- Hygienische Totenversorgung
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Die Hygienische Totenversorgung (Grundversorgung) zählt zu den wichtigsten Aufgaben des Bestatters und des Thanatologen/Thanatopraktikers. Sie hat zum Ziel, den Körper in einen möglichst hygienisch einwandfreien, ästhetischen und würdigen Zustand zu bringen, insbesondere, wenn der Leichnam vor seiner Bestattung oder Einäscherung aufgebahrt werden soll. Sie ist die Basis der Thanatopraktischen Behandlung.
Die Hygienische Grundversorgung erfolgt in der Regel vor der Einkleidung und Sarglegung eines Toten und wird oftmals in speziell dafür eingerichteten Räumen durchgeführt, meist in Bestattungsinstituten, aber auch in Prosekturen von Krankenhäusern und Friedhofshallen.
Sollte der Körper durch Gewalteinwirkung, Unfalltod, Krankheit, Verfärbung, außergewöhnlich schnelle Verwesung, Suizid etc. entstellt sein oder wenn eine längerfristige Aufbahrung am offenen Sarg vorgesehen ist, reicht die normale hygienische Versorgung oftmals nicht aus, um den Verstorbenen den Angehörigen würdig zu präsentieren. In diesen Fällen kann die hygienische Versorgung zusätzlich mit einer thanatopraktischen Behandlung (oder auch thanatologische Behandlung genannt) ergänzt werden.
Inhaltsverzeichnis
Vorgehensweise
Zuerst wird der/die Verstorbene auf den Behandlungstisch gelegt und vollständig entkleidet, der Kopf wird mit einer Stütze im Nacken höher gelegt. Alle Pflaster, Verbände, Sonden, Urinbeutel, Katheter, Herzschrittmacher und ähnliche medizinische Utensilien werden entfernt. Danach folgt die Desinfektion: Die Haut und alle Körperöffnungen werden mit einem speziellen Desinfektionsmittel eingesprüht. Der Verstorbene wird nun vollständig eingeseift und mit kaltem Wasser gewaschen, gröbere Verschmutzungen sowie austretende Körperflüssigkeiten und eingetrocknetes Blut werden beseitigt. Üblicherweise wird der Leichnam mit mehreren Metallbalken oder gelochten Metallkassetten, die quer auf dem Sektionstisch aufliegen, erhöht, damit beim Waschen das Wasser und eventuell auch Körperflüssigkeiten besser ablaufen können. Eventuelle Wunden werden vernäht oder je nach dem auch geklebt und/oder kauterisiert. Männer – und teilweise auch Frauen – werden im Gesicht rasiert, Fingernägel werden gereinigt und geschnitten.
Die Haare werden mit Shampoo gründlich gewaschen und geföhnt, der Körper und der Behandlungstisch werden vollständig abgetrocknet. Nun wird der Verstorbene mit einer speziellen, feuchtigkeitsregulierenden Massagecreme eingecremt und massiert, um die Leichenstarre (lat: „rigor mortis“) zu lösen und um einer eventuellen, durch die Kühlung des Toten verursachten, Dehydratation der Haut vorzubeugen. Anschließend werden alle Körperöffnungen wie Nasengänge, Rachen, Anus etc. mit Watte und einem feuchtigkeitsbindenden Pulver verschlossen, um ein Austreten von Körperflüssigkeiten zu vermeiden. Eventuelle Prothesen werde gereinigt/desinfiziert und entsprechend eingesetzt. Der Mund wird mit einer so genannten „Ligatur“ verschlossen. Dabei wird mit einem Baumwollfaden und einer chirurgischen Nadel der Unterkiefer von innen mit der Nasenscheidewand zusammengebunden, sodass Ober- und Unterkiefer aufeinander fixiert sind.
Die Augen werden geschlossen, indem man kleine kontaktlinsenartige, mit Noppen besehene Plastikkappen auf die Augäpfel aufsetzt und die Augenlider wieder darüber zieht. Das verhindert das postmortale „Einsinken“ der Augenlider und das sich eventuelle „Wiederöffnen“ der Lider durch Austrocknung.
Jetzt kann der/die Tote angekleidet werden. Nach dem Ankleiden folgt die kosmetische Behandlung und das Frisieren. Zum Schluss wird der Verstorbene in den Sarg eingebettet.
Situation früher und heute
Noch bis zur Mitte des vergangenen Jahrhunderts wurde das Herrichten und Waschen von Leichen üblicherweise von den Angehörigen vollzogen, während diese Aufgabe heute üblicherweise von Bestattern/Bestatterinnen und/oder Thanatologen/Thanatopraktikern übernommen wird. Dennoch bieten seriöse Bestattungsunternehmen auch heute noch die Möglichkeit, dass Angehörige ihren Verstorbenen mit eventuell erwünschter Hilfe des Bestatters selbst versorgen, herrichten und einkleiden können. Dies kann auch maßgeblich zur Trauerbewältigung beitragen.
Siehe auch
Literatur
- Carmen Thomas: Was Profis tun. In: Berührungsängste? Vom Umgang mit der Leiche. 3. Auflage. vgs, Köln 1999, ISBN 3-8025-1279-0, S. 197.
Weblinks
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