Hämolytische Anämie

Hämolytische Anämie
Klassifikation nach ICD-10
D55-D59 Hämolytische Anämien
ICD-10 online (WHO-Version 2011)

Als Hämolytische Anämie bezeichnet man alle Formen der Blutarmut, bei denen die roten Blutkörperchen ihre normale Lebensdauer nicht erreichen.

Inhaltsverzeichnis

Ursachen

Man unterscheidet als Ursachen Veränderungen der Blutkörperchen selbst (korpuskuläre Ursache) und von den Blutkörperchen unabhängige Ursachen (extrakorpuskuläre Ursache).[1] Zu den korpuskulären Ursachen zählen Defekte der Erythrozytenmembran wie die Kugelzellenanämie oder die Elliptozytose, erythrozytäre Enzymdefekt wie der Glucose-6-PDH-Mangel oder der Pyruvatkinasemangel und die paroxysmale nächtliche Hämoglobinurie.[1]

Zu den extrakorpuskulären Ursachen zählen Immunhämolysen (Zerstörung der Erythrozyten durch eigene oder fremde Abwehr), mechanisch (z. B. Herzklappenersatz), toxisch-medikamentös bedingte Ursachen (z. B. Schlangengifte) und Infektionskrankheiten (z. B. Feline Infektiöse Anämie)[1]

Klinische Erscheinungen und Diagnostik

(→ Hauptartikel Anämie)

Es zeigen sich die üblichen Symptome der Blutarmut wie Leistungsminderung, Schwäche, rasche Ermüdung, Schwindel, Ohrensausen, Blässe von Haut und Schleimhaut sowie ggf. bei Erhöhung des indirekten Bilirubins im Blut, Gelbfärbung von Haut und Skleren. Der Gallenfarbstoff wird dabei vermehrt über Stuhl und Urin ausgeschieden, weshalb beide dabei eine dunkle Farbe haben können. Diagnostisch sind insbesondere eine Erhöhung der Retikulozytenzahl, eine Polychromasie und eine Zunahme der Erythroblasten im Knochenmark wegweisend.[2]

Verlauf

Zu einem Abfall der Anzahl der roten Blutkörperchen im Blut kommt es, wenn deren Abbau so stark beschleunigt ist, dass er nicht mehr durch eine Mehrproduktion im roten Knochenmark ausgeglichen werden kann. Die Zahl der Retikulozyten ist daher typischerweise erhöht, ebenfalls der Eisengehalt des Blutes und auch die Milz ist oft aus dem gleichen Grund vergrößert (Splenomegalie).[2]

Therapie

Die Therapie ist grundsätzlich abhängig von der Ursache. Bei korpuskulären Formen kann in vielen Fällen symptomatisch eine Milzentfernung angezeigt sein. Bei extrakorpuskulären Formen die durch Autoantikörper ausgelöst sind, wird beispielsweise ein Corticoid (z. B. Prednisolon) eingesetzt und bei infektbedingten (z. B. im Rahmen einer Malaria tropica) ist eine spezifische Behandlung der auslösenden Erkrankung notwendig.[2]

In Fällen schwerer Blutarmut kann symptomatisch die Gabe von Fremdblut (Bluttransfusion) notwendig werden, der Einsatz von Erythropoetin ist aufgrund des hohen Nebenwirkungsrisikos restriktiv zu handhaben.[2]

Einzelnachweise

  1. a b c Silbernagl S., e. a.: Taschenatlas der Pathophysiologie, Georg Thieme Verlag, 2005, S.40, ISBN 3131021926, hier online
  2. a b c d Gerok W.: Die innere Medizin: Referenzwerk für den Facharzt, Schattauer Verlag, 2006, S.63, ISBN 3794522222, hier online

Weblinks

 Commons: Hämolytische Anämie – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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