geduld und zogen davon. Seitdem ist der Esel das „Maskottchen“ der Stadt Neuffen.
Der württembergische Herzog Karl Alexander wollte den Hohenneuffen im 18. Jahrhundert zu einer Festung nach französischem Vorbild ausbauen; er starb aber vor der Vollendung, sein Nachfolger Karl Eugen gab den Plan angesichts der hohen Kosten und des zweifelhaften militärischen Nutzens bald auf. Der Hohenneuffen wurde ab 1795 nicht mehr genutzt, 1801 wurde die Festung zum Abbruch freigegeben. Die Bewohner der Umgebung waren froh über das günstige Baumaterial. Erst ab 1830 begann man, die Reste zu sichern, in den 1860er Jahren wurde die Ruine zugänglich gemacht. 1862 wurde im Gebäude am oberen Burghof eine Gaststätte eingerichtet.
Wie anderen Festungen auch diente der Hohenneuffen stets als Landesgefängnis, in dem wichtige Gefangene festgesetzt und falls notwendig auch gefoltert wurden. Die Schicksale einiger sind bekannt. Ein junger Graf von Helfenstein, Friedrich, stürzte sich 1502 bei einem Fluchtversuch in den Tod. 1512 ließ Herzog Ulrich den Abt des Klosters Zwiefalten, Georg Fischer, hier festhalten. Auch der hochbetagte Tübinger Vogt Konrad Breuning war 1517 der Willkür des Fürsten ausgesetzt und wurde nach Kerker und Folter in Stuttgart enthauptet. Im 17. Jahrhundert ereilte Matthäus Enzlin, den Kanzler Herzog Friedrichs, ein ähnliches Schicksal und 1737 wurde Joseph Süß Oppenheimer ("Jud Süß") der jüdische Financier Herzog Karl Alexanders, einige Wochen auf dem Hohenneuffen eingekerkert, bevor er auf den Hohenasperg verlegt wurde.
Im Zweiten Weltkrieg war der Hohenneuffen Fliegerwache.
Die Dreiländerkonferenz
Die Militärregierungen der Besatzungszonen gründeten 1945/46 die Länder Württemberg-Baden in der amerikanischen sowie Württemberg-Hohenzollern und Baden (so genannt, obwohl es nur den südlichen Teil des Landes umfasste) in der französischen Zone. Als 1948 deutlich wurde, das für das westliche Deutschland eine Verfassung erarbeitet wurde, ergriffen einige Politiker die Initiative, sie wollten einen Zusammenschluss der Länder im Südwesten. Der Regierungschef von Württemberg-Baden, Reinhold Maier, lud die Regierungen der drei Länder am 2. August 1948 zu einer Konferenz auf den Hohenneuffen ein. Er wollte eine erste Annäherung zustande bringen. Für Südbaden nahm eine Delegation unter Führung von Leo Wohleb teil, der ein kompromissloser Verfechter einer Wiederherstellung des Landes Baden war. Württemberg-Hohenzollern war durch seinen Innenminister Viktor Renner vertreten. In den Delegationen waren Minister, Parteivorsitzende, Abgeordnete und Beamte der drei Länder, darunter viele bekannte Namen.
Der Tagungsort war mit Bedacht gewählt. Der weite Blick ins Land und vor allem die wenige Kilometer entfernte, einschneidende Zonengrenze zwischen den Kreisen Reutlingen und Nürtingen sollten beeindrucken. Abgeschieden von ihren Regierungen und der Öffentlichkeit wollten die Teilnehmer hier sachlich debattieren, gut bewirtet mit "Täleswein". Eine Einigung kam am Schluss zwar nicht zustande, aber dennoch hatte das Treffen Anstöße gegeben, wichtige Weichen wurden gestellt. Diese Dreiländerkonferenz auf dem Hohenneuffen markiert damit den Beginn der jahrelangen Auseinandersetzung um die Bildung des Südweststaates, der 1952 aus der Taufe gehoben wurde: Baden-Württemberg.
Anläßlich des 60-jährigen Jubiläums dieser Konferenz hat der Landrat des Kreises Esslingen, Heinz Eininger, am 6. Oktober 2008 eine Informationstafel "Dreiländerkonferenz im Jahr 1948" übergeben, die im historischen Tagungssaal angebracht wurde.
Heutige Nutzung
Heute ist der Hohenneuffen mit Restaurant, Biergarten und Kiosk ein beliebtes Ausflugsziel. Der Eintritt in die Burg ist frei. Sehenswert sind die teilweise zugänglichen Kasematten.
Alljährlich findet im Juni der Hohenneuffen-Berglauf statt, bei dem die Läufer vom Start in Linsenhofen eine Strecke von 9,3 km und 438 Höhenmetern zurücklegen. Ausrichter des Berglaufs sind der TSV Beuren und der TSV Frickenhausen. Auf der Burg finden viele weitere Veranstaltungen statt, wie ein Mittelaltermarkt oder auch Konzerte im Burghof.
Sehr beeindruckend ist auch die Beleuchtung der Außenmauern an Sonn und Feiertagen. Diese wird von einem ehem. Neuffener finanziert der mittlerweile in Amerika lebt.
Literatur
- Hans-Martin Maurer: Burgruinen im Landkreis Nürtingen. Nürtingen 1967.
- Walter Bär: Der Neuffen, Geschichte und Geschichten um den Hohenneuffen. Herausgegeben von der Stadt Neuffen, 1992.
Siehe auch
Weblinks
Wikimedia Foundation.