Huanca-Quechua

Huanca-Quechua
Wanka-Quechua (Wanka Nunashimi)

Gesprochen in

Peru
Sprecher 300.000  
Linguistische
Klassifikation
Offizieller Status
Amtssprache von Peru (regional)
Sprachcodes
ISO 639-1:

qu

ISO 639-2:

que

ISO 639-3:

que (Makrosprache), qvw (Waylla Wanka), qxw (Shawsha Wanka)

Wanka oder Wanka-Quechua (Quechua: Wanka Nunashimi, Spanisch: Quechua Huanca) ist eine Variante des zentralen Zweiges der Quechua-Sprachfamilie (Quechua I oder Waywash nach Alfredo Torero), die im südlichen Teil des peruanischen Departements Junín gesprochen wird. Es handelt sich um die Sprache des historischen Volks der Wanka.

Wanka unterscheidet sich besonders in der Aussprache, aber auch in der Grammatik so stark vom südlichen Quechua (Chanka, Qusqu-Qullaw), dass eine Verständigung nicht möglich ist. Auch zum verwandten Ancashino sind die phonologischen Unterschiede so stark, dass sich Sprecher beider Varianten nur mit Mühe gegenseitig verständlich machen können.

Wanka zerfällt in drei Dialekte (Waylla, Waycha, Shawsha), die ungefähr den drei historischen Reichen der Wanka entsprechen. Der Dialekt von Shawsha wird von manchen Linguisten nicht mehr zum Wanka gerechnet, da er sich phonetisch und lexikalisch von den anderen beiden stärker unterscheidet (genauer: ursprüngliche Quechua-Merkmale bewahrt hat).

Eine Besonderheit des Wanka (im Vergleich zu anderen Quechua-Varianten) ist, dass statt [r] fast immer [l] auftritt. Der ursprüngliche retroflexe Laut [ĉ] ("tr" bei Serafín Coronel Molina und Rodolfo Cerrón Palomino) hat sich (wie in nur wenigen anderen Varianten) erhalten, ebenso das "sh" [š] (wie in allen zentralen und nördlichen Dialekten). Ein großes Verständigungshindernis mit anderen Quechua-Sprechern besteht darin, dass das ursprüngliche [q] zu einem stimmlosen glottalen Plosiv (glottal stop) wird oder ganz verschwindet. Im Shawsha-Quechua dagegen wird das ursprüngliche [q] wie [h] gesprochen, so dass es für andere Quechua-Sprecher leichter verständlich ist. Des Weiteren ist hier anlautendes [s] erhalten, das im Waylla- und Waycha-Wanka zu [h] geworden ist.

Vergleichende Untersuchungen von Alfredo Torero, ebenso wie von Rodolfo Cerrón Palomino und Serafín Coronel Molina, die beide Wanka-Quechua als Muttersprache sprechen, beweisen, dass das Quechua bereits Sprache der Wankas war, bevor es von den Inkas in Cuzco gesprochen wurde. Mario Vargas Llosa irrt sich also, wenn er behauptet, die Inkas hätten den Wanka ihre Sprache aufgezwungen (Lituma en los Andes, S. 83). Allerdings haben sie Spuren in der Sprache in Form von Lehnwörtern hinterlassen, z. B. kari (Mann) oder irki (schwächliches Kind). Wanka-Quechua gehört zum Quechua I (nach Torero), während die Inkas eine Variante von Quechua II (wie z. B. die heutigen Dialekte von Ayacucho und Cuzco) verwendeten. Diese Hauptzweige des Quechua hatten schon zur Inkazeit die Qualität verschiedener Sprachen, wie man auch an den so unterschiedlichen Quechua-Wörterbüchern von Domingo de Santo Tomás und Diego González Holguín aus dem 16. und 17. Jahrhundert erkennt.

Im Laufe der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts ist das Wanka-Quechua durch staatliche Politik der Hispanisierung (Castellanización) (z. B. Sprechverbot in der Schule) besonders im Mantaro-Tal durch das Spanische verdrängt worden und hält sich nur noch in Berggegenden als Alltagssprache. Die Sprecherzahl dürfte noch bei 300.000 Menschen liegen. Quellen, die auf den Volkszählungsdaten von 1993 basieren, sprechen nur noch von 75.000 Sprechern. Bei Volkszählungen ergeben sich jedoch für Sprachen mit geringem Prestige regelmäßig zu niedrige Zahlen.

Literatur

  • Rodolfo Cerrón Palomino (1976): Diccionario Quechua de Junín-Huanca [- Castellano y vice versa]. Ministerio de educación del Perú.
  • Rodolfo Cerrón Palomino (1989): Lengua y sociedad en el Valle del Mantaro. Lima: Instituto de Estudios Peruanos (Spanisch).

Weblinks


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