- Interpolation (Literatur)
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Interpolation (von lateinisch interpolatio zu interpolare „umgestalten, verfälschen, entstellen“) ist ein Fachbegriff der philologischen Textkritik und bezeichnet die in der Weitergabe eines Textes entstandene Erweiterung dieses Textes durch Wörter, Sätze oder Abschnitte von fremder Hand, die nicht zum originalen Textbestand oder Text der Vorlage gehören.
Den Urheber dieser Änderung bezeichnet man als Interpolator und den interpolierten (eingefügten) Text selbst ebenso wie den Vorgang der Einfügung als Interpolation.
Interpolationen können durch Versehen oder Nachlässigkeit entstehen, indem erklärende Zusätze wie Rand- oder Interlinearglossen bei der Abschrift in den Text übernommen werden und hierbei nicht mehr als Zusätze kenntlich bleiben. Oder sie entstehen durch Bearbeitung des vorgegebenen Textes, indem dieser für die Bedürfnisse seiner aktuellen Rezeption besser verständlich gemacht, in Anknüpfung an vorhandene Aussagen weiter ausgebaut und auf diese Weise jeweils fortgeschrieben oder aber mit fälschender Absicht erweitert wird.
Zu den Aufgaben der philologischen Textkritik, die die Klärung der Überlieferungsverhältnisse und Wiederherstellung eines dem Original möglichst nahekommenden Archetyps bezweckt, gehört die Aufdeckung solcher Interpolationen durch kritische Analyse von Sprache, Stil und Inhalt und durch Vergleichung mit den übrigen Textzeugen, soweit vorhanden, oder mit infragekommenden Quellen, die eine verdächtige Textstelle als nachträgliche Hinzufügung erweisen können.
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