- Internetstandard
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Internetstandards sind von der Internetgemeinde entwickelte Regeln (Protokolle und andere Festlegungen), welche die technische Kommunikation im Internet festlegen. Diese sind für alle Teilnehmer verbindlich. Die Art, wie diese Standards entstehen (jeder kann beitragen, Vorschläge müssen sich in der Praxis bewähren, um Standards zu werden), und wenige Grundregeln (Zuverlässigkeit und Skalierbarkeit) gelten als die Basis für den globalen Erfolg dieser Technologie, die heute den größten Teil aller digitalen Kommunikation ermöglicht. Das Standardisierungsgremium für Internetstandards ist die IETF.
Inhaltsverzeichnis
Entwicklung der Standards
Die Entwicklung eines Internetstandards verläuft normalerweise innerhalb der Arbeitsgruppen der IETF, an denen jeder Interessierte per Mailingliste teilnehmen kann (offener Prozess). Jede Arbeitsgruppe pflegt verschiedene Dokumente in Form so genannter Internet-Drafts, die zunächst als Diskussiongrundlage dienen und sich später zunehmend in Richtung der Standarddokumente (RFCs) entwickeln. Nach einem letzten Aufruf zur Kommentierung innerhalb der Arbeitsgruppe erfolgt noch ein allgemeiner Aufruf zur Durchsicht und Kommentierung innerhalb der gesamten IETF-Gemeinde. Nach Prüfung des Vorschlags durch die Internet Engineering Steering Group (IESG) kann ein Protokollstandard mehrere Reifestufen erreichen (Standards Track).
- Der Entwurf wird von der IETF als neuer RFC als Proposed Standard veröffentlicht.
- Werden jetzt mit diesem Vorschlag im praktischen Einsatz gute Erfahrungen gesammelt und existieren für den Vorschlag mindestens zwei voneinander unabhängig entstandene interoperable Implementierungen, so kann der Proposed Standard nach frühestens sechs Monaten zum Draft Standard erklärt werden.
- Nachdem ausreichend Erfahrung in großmaßstäblicher Einsatzumgebung gewonnen wurde, kann der Draft Standard zum offiziellen Internet Standard (Full Standard) erklärt werden. Dazu muss gewährleistet sein, dass das Protokoll für den Internet-weiten Einsatz tauglich ist.
Reifegrade
Bevor ein RFC Protokollstatus (protocol status) hat, hat er einen Protokollzustand (protocol state) mit folgenden Abstufungen:
- Proposed Standard
- Die Spezifikation bildet die Grundlage für die Implementierungs-, Test- und Analysephasen.
- Draft Standard
- Vorstufe zum Standard. Das Protokoll hat die Analyse- und Testphase bestanden, kann jedoch noch aufgrund der gemachten Erfahrungen modifiziert werden. Voraussetzung für die Erlangung dieser Standardstufe sind mindestens zwei existierende, voneinander unabhängig entstandene und interoperable Implementierungen sowie die Gewissheit, dass das Protokoll vollständig überprüft wurde und damit als offizieller Standard der IP-Protokollfamilie gilt.
- Internet Standard
- Vollständiger Standard (Full Standard), d. h. das Protokoll ist für den Internet-weiten Einsatz tauglich und freigegeben.
- Experimental
- Um entscheiden zu können, ob das Protokoll als Standard geeignet ist, müssen erst ausreichend Erfahrungswerte gesammelt werden. Es werden Tests in wohldefinierten Umgebungen durchgeführt. Er sollte nicht für Produktivsysteme eingesetzt werden.
- Informational
- Meistens keine angehenden Standards, beinhalten aber interessante Informationen und werden daher als lesenswert gekennzeichnet, da sich möglicherweise Anwendungsvorteile ergeben. Hier können beispielsweise auch Hersteller ihre proprietären Protokolle offenlegen und dokumentieren.
- Historic
- veraltet, nicht mehr angewendetes Protokoll.
Die Arbeitsweise und Strukturen der Organisationen IAB, IETF und IESG als Unterorganisationen der ISOC sind wiederum in RFCs definiert.
Eine wichtige Eigenschaft der Internetstandards ist, dass diese öffentliches Eigentum und damit herstellerunabhängig sind, um hier keinem Hersteller Vorteile zu verschaffen und dem Gemeinwohl zu dienen.
Anwendbarkeit
Zu jeder technischen Spezifikation (Technical Specification) eines Protokolls gehört eine Anwendbarkeitsaussage (Applicability Statement) über dessen Einsatz in verschiedenen Umgebungen und Szenarien. Die Anwendbarkeitsaussage stellt keinen Internetstandard an sich dar und kann in einem eigenen RFC beschrieben sein, oder als Teil des RFCs, der die technische Spezifikation enthält.
Mögliche Ausprägungen der Aussagen über eine technische Spezifikation sind:
- Limited Use
- Nicht für den allgemeinen Gebrauch bestimmt, eher experimentell.
- Not recommended
- Es wird davon abgeraten, das Protokoll einzusetzen, da es beispielsweise noch in der Entwicklung oder veraltet ist.
- Recommended/Suggested
- Der Einsatz des Protokolls wird allgemein empfohlen.
- Required
- Das Protokoll ist zwingend zu verwenden, sonst kann keine Kommunikation mit dem Internet erfolgen.
- Elective
- Das Protokoll wird weder empfohlen noch wird davon abgeraten, es zu benutzen. Es steht jedem frei, über den Einsatz zu entscheiden.
Beispiele
Bekannte Beispiele für so entstandene Internetstandards sind RFC 791 (Internet Protocol – IP) oder RFC 793 (Transmission Control Protocol – TCP), die gemeinsam die Basis der sogenannten Internetprotokollfamilie (TCP/IP-Protokollfamilie) bilden.
Weblinks
- RFC 2026 – The Internet Standards Process – Revision 3 (englisch)
- Wer beherrscht das Internet?
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