Interpersonaler Circumplex

Interpersonaler Circumplex

Der Interpersonaler Circumplex ist ein sozialwissenschaftliches Modell für Persönlichkeit und Emotionen. Der Begriff wurde von Jerry S. Wiggins (Lit.: Wiggins, 1982) eingeführt.

Die Anordnung von Variablen, mit den interpersonale Beziehungen gemessen werden, in einem kreisförmigen zwei-dimensionalen Diagramm (daher der Begriff Circumplex) geht auf Timothy Leary (Lit.: Leary, 1957) zurück. Circumplex-Modelle haben sich in verschiedensten Bereichen etabliert, z. B. in der Emotionspsychologie und in der interpersonalen Traitforschung. Der interpersonale Circumplex (IPC) gilt als eines der am besten erforschten und ausgearbeiteten Modelle zur Beschreibung und Messung von Persönlichkeit.

Inhaltsverzeichnis

Allgemeine Modellbeschreibung

Das Verhalten in kommunikativen Situationen kann über die Beobachtung durch eine dritte Person oder durch nachträgliche Reflexion als Phänomen beschrieben werden. Dabei kann die soziale und kommunikative Kompetenz (interpersonale Kompetenz) begrifflich gefasst und im ’’Circumplex’’ als allgemeinem Strukturmodell für Gefühle (Emotionen) und Personalität beschrieben werden. Die jeweilige Situation ist der Ausgangspunkt der Betrachtungen über interpersonale Beziehungen. Das Modell liefert auch Hinweise dafür, dass das Verhalten einer Person die Verhaltensweise einer anderen Person bedingt.

Der Circumplex hat eine Kreisstruktur und repräsentiert auf dem Kreisumfang Ähnlichkeiten und Polaritäten einer Beziehung. Statistisch ausgedrückt gibt es eine systematisch abnehmende oder zunehmende Korrelation zwischen konzeptionell ähnlichen oder gegensätzlichen Elementen (Facetten) eines interpersonalen Verhaltens. Ein Gegensatzpaar drückt auch immer einen Konflikt aus, der z. B. unterschwellig gespürt oder offen angesprochen, vermieden oder bearbeitet, zurückgewiesen oder angenommen werden kann.

Das Eigenschaftsmodell der Persönlichkeit

Eine Person mit individueller Eigenart, einem klar konturierten Charakter und ausgeprägtem Selbstbewusstsein ist im allgemeinen Sprachgebrauch eine Persönlichkeit. Aus ihrem Handeln oder aus ihren zurückliegenden Handlungen können spezifische Eigenschaften benannt werden, die sie kennzeichnen. Dabei gibt das Persönlichkeitsmodell mit den Big Five eine hilfreiche Orientierung, die wissenschaftlich anerkannt ist.

Das Beispiel „Mütterliches Verhalten zum Kind“ soll das Modell verdeutlichen:

Interpersonaler Circumplex.png

Die Beschreibungen bilden einen relevanten Satz beobachtbaren Verhaltens zwischen Mutter und (eigenem) Kind. Sie sind zunächst hypothetisch angenommen, bilden die Grundlagen von Messungen und werden nach einer Faktorenanalyse auf dem Kreis so angeordnet, dass ähnliche Begriffe neben einander liegen und gegensätzliche sich gegenüber liegen. Der Vorteil dieser Darstellung ergibt sich daraus, dass Polaritäten als unangepasstes Verhalten in der interpersonalen Kommunikation mit in den Blick genommen werden können.

Literatur

  • Timothy Leary: Interpersonal diagnosis of personality. Ronald, New York 1957.
  • J. S. Wiggins: Circumplex models of interpersonal behavior in clinical psychology. In: Philip C. Kendall, James N. Butcher (Eds.), Handbook of research methods in clinical psychology (pp. 183-221). Wiley, New York 1982, ISBN 0-471-07980-4.
  • J.S. Wiggins, KK Trobst: When is a circumplex an "interpersonal circumplex"? The case of supportive actions. In: Robert Plutchik & H. R. Conte (Eds.), Circumplex models of personality and emotions (pp. 57-80). American Psychological Association, Washington (DC) 1997, ISBN 1-55798-380-1.
  • Jerry S. Wiggins: An Informal History of the Interpersonal Circumplex Tradition. In: Journal of Personality Assessment, 2/66/1996, S. 217-234, (Einleitung), gedruckt: ISSN 0022-3891
  • Peter Manfred Muck: Der Interpersonale Circumplex als Grundlage einer Eigenschaftstheorie der Interpersonalität im beruflichen Kontext. dissertation.de, Berlin 2003 (auch Universität Hohenheim), Dissertation) ISBN 3-89825-694-4
  • Ingo Jacobs, Wolfgang Scholl: Interpersonale Adjektivliste (IAL). Die empirische Umsetzung theoretischer Circumplex-Eigenschaften für die Messung interpersonaler Stile. Diagnostica, 51(3): 145-155 (2005) (Zusammenfassung), gedruckt: ISSN 0012-1924

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