Hägelesklinge

Hägelesklinge
Wanderpfad in der Hägelesklinge
Felsstufen am hinteren Ende der Klinge
Hägelesklinge

Die Hägelesklinge ist eine Grotte rund drei Kilometer süd-östlich von Kaisersbach in Baden-Württemberg. Die Doppelklinge der Hägeles- und Brunnenklinge zählt zu den imposantesten Naturschönheiten des Welzheimer Waldes. Sie wurde vor 150 Jahren zugänglich gemacht. Im dunklen Tannenwald verborgen, ist sie ein bergwärts weiter verzweigter linker (östlicher) Seiteneinschnitt zum „Täle“ bei Kaisersbach, durch welches die Finstere Rot fließt, die rund einen Kilometern unterhalb der zulaufenden Hägelesklinge und damit schon rund drei Kilometer unterhalb ihrer Quelle die Ebersberger Mühle antreibt. Sie ist nach dem Deserteur Johannes Hägele benannt, der sich in ihr versteckt hielt.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Der Quellarm, der weiter im Osten verläuft, hat die Hägelesklinge geschaffen, eine einprägsame Felsenschlucht. An ihrem oberen Ende liegt eine spaltartig enge Grotte, die vielleicht früher einmal nur ein Teil einer wesentlich größeren tiefen Höhlung gewesen ist, deren bachabwärtiger Gewölbeteil danach eingestürzt ist.

Wenige Gehminuten davon entfernt verläuft fast parallel der zweite, westlichere Ast der Doppelklinge: die Brunnenklinge. An derem eindrucksvollen Talschluss steht eine ausgedehnte, domartige Sandsteingrotte, in der ein zweistöckiges Haus Platz fände. Das die Felsen herabrieselnde Wasser sammelt sich an ihrem Grund zu einem kleinen Tümpel. Fließendes Wasser und Frost haben in dem grobkörnigen, von Klüften durchzogenen, mal mehr und mal weniger widerstandsfähigen Gestein bizarre Nischen, Simse, kanzelartige Vorsprünge und Grotten geschaffen. Herabgestürzte Felsblöcke steigern noch den Eindruck der Wildheit der Szenerie.

Felsbildner der beiden Klingen ist wie in den meisten anderen Schluchten des Welzheimer Waldes der „Höhlensandstein“, der wichtigste Teil des insgesamt 35 bis 40m mächtigen Oberen Stubensandsteins.[1]

Geschichte

Die Hägelesklinge hat ihren Namen nach dem am 21. März 1806 als Sohn des Söldners Christian Hägele und seiner Ehefrau Rosine geb. Schaaf in Ebersberg geboren Johannes Hägele aus Ebersberg. Der junge Hägele erlernte zunächst den wenig einträglichen Beruf des Webers und ging dann zum Militär. Nach Ablauf seiner eigenen Dienstzeit verdiente er sein Geld als Einsteher, indem er die Dienstzeit für andere, meist wohlhabende Herrensöhne übernahm. Das damit verdiente Geld wurde ihm zum Verhängnis: Der sonst gutmütige Hägele wurde zum großen Ärger seiner Vorgesetzten im höchsten Grad leichtsinnig. Das lange Kasernenleben machte ihn verwegen und er mußte auf die Schranne. Als ihm erneut eine Strafe bevorstand, flüchtete er und versteckte sich in den heimatlichen Felsklüften, die er schon seit seiner Kindheit kannte. Nahrungssorgen drückten ihn dabei nicht sonderlich, er kannte sich in den Häusern seines Weilers bestens aus, und holte sich Küchengeschirr, Brot, Mehl, Butter, Speck, Rauchfleisch und Eier, so viel er brauchte, um einige Tage oder Wochen im Wald leben zu können. Im Schutze des Waldes wusste sich der Deserteur sicher, wenn die Landjäger ihn fassen wollten. Wenn es im Sommer genügend Arbeit gab, verdingte er sich bei den Ebersberger Bauern.

Als er sich selbst nicht mehr durchbringen konnte, fand er Unterschlupf in dem Bohnschen, später Eisenmannschen Hause im oberen Ebersberg, wo er seine letzten Jahre verbrachte. Hägele starb kinderlos am 13. März 1859 im Alter von 52 Jahren. [2]

Naturschutz

Das Gebiet steht seit 1969 unter Naturschutz. Eine große Zahl von Besuchern geht jedes Jahr durch die Brunnen- und Hägelesklinge. Bei der Waldbiotopkartierung im Jahre 1997 wurde das Biotop als “durch die Freizeiterholung gefährdet” eingestuft. [3]

Einzelnachweise

  1. Naturpark Schwäbisch Fränkischer Wald - Wanderwalter [1]
  2. Website der Gemeinde Kaisersbach [2]
  3. Website Schwäbisch-Sibirien

Geographische Angaben nach den amtlichen Karten unter Literatur.

Literatur

  • Topographische Karte 1:25.000 Baden-Württemberg Nord, im Einzelblattschnitt die Karten Nr. 7023 Murrhardt und Nr. 7024 Gschwend (umfasst das gesamte Naturschutzgebiet und den größten Teil der Seitenklinge zru Finsteren Rot )
  • Topographische Karte 1:50.000 Baden-Württemberg, im Einzelblattschnitt die Karten Nr. 7122 Backnang und Nr. 7124 Schwäbisch Gmünd
  • Geodatenviewer des Landesamtes für Geoinformation und Landentwicklung Baden-Württemberg
48.9204499.672185490

Weblinks


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