Alte Waage (Braunschweig)

Alte Waage (Braunschweig)
Die Alte Waage von Süden mit der Andreaskirche im Hintergrund
Das Gebäude um 1880.
1892
Verzierungen
Großes Fenster

Die Alte Waage, wie sie heute in der Braunschweiger Neustadt zu sehen ist, ist eine detailgetreue Rekonstruktion des ursprünglichen Gebäudes aus dem Jahre 1534, das durch Bombenangriffe während des Zweiten Weltkrieges zerstört wurde.

Inhaltsverzeichnis

Architektur

Mit ihrer Höhe von 21 m ist die „Alte Waage“ das größte und imposanteste Fachwerkhaus der Stadt. Bei dem Gebäude handelt es sich um einen freistehenden, mehrgeschossigen Fachwerkbau. Zwischen dem Erdgeschoss und den zwei Obergeschossen befindet sich ein Zwischengeschoss. Alle Geschosse kragen ca. einen Meter über das Erdgeschoss hinaus, d. h. sie ragen über den Grundriss des untersten Geschosses hinaus, was bei Fachwerkhäusern früher durchaus üblich war und vor allem repräsentative Gründe hatte. Auf dem Dach befinden sich drei große Erker mit Luken zum Speicher. Darüber hinaus verfügt das Haus über zwei große Tore, durch die früher Fuhrwerke zum Wiegen ihrer Ladung ein- und ausfahren mussten, bevor sie diese in der Stadt anbieten durften.

Geschichte

Ursprung

Das ursprüngliche Fachwerkhaus wurde im Jahre 1534 als Speicher- und Waagehaus der Braunschweiger Neustadt auf dem Wollmarkt, nur wenige Meter entfernt von der Andreaskirche errichtet.

Nutzung

1671 wurde die „Alte Waage“ nicht mehr als solche genutzt, da eine neue errichtet worden war. Das Gebäude verfiel daraufhin im Laufe der Jahrzehnte zusehends. Erst 1854 wurde es durch den Herzoglichen Hofbaurat Friedrich Maria Krahe, einem Sohn des Architekten Peter Joseph Krahe umfangreich restauriert, wobei man sich allerdings nur wenig an der historischen Bausubstanz orientierte. Krahe ließ einige tief greifende Veränderungen, besonders an der Fassade, vornehmen, so wurden etwa die Gefache, die bis dahin kunstvoll und sichtbar mit Ziegeln verfüllt waren, weiß verputzt.

Bei erneuten Restaurierungsmaßnahmen zwischen 1937 und 1939 wurden die Kraheschen Veränderungen größtenteils wieder rückgängig gemacht. Nach Beendigung dieser Arbeiten diente das Gebäude bis zu seiner Zerstörung im Jahre 1944 als Heim für die Hitlerjugend (HJ).

Zerstörung

Die Alte Waage wurde durch Bombenangriffe während des Zweiten Weltkrieges zunächst kaum beschädigt. Am 10. Februar 1944 erhielt sie jedoch mehrere Volltreffer. Die Reste des Gebäudes gingen schließlich im Feuersturm des Bombenangriffs vom 15. Oktober 1944 unter. Verbliebene Trümmer wurden nach Kriegsende beseitigt, das Grundstück wurde eingeebnet und jahrzehntelang als Parkplatz bzw. Marktplatz benutzt.

Rekonstruktion

Erst 1991 wurde mit der Rekonstruktion begonnen, wobei z. T. originale Gebäudebestandteile, die katalogisiert und eingelagert waren, sowie die originalen Baupläne verwendet wurden. Die Rekonstruktion wurde so originalgetreu wie möglich durchgeführt, sodass z. B. beim Fachwerk ausschließlich Holzverbindungen, aber keinerlei Nägel oder Schrauben verwendet wurden. 1994 war der Wiederaufbau abgeschlossen und seither steht die Alte Waage wieder an ihrem Originalstandort. Heute dient sie der Volkshochschule Braunschweig als Verwaltungs- und Schulungsgebäude.

Literatur

  • Luitgard Camerer u. a. (Hrsg.): Braunschweiger Stadtlexikon. Meyer, Braunschweig 1992, ISBN 3-926701-14-5.
  • Manfred R. W. Garzmann (Hrsg.): Die Alte Waage in der Braunschweiger Neustadt. Ausgrabungsbefunde, Geschichte des Weichbildes Neustadt, Rekonstruktion und Platzgestaltung. Städtisches Museum, Braunschweig 1993 (=Braunschweiger Werkstücke, Reihe A, Bd. 87).
  • Karsten Kablitz: Die Alte Waage in Braunschweig. Bericht über die siedlungs- und bauarchäologischen Ausgrabungen auf dem Gelände der Alten Waage in der Braunschweiger Neustadt von Oktober 1988 bis Juni 1989. Hochbauamt, Braunschweig 1992.
  • Karlwalther Rohmann: Braunschweig – so wie es war. 2. Auflage. Droste, Düsseldorf 1977, ISBN 3-7700-0444-2.
  • Monika Zeidler: „Mauernstrasse, Klint und Werder ...!“ Markt- und Strassennamen in Braunschweig. Pfankuch, Braunschweig 1981.

Weblinks

 Commons: Alte Waage in Braunschweig – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
52.267510.519722222222

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно решить контрольную?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Alte Waage — Die Alte Waage ist ein Gebäude, ein sogenanntes Waagehaus, in der holländischen und friesischen Gegend auch Waag benannt. in Braunschweig, siehe Alte Waage (Braunschweig) in Leer, siehe Alte Waage (Leer) in Leipzig, siehe Alte Waage (Leipzig) …   Deutsch Wikipedia

  • Braunschweig-Neustadt — Wappen der Neustadt Das Weichbild Neustadt um 1400 (gelb dargestellt) Das Weichbild Neustadt ist das nördlichste der fünf Weichbilde des mittelalter …   Deutsch Wikipedia

  • Braunschweig — Wappen Deutschlandkarte …   Deutsch Wikipedia

  • Braunschweig — Infobox German Location Art = Stadt image photo = Braunschweig Kohlmarkt.jpg Wappen = Wappen Braunschweig.svg lat deg = 52 | lat min = 16 | lat sec = 9 lon deg = 10 | lon min = 31 | lon sec = 16 Bundesland = Lower Saxony Landkreis = Kreisfreie… …   Wikipedia

  • Bombenangriff auf Braunschweig 1944 — Das brennende Braunschweig zwischen 2:00 und 3:00 Uhr am frühen Morgen des 15. Oktober 1944, aufgenommen von einem am Angriff beteiligten Lancaster Bomber der RAF …   Deutsch Wikipedia

  • Waage — Briefwaage Postwaage (ca. 1971) Eine …   Deutsch Wikipedia

  • Neustadt (Braunschweig) — Wappen der Neustadt Das Weich …   Deutsch Wikipedia

  • Bombenangriff auf Braunschweig am 15. Oktober 1944 — Das brennende Braunschweig zwischen 2:00 und 3:00 Uhr am frühen Morgen des 15. Oktober 1944, aufgenommen von einem am Angriff beteiligten Lancaster Bomber der RAF …   Deutsch Wikipedia

  • Geschichte der Stadt Braunschweig — Der Braunschweiger Löwe: entstanden um 1166 und seither das Wahrzeichen der Stadt. Die Geschichte der Stadt Braunschweig begann der Sage nach im Jahre 861, ist jedoch erst ab 1031 urkundlich belegt. Die Stadtgeschichte ist stark durch zahlreiche… …   Deutsch Wikipedia

  • St. Andreas (Braunschweig) — Ansicht von Westen …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”