Integrative Validation

Integrative Validation

Die Integrative Validation nach Nicole Richard (IVA) ist eine Methodik für Pflege- und Betreuungskräfte für eine wertschätzende Kommunikations- und Umgangsform in der ambulanten, stationären und häuslichen Pflege von demenzkranken Menschen.

Der methodische Ansatz besteht darin, die noch vorhandenen Ressourcen der Hirnleistungen zu nutzen, mit diesen zu arbeiten und den betroffenen Patienten mit seinen Gefühlen und Antrieben ernst zu nehmen[1]. Die Kommunikation greift den emotionalen Gehalt einer Aussage oder eines Verhaltens des zu Pflegenden auf und validiert, d. h. erklärt das dahinter stehende Gefühl für gültig und erkennt es an, ohne zu bewerten, zu analysieren oder zu korrigieren. Die Pflegenden benennen durch validierende Sätze das Gefühl, das der demente Mensch spürt, und begegnen ihm mit Äußerungen, die er versteht. So wird versucht, Vertrauen und Nähe herzustellen, um konkrete Konfliktsituationen des Pflegealltags zu entschärfen[2].

Die integrative Validation wurde in den 1990er Jahren unter Einbindung einer fünf Jahre tätigen Bundesarbeitsgruppe von der Diplom-Psycho-Gerontologin Nicole Richard konzipiert. Sie unterscheidet sich deutlich von der Validation nach Naomi Feil und kann als deren methodische Weiterentwicklung unter Berücksichtigung der deutschen Rahmenbedingungen betrachtet werden [3].

Inhaltlich hat sich Richard dabei von den psychoanalytisch und entwicklungspsychologisch geprägten Annahmen Feils gelöst und einen eher praxisorientierten und pragmatischen statt deutenden Ansatz entwickelt. Zugleich wurden in die IVA auch Anteile anderer therapeutischer Konzepte integriert, etwa der Biografiearbeit.

Ziel der integrativen Validation ist es, einen Zugang zur Erlebenswelt des desorientierten Menschen zu finden und mit Wertschätzung und Empathie dessen Wahrnehmungen und den daraus folgenden Reaktionen zu begegnen[4], um so einen möglichst hohen Grad an Lebensqualität für ihn zu erhalten.

Eine Grenze der Methodik besteht dabei in der Voraussetzung, dass das Sprachvermögen beim desorientierten Menschen noch als Medium der Kommunikation vorhanden sein muss. Hinzu kommt, dass nicht jeder Mensch mit einer eingeschränkten Orientierung auf diese Form des validierenden Umganges eingeht und zugänglich reagiert, und dass insbesondere das Gefühl, das hinter einer Aussage oder Handlung des Menschen mit Demenz steht, richtig erkannt werden muss.

Als methodisches Konzept für die Arbeit mit Menschen mit Demenz ist die IVA ein in der Pflegegemeinde anerkanntes Modell. Viele Einrichtungen der Freien Wohlfahrtspflege haben sich von Richard inspirieren lassen, ihre Mitarbeiter zu den Workshops geschickt oder in der Methodik ausbilden lassen.

Die IVA steht im Gegensatz zum ROT (Realitäts-Orientierungs-Training) dafür, dass die Mitarbeitenden (oder auch die Angehörigen) das komplexe Krankheitsbild Demenz völlig akzeptieren: die betroffenen Menschen werden in ihren Äußerungen nicht korrigiert und nicht auf „unsere“ Realitätsebene geführt.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Ingrid Hametner: 100 Fragen zum Umgang mit Menschen mit Demenz, Schlütersche 2007, 1 Aufl., S.39-40
  2. Erich Grond: Pflege Demenzkranker, Schlütersche 2005, 3 Aufl., S.109
  3. Nicole Neubert: Dementia care mapping: Eine Herausforderung für das Management, Grin Verlag 2008, S. 40
  4. Elisabeth Kasten, Carola Utecht, Marcus Waselewski: Den Alltag demenzerkrankter Menschen neu gestalten. Neue Wege in der Betreuung und Pflege von Bewohnern mit gerontopsychiatrischen Verhaltensauffälligkeiten. Schlütersche, 2005, 1.Aufl., S.53

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