Hygienische Händedesinfektion

Hygienische Händedesinfektion
Poly-Alcohol-Hände-Antisepticum (Antiseptica chem.-pharm. Produkte GmbH)

In der Medizin versteht man unter Händedesinfektion ein Verfahren zur Verringerung der Keimzahl auf der Haut der Hände mit Hilfe von Händedesinfektionsmitteln. Ziel ist die Vermeidung der Übertragung von Krankheitserregern (insbesondere Bakterien und Viren) von einem Patienten zum nächsten und der eigene Schutz für im Gesundheitswesen beschäftigten Personen.

Inhaltsverzeichnis

Transiente Hautflora

Die Desinfektion dient der Reduzierung der transienten Hautflora. Darunter versteht man die „vorübergehende“ hautfremde Besiedelung mit möglicherweise krankheitsverursachenden (pathogenen) Keimen. Auch durch Waschen kann die transiente Hautflora weitgehend und für den privaten Gebrauch ausreichend entfernt werden. Im Bereich der Krankenversorgung ist der Anspruch höher, daher werden hier Desinfektionsmittel notwendig.

Residente Hautflora

Die residente hauteigene Flora schützt vor krankmachenden Keimen. Idealerweise sollten Desinfektionsmittel sie nicht angreifen. Deshalb gehört zur Händedesinfektion der systematische Aufbau eines Hautschutzes. Eventuell erst nach der jeweiligen Maßnahme, zu der desinfiziert werden musste.

Hygienische und chirurgische Händedesinfektion

  • Hygienische Händedesinfektion: Wird vor und nach jedem Patientenkontakt durchgeführt.
  • Chirurgische Händedesinfektion: Ist vor einer Operation durchzuführen.

Den historisch entscheidenden Beitrag in der Medizin lieferte Ignaz Semmelweis (1818–1865), ein ungarisch-österreichischer Arzt. Er erkannte die Ursache für das Kindbettfieber und führte 1847 als erster Hygienevorschriften für Ärzte, Hebammen und Krankenhauspersonal ein. Zu seinen Vorschriften zählte auch die Anweisung, vor und nach jedem Patientenkontakt die Hände mit Chlorkalk zu desinfizieren. Er konnte damit die Anzahl der innerklinischen Todesfälle deutlich senken. Erst 1861 erschien sein Buch Die Ätiologie, der Begriff und die Prophylaxe des Kindbettfiebers.

Hygienische Händedesinfektion

Die Hygienische Händedesinfektion ist die wichtigste Maßnahme zur Verhütung von Krankenhausinfektionen. Sie schützt den Patienten und auch das ärztliche und pflegerische Personal. Die Reihenfolge des Vorgehens ist strikt zu beachten.

Semmelweis hatte sie damals mittels Chlorkalk eingeführt. Heute sollen zugelassene, hautschonende Desinfizientien verhindern, dass die Hände bei der „normalen“ Behandlung und Pflege von Patienten im Krankenhaus Infektionserreger übertragen (Nosokomiale Infektion). Bei der Händedesinfektion mit alkoholischen Präparaten werden ca. 3 ml (2 bis 3 Hübe aus Wandspendern) in die trockene Hohlhand gegeben und verrieben. Eine Einwirkzeit von mindestens 30 Sekunden ist einzuhalten. Die Mittel wirken durch die Zerstörung der Einzeller-Hüllen. Die Verteilung des Händedesinfektionsmittels unterteilt sich in sechs Schritte, die sicherstellen, dass die Fingerzwischenräume, die Fingerkuppen und die Nagelfalze mitbenetzt werden.

  • Handflächen aneinander reiben
  • Reiben der Handfläche an der Handoberseite der jeweils anderen Hand mit gespreizten Fingern
  • Reiben der Handflächen aneinander, mit gespreizten Fingern
  • Reiben der Oberfläche der Finger in der Handfläche der jeweils anderen Hand
  • Reiben des jeweils anderen Daumens in der geballten Faust
  • Reiben der Fingerkuppen in der Handfläche der jeweils anderen Hand

Die Mindesteinwirkzeit von 30 Sekunden reicht für die Inaktivierung einiger resistenter Erreger (z. B. Pseudomonas) nicht aus. Bei Kontamination mit Hepatitis-B-Viren sind spezielle Händedesinfektionsmittel einzusetzen, deren Wirksamkeit gegen Hepatitis-B-Viren entsprechende Gutachten belegen.

Schmuck- und Eheringe, Armbanduhren und Armreife, Nagellack, lange Fingernägel bieten nicht nur Nistplätze für Keime, sondern beeinträchtigen die Wirkung der Händedesinfektion, da die Flüssigkeit die Haut unterhalb des Schmucks und der künstlichen Fingernägel nicht erreicht.

Maßgebliche Vorschriften stehen in den Unfallverhütungsvorschriften der Berufsgenossenschaften (§ 22, § 6 UVV), oder in den Pflegestandards der jeweiligen Einrichtung. Hier sind beispielsweise Hinweise zur Vermeidung von Fehlern im Umgang mit den Desinfektionsmittelspendern zu entnehmen.

Chirurgische Händedesinfektion

Zwei Ärzte bei der chirurgischen Händedesinfektion, Leipzig, Universitätsklinik, 1970.

Die chirurgische Händedesinfektion findet ihren Einsatz vor allen operativen Eingriffen. Ziel ist die weitgehende Keimfreiheit. Neben dem Operateur müssen sich alle direkt am Operationstisch stehenden und arbeitenden Personen dieser Desinfektionsmaßnahme unterziehen. Der OP-Trakt ist stets mit sauberen Händen und Fingernägeln zu betreten. Auf die vor einer Operation sauberen Hände kommt nur das Desinfektionsmittel. Durch die chirurgische Händedesinfektion mittels Einreiben alkoholischer Präparate in die trockenen Hände wird die transiente Flora so stark reduziert, dass eine Keimweiterverbreitung bzw. Übertragung unterbunden wird. Dieses Verfahren führt zu deutlich höheren Reduktionsraten als die hygienische Händewaschung mit antimikrobiellen Waschpräparaten oder als die Seifenwaschung und bietet damit eine größere Sicherheit. Darüber hinaus wird eine Verbreitung von Mikroorganismen in die Umgebung, wie sie beim Händewaschen stattfindet, verhindert. Auf die zuvor mind. 1 Minute lange mit Seife gewaschenen und danach mit sterilen Einweghandtüchern getrockneten Hände und Unterarme für die Dauer von mindestens 3 bis 5 Minuten (Produktangaben beachten) ein alkoholisches Händedesinfektionsmittel in mehreren Portionen (mindestens 2 × 5 ml) verteilen und einreiben. Dabei anfangs bis zum Ellbogen arbeiten und am Schluss nur noch die Hände einreiben. Vor dem Anziehen der Handschuhe müssen die Hände vollkommen trocken sein!

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Händedesinfektion im allgemeinen Alltagsleben

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Erfordernis der Hautpflege

Durch die (wiederholte) Händedesinfektion wird die Haut massiv angegriffen. Die Unfallverhütungsvorschriften nennen deshalb zwingend erforderliche Maßnahmen zur Hautpflege.

Siehe auch

Literatur, Medien

zur Chirurgischen Händedesinfektion

zur Hygienischen Händedesinfektion

  • Th. Bernig: Vergleich der Hautverträglichkeit von sechs ausgewählten alkoholischen Händedesinfektionsmitteln im klinischen Doppelblindversuch anhand der subjektiven Akzeptanz und der Bestimmung objektiver Hautparameter. Diss Med Fak Univ Greifswald 1997.
  • Klaus Koch: Kinderstube statt Logik. Hygiene-Verhalten der Ärzte untersucht. Süddt. Ztg., 3. April 2001, Deutschland S. V2/15

allgemein

  • European Standard EN 1499: Chemische Desinfektionsmittel und Antiseptika, Desinfizierende Händewaschung, Prüfverfahren und Anforderungen (Phase 2/Stufe 2) 1998. Hygiene&Medizin 28. Jg. 2003, Heft 4; 129-133
  • A. Kramer u. a. (Hrsg.): Klinische Antiseptik. Springer, Berlin 1993

Weblinks

  • AWMF online - Empfehlungen zur Hygiene in Klinik und Praxis bei uni-duesseldorf. - The AWMF Working Group for Hygiene in Hospital & Practice. Leitlinien-Register Nr. 029/027. Entwicklungsstufe: 1 + IDA. Erstellungsdatum: Februar 2003. (Dort weitere Literatur)

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