Hundstage

Hundstage

Als Hundstage werden umgangssprachlich in Europa die heißen Tage im Sommer, in der Zeit vom 23. Juli bis zum 23. August, bezeichnet, obwohl der Begriff Hundstage in Verbindung des heliakischen Aufgangs des Sirius ursprünglich nicht mit der Jahreszeit vom 23. Juli bis zum 23. August verbunden war.

Inhaltsverzeichnis

Herkunft

Sirius A und B (Zeichnung)

Verantwortlich für die Namensgebung ist das Sternbild Großer Hund (Canis Major). Der Stern Muliphein stellt den Kopfanfang des Sternbildes dar, ist aber so lichtschwach, dass er erst bei voller Dunkelheit zu sehen ist. Sirius erscheint als hellster Stern bereits in der Morgendämmerung. Mit Aludra ist es dann vollständig aufgegangen. Vom Aufgang des Sternbildes Großer Hund bis zur Sichtbarkeit als Gesamteinheit vergehen 30 bis 31 Tage, woher sich deshalb die Bezeichnung Tage vom großen Hund (Hundstage) ableitet.

Das Römische Reich ist verantwortlich für die Zeitansetzung (23. Juli bis 23. August) der Hundstage (lat. dies caniculares). Am Anfang der Römischen Königszeit erfolgte der sichtbare heliakische Aufgang von Sirius in Rom am 26. Juli;[1] zu Zeiten von Julius Cäsar im Jahr 46 v. Chr. am 1. August.[2] Von der lateinischen Bezeichnung ist auch das russische Wort für die Sommerferien abgeleitet (kanikuly).

Geschichte

Im altägyptischen Kalender nahm Sirius als Verkörperung der Göttin Sopdet sowie als Bringer der Nilschwemme im dritten Jahrtausend v. Chr. einen besonderen Rang ein. Das gleiche Ereignis wurde später von den Griechen als heliakischer Aufgang bezeichnet, was so viel wie mit der Sonne aufgehend bedeutet.

Die Griechen erklärten den Zusammenhang zwischen der Wiederkehr des Sirius und den Tagen der größten Sommerhitze durch die folgende Mythe: Die Verschmelzung des Sonnenlichts mit dem „Feuer“ des Sirius sei Ursache der großen Hitze. Arabische Astronomen bezeichneten die in flirrender Sommerhitze besonders häufig erscheinenden Fata Morganen gar als den „vom Himmel tropfenden Speichel des Hundssterns“.

Heutige Bedeutung

Aus einem meteorologischen Zufall in der Antike entstand der umgangssprachliche Begriff „Hundstage“.

Die Eigenbewegung des Sternbildes Canis Major und die Präzession der Erde sind dafür verantwortlich, dass sich die Zeit der Hundstage um etwa 4 Wochen verlagert hat. In Deutschland kann der heliakische Aufgang des Sirius erst frühestens ab dem 30. August beobachtet werden und ist damit jetzt ein Zeichen für den nahenden Herbstanfang. Entsprechend der alten Tradition werden aber immer noch die heißesten Wochen des Jahres als „Hundstage“ bezeichnet.

Anmerkungen und Einzelnachweise

  1. Gregorianischer Kalender, entspricht dem 3. August im proleptischen julianischen Kalender.
  2. Gregorianischer Kalender, entspricht dem 4. August im julianischen Kalender.

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать курсовую

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Hundstage — Hundstage, die Zeit, in welcher die Sonne das Zeichen des Löwen durchläuft, vom 22. (23.) Juli bis zum 23. August, in dessen Mitte der kosmische Aufgang des Sirius mit der Sonne fällt. Diesem Zusammentreffen schrieb man sonst die meist starke… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Hundstage — (Dies caniculares), die Zeit vom 23. Juli bis 23. Aug., während der die Sonne im Zeichen des Löwen steht, bei den alten Griechen Opöra genannt und beginnend mit dem Frühaufgang des Hundssterns (Sirius), daher der Name, und endigend mit dem… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Hundstage — Hundstage, die Zeit vom 23. Juli bis 23. Aug., so genannt, weil die entsprechende Jahreszeit (bei den alten Griechen Opora) durch den kosmischen Aufgang des Hundssterns oder Sirius bestimmt wurde …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Hundstage — Hundstage, die Zeit vom 23. Juli bis 24. August, wo die Sonne das Zeichen des Löwen einnimmt und zugleich mit dem Sirius oder Hundsstern aufgeht. Es herrscht während dieser Periode die größte Sonnenhitze. V …   Damen Conversations Lexikon

  • Hundstage — Hundstage, die Zeit vom 24. Juli bis zum 24. Aug., so genannt von dem Sirius od. großen Hundsstern, der dann gleichzeitig mit der Sonne aufgeht …   Herders Conversations-Lexikon

  • Hundstage — Spl std. (14. Jh.) Stammwort. Die von dem Sternbild canīcula, dem Hund des Orion, beherrschten Wochen vom 24. Juli bis zum 23. August heißen schon im nachklassischen Latein diēs canīculāres, entsprechend in den Volkssprachen. Gemeint sind sehr… …   Etymologisches Wörterbuch der deutschen sprache

  • Hundstage — 1. Hundsdage hell un kloer bedüet en gut Joer. (Westf.) – Boebel, 100. 2. Hundstage hell und klar zeigen an ein gutes Jahr. – Boebel, 100; Orakel, 651; Simrock, 5880. Man ist in Deutschland der Meinung, dass der⇨ Juli (s.d.) in der Witterung dem… …   Deutsches Sprichwörter-Lexikon

  • Hundstage — Hụnds|ta|ge 〈Pl.〉 die im alten Ägypten vom Sternbild des Großen Hundes beherrschte, heißeste Zeit des Jahres, 23. Juli bis 23. August * * * Hụnds|ta|ge <Pl.> [mhd. hundetac, huntlich tage, LÜ von spätlat. dies caniculares, so benannt, weil …   Universal-Lexikon

  • Hundstage — Hund: Der Hund ist wahrscheinlich das älteste Haustier der Indogermanen. Gemeingerm. *hunđa »Hund«, das mhd., ahd. hunt, got. hunds, engl. hound, schwed. hund zugrunde liegt, geht mit verwandten Wörtern in den meisten anderen idg. Sprachen – z. B …   Das Herkunftswörterbuch

  • Hundstage (Begriffsklärung) — Hundstage bezeichnet: Hundstage, die heißeste Zeit im Hochsommer den Titel mehrerer Spielfilme: Hundstage (1944), einen österreichischen Film von Willi Forst Hundstage (1975), einen amerikanischen Film von Sidney Lumet Hundstage (2001), einen… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”