Isla Tortuga

Isla Tortuga
Dieser Artikel befasst sich mit der vor Hispaniola gelegenen, zu Haiti gehörenden Isla Tortuga. Für die vor Venezuela gelegene Isla La Tortuga, siehe La Tortuga.
Île de la Tortue
Satellitenaufnahme der Île de la Tortue
Satellitenaufnahme der Île de la Tortue
Gewässer Karibisches Meer
Inselgruppe Große Antillen
Geographische Lage 20° 2′ N, 72° 47′ W20.039722-72.79459Koordinaten: 20° 2′ N, 72° 47′ W
Karte von Île de la Tortue
Länge 37 km
Breite 7 km
Fläche 180 km²
Höchste Erhebung 459 m
Einwohner 30.000 (2004) dep1
Darstellung der Île de la Tortue aus dem 17. Jahrhundert
Darstellung der Île de la Tortue aus dem 17. Jahrhundert

Die Île de la Tortue (deutsch „Schildkröteninsel“) ist eine Insel vor der Nordküste von Hispaniola. Sie gehört zu Haiti und ist auch bekannt unter ihrem spanischen Namen Tortuga. Die Insel hat ca. 30.000 Einwohner. Im 17. Jahrhundert diente die Insel als Piratenstützpunkt, insbesondere der so genannten Bukaniere.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Tortuga wurde ursprünglich von einigen spanischen Kolonisten besiedelt. Im Jahre 1625 kamen französische und englische Siedler auf der Insel an, die sich eigentlich auf Haiti niederlassen wollten. Vier Jahre später wurden diese Siedler von Spaniern unter dem Kommando von Don Fadrique de Toledo angegriffen. Erfolgreich konnten sie die Engländer und Franzosen vertreiben und damit beginnen, die Insel zu befestigen. Nachdem jedoch die spanische Armee nach Hispaniola abgezogen war, um die französischen Siedler dort zu vertreiben, kehrten die Franzosen zurück, eroberten das Fort und verstärkten es weiter.

1630 errichteten sie das Fort de Rocher an einem natürlichen Hafen. Seit diesem Jahr wurde die Insel unter den Franzosen und Engländern aufgeteilt. Dabei wurde es Bukanieren (Piraten) erlaubt, die Insel als ihren Stützpunkt zu nutzen. 1633 wurden die ersten Sklaven aus Afrika eingeführt, um auf den Plantagen zu arbeiten. Dies setzte sich jedoch nicht durch, und schon 1635 endete hier die Sklaverei wieder. Man sagte, die Sklaven seien auf der Insel außer Kontrolle geraten. Gleichzeitig ergaben sich dauernde Spannungen und Auseinandersetzungen zwischen englischen und französischen Siedlern. Dies ermöglichte es den Spaniern, 1635 zurückzukehren und die Insel im Handstreich zu nehmen. Allerdings zogen sie bald wieder ab, da die Insel für sie nicht besonders bedeutsam war. Erneut kehrten die Franzosen und Engländer zurück, und auch die Spanier besetzten sie 1638 wieder, um die Franzosen und neu angekommenen Niederländer zu vertreiben. Nach anfänglichen Erfolgen wurden sie diesmal überraschenderweise zurückgeschlagen.

Ab 1640 nannten sich die Bukaniere von Tortuga die Brüder der Küste. Sie waren hauptsächlich französischer und englischer Abstammung, aber auch einige Niederländer waren unter ihnen. Tortuga erlebte zwischen den Jahren 1640 und 1670 seine freibeuterische Blütezeit und war beliebter Anlaufpunkt von Piraten und Umschlagplatz von Schmuggelgut und Beute der gekaperten Schiffe. Die Piraten von Tortuga haben das heutige Bild vom Aussehen eines Freibeuters nachhaltig beeinflusst. Auf der Insel war allerhand buntes Volk, bestehend aus verwegenen Kerlen mit Augenklappe, Holzbein, Kopftuch usw. anzutreffen. Gelage und Schlägereien waren an der Tagesordnung.

Um zumindest ein wenig Ordnung auf die Insel zu bringen, beschloss der französische Gouverneur der Insel, die raue Männergesellschaft durch den Import von ungefähr 1.650 Prostituierten zu zivilisieren. Diese Hoffnung erwies sich als nicht ganz unbegründet. Als um das Jahr 1670 die Ära der Piraterie hier langsam zu Ende ging, wandten sich die Inselbewohner neuen Erwerbsmöglichkeiten zu, hauptsächlich der Holzwirtschaft. Zur selben Zeit begann aber auch ein englischer Pirat, die Piraten von Tortuga anzuwerben und mit ihnen in See zu stechen. Auch die Franzosen warben die Piraten als schlagkräftige Truppe an, und konnten so ihren Einfluss in der Karibik enorm vergrößern. Die Piraten waren fortan mit Kaperbriefen ausgestattet und durften so nur noch bestimmte „feindliche“ Schiffe angreifen und plündern. In der Praxis setzten sie jedoch ihr Piratenhandwerk fort. Hieraus ergab sich, dass die Piraten nie wirklich unter Kontrolle waren, und Tortuga war ihr neutrales Versteck für ihre Beute. Schließlich verständigten sich Frankreich und Spanien im Vertrag von Regensburg 1684 darauf, die Piraterie und Freibeuterei zu beenden. Viele Bukaniere gingen nun in königliche Dienste. Diejenigen, die sich dem verweigerten, wurden von ihren früheren Kameraden gejagt und gehängt. 1688 war die Piraterie hier weitgehend überwunden.

1680 wurde ein englisches Gesetz erlassen, das es verbot, unter fremder Flagge zu segeln. Damit sollten Kaperbriefe und Söldnertum beendet werden.

Artikel des Vertrages von Regensburg

Betreffend der Beendigung der Feindseligkeiten bei den Westindischen Inseln:

1. Alle Feindseligkeiten sollen von beiden Seiten beendet werden, sowohl an Land als auch auf See und in anderen Gewässern, in allen Königreichen, Ländern, Provinzen, Territorien und Herrschaftsgebiete [der vertragschließenden Parteien] innerhalb Europas und außerhalb, sowohl diesseits und jenseits der Linie, und alles soll wiederhergestellt werden, auf beiden Seiten, so wie es der Vertrag von Nimwegen vorsieht. [...]

5. Ihre Allerchristlichste Majestät wird auch verpflichtet, nach der Übergabe der Ratifikation durch Spanien, ihre Streitkräfte aus den Herrschaftsgebieten Ihrer Königlichen Katholischen Majestät zurückzurufen, wo auch immer sie sich befinden. [...]

10. Ihre Geheiligte Kaiserliche Majestät, sowohl für Ihn selbst als auch im Namen des Katholischen Königs, als auch Ihre Allerchristlichste Majestät, stimmen darin überein, dass [sowohl] der Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, [als auch] der König von England, [als auch] die Generalstaaten der Vereinigten Provinzen, und schließlich alle Könige, Prinzen, Republiken und Staaten, die sich in dieses Abkommen einzutreten wünschen, beiden Vertragsparteien versprechen werden, die Garantie dieser Verträge [Vertrag von Breda und Vertrag von Nimwegen] zu übernehmen, um den guten Glauben und die ganzheitliche Ruhe der christlichen Welt wiederherzustellen und zu sichern.

Persönlichkeiten

Siehe auch

  • Port Royal - bedeutender Piratenhafen des 17. und 18. Jahrhunderts

Weblinks


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