- Inschrift von Parahyba
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Die Inschrift von Parahyba (oder Tafel von Paraíba) ist eine umstrittene Tafel mit phönizischen Inschriften, die angeblich in Brasilien entdeckt wurde. Sie soll den Beweis für einen Kontakt zwischen den Phöniziern und Amerika liefern (vgl. Hypothetische Entdeckungsfahrten nach Amerika).
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
1873 wurde im heutigen João Pessoa, früher Parahyba, an der Ostküste Brasiliens (angeblich von einem Sklaven) eine Tafel bzw. ein Stein entdeckt. Der genaue Fundort soll Pauso Alto in der Nähe des Paraíba-Flusses gewesen sein.
Ein Jahr später veröffentlichte der Direktor des brasilianischen Nationalmuseums eine Abschrift. Das Original ging verloren. Die Tafel löste jahrzehntelange Diskussionen aus und wurde letztendlich zur Fälschung erklärt. Zur damaligen Zeit wurden viele angebliche phönizische Artefakte, z. B. Münzen, in Südamerika entdeckt, die sich später als Fälschung herausstellten (sog. Moabitica). 1968 untersuchte der amerikanische Orientalist Cyrus H. Gordon die Tafel und hielt sie, aufgrund neuerer Erkenntnisse über die phönizische Sprache, für echt. Van den Branden, ein Kollege Gordons, datiert die Tafel auf etwa 800 v. Chr. mit einem phönizisch-hebräischen Dialekt. Gordon dagegen datiert den Text auf ca. 500 v. Chr. (phönizisch-aramäischer Dialekt). Der Wiener Afrikanist und Berberologe Gerhard Böhm hält einige Fragmente der Inschrift für iberischen Ursprungs, die Gesamtinschrift aber für eine Fälschung des 19. Jahrhunderts. Nach F.M. Cross ist die Inschrift "a pathetic mishmash of linguistic forms, of spellings, and of scripts of various dates and places patched together from nineteenth-century handbooks [...] a plain fraud."[1]
Text
Deutsche Übersetzung:
„Wir Söhne Kanaans sind aus der Stadt Sidon, Schiffsvolk und Händler, wurden geworfen an dieses ferne Ufer, ein Land der Berge. Wir opferten einen Jüngling für die erzürnten Götter und Göttinnen. Im neunzehnten Jahr des Hiram, unseres mächtigen Königs, des Führers, da gingen wir von Ezjon-Geber aus auf das Schilfmeer, und wir brachen auf mit zehn Schiffen, und wir waren auf dem Roten Meer miteinander. Zwei Jahre umfuhren wir das heiße Land, das Ham gehört, dann wurden wir getrennt von Jerub-Baal und wir betrauerten unsere Gefährten und wir kamen hierher, zwölf Männer und drei Frauen, auf eine Insel des Waldes, welche ich, Methu-Astart, der Führer, weihte als Eigentum der Götter und Göttinnen. Sie seien uns gnädig.“
Literatur
- Gerhard Böhm: Die iberische Inschrift von Paraíba. Institut für Afrikanistik, Wien 1993, ISBN 3-85043-063-4, (Veröffentlichung der Institute für Afrikanistik und Ägyptologie 63), (Beiträge zur Afrikanistik 46).
- Constantin Schlottmann: Die sogenannte Inschrift von Parahyba. In: Zeitschrift der Deutschen Morgenländischen Gesellschaft. 28, 1874, ISSN 0341-0137, S. 481–487, Abbildung S. 481.
- Cyrus H. Gordon: The Authenticity of the Phoenician Text from Parahyba. In: Orientalia. 37, 1968, ISSN 0030-5367, S. 75–80.
- Frank M. Cross: The Phoenician Inscription from Brazil. A Nineteenth-Century Forgery. In: Orientalia 37, 1968, ISSN 0030-5367, S. 437–460, (erneut abgedruckt in: Leaves from an Epigrapher's Notebook. Collected Papers in Hebrew and West Semitic Palaeography and Epigraphy. Eisenbrauns, Winona Lake IN 2003, ISBN 1-57506-911-3, (Harvard Semitic Studies 51), S. 238–250).
- Lienhard Delekat: Phönizier in Amerika. Die Echtheit der 1873 bekanntgewordenen kanaanäischen (altsidonischen) Inschrift aus Paraiba in Brasilien nachgewiesen. Peter Hanstein, Bonn 1969, (Bonner biblische Beiträge 32, ZDB-ID 525852-2).
Einzelnachweise
- ↑ Cross, Phoenician Inscription, 249.
Weblinks
Kategorien:- Kanaanäische Inschrift
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