Alterssimulationsanzug

Alterssimulationsanzug

Der Alterssimulator oder Age-Simulator, Alterssimulationsanzug ist ein komplexes System u. a. aus angepasstem Overall und Schutzhelm, das jüngeren Menschen die Möglichkeit bietet, innerhalb von Minuten in die Erfahrungswelt älterer Menschen einzutauchen. Durch die simulierten Einschränkungen, kann u. a. erforscht werden, wie sich diese häufigen Altersveränderungen auf die Beweglichkeit, die Wahrnehmung oder die Stimmung auswirken. Entwickelt wurde er als so genannter „Age Explorer“ 1994 vom Meyer-Hentschel Institut Saarbrücken zum Zwecke des Seniorenmarketings. Ab 1999 hat dann der Naturwissenschaftler und Ergonomie-Experte Dr. Roland Schoeffel bei Siemens einen Alterssimulator für die Anwendung in der Produktgestaltung weiterentwickelt und setzt ihn heute in der von ihm gegründeten SD&C GmbH in Schweitenkirchen bei München ein.

Bestandteile

Der Alterssimulatonsanzug besteht aus einem Overall, in dem Gewichte einen Eindruck von den nachlassenden Kräften im Alter vermitteln. Ältere Menschen können ihre Gelenke nicht mehr so gut bewegen und haben darin auch nicht mehr so viel Kraft. Deshalb sind an den Schultern und Ellenbogen Gewichte eingebaut.

Gehördämpfer simulieren reduziertes Hörvermögen, vor allem für höhere Frequenzen. Alte Menschen nehmen Farben anders wahr als Jüngere, um das zu simulieren, sind im Helm durch ein Visier für den Träger altersbedingte Veränderungen des Sehvermögens wie Alterssichtigkeit (Presbyopie), einschränktes Gesichtsfeld, Trübungen der Linse (Katarakt) und verändertes Farbensehen einigermaßen echt simulierbar.

Weitere Elemente eines solchen "Alterssimulators" sind Handschuhe, die den Benutzer nachlassende Fingerfertigkeit und verringerte Sensibilität erleben lassen sowie Vorrichtungen zur Einschränkung der Beweglichkeit von Arm- und Kniegelenken.

In den USA wird Ähnliches seit 2007 als Übung ohne einen solchen Anzug unter dem Begriff "Xtreme Aging" (auf deutsch also etwa Superalterung) angeboten.

Kritik

Problematisch bei der Werbung für Alterssimulatoren und bei der Berichterstattung ist der häufig verwandte Hinweis auf das Lebensalter von 70 Jahren. "Das Feeling 70" aus der Werbung für den "Age Explorer" oder Aussagen wie: "Wenn Sie in diesen Anzug schlüpfen, fühlen Sie sich gleich wie ein Siebzigjähriger" sind typische Beispiele für diese Interpretation. Eine solche Aussage mit einem konkreten Altersbezug zu 70 Jahren ist jedoch fachlich eindeutig unzutreffend und verführt junge Menschen zu irrigen Vorstellungen über Wahrnehmungswelt, Lebensgefühl und Leistungsfähigkeit von Menschen dieser Altersgruppe.

Literatur

  • Blum Wolfgang: Ein Simulator hilft Technikern, die Probleme alter Menschen zu verstehen. In der ZEIT Nr. 32 / 1998 vom 30. Juli 1998 (S.26)
  • Heinrich R (1992): Instant Aging, In: Geriatrie Praxis, 6/92, S. 36
  • Trommsdorff F, Heinrich R (1992): Die seniorengerechte Praxis. Tips für die Praxis. Ratschläge für einen "gesunden" Umgang mit älteren Patienten. Aspekte ärztlicher Betreuung, Instant Aging, Versorgungskette… Alsdorf, ISBN 3-924089-04-3

Einsatzbereiche


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