Isländische Zwiegesänge

Isländische Zwiegesänge

Isländische Zwiegesänge (isl. tvísöngur, pl. tvísöngvar) sind eine isländische Form von Vokalmusik.

Der isländische Zwiegesang ist die einzige lebendig überlieferte Form einer improvisierten volkstümlichen Mehrstimmigkeit in Europa, welche auf dem Prinzip der Stimmführung in parallelen Quinten beruht. Die chorisch gesungene Hauptstimme (Männerstimmen) wird von einer solistisch improvisierten „Folgestimme“ ergänzt. Die wichtigste Sammlung und schriftliche Aufzeichnung der Gesänge stammt von dem isländischen Pfarrer Bjarni Thorsteisson (1906-1909).

Eine Strukturanalyse der Zwiegesänge zeigt, dass den Zwiegesängen eine Halbtonpentatonik (ditonische bzw. hemitonische Pentatonik) zugrunde liegt. Weitere Eigenheiten sind Stimmkreuzungen der Folgestimme (in Bezug zur Hauptstimme) aus der Unterquinte in die Oberquinte und umgekehrt.

Die Kompositionsregeln der Zwiegesänge sind im Vergleich zu den Regeln des kirchlichen Organums viel komplexer. Die Bedeutung dieser mehrstimmigen Gesänge ist für die Frage nach dem Ursprung der Mehrstimmigkeit in Europa nicht hoch genug einzuschätzen. Dass sich Mehrstimmigkeit aus vergleichsweise einfachen Konstrukten wie dem kirchlichen Organum entwickelt haben soll, ist nach einer intensiven Beschäftigung mit den isländischen Beispielen sehr unwahrscheinlich. Wahrscheinlicher ist die Entstehung echter Mehrstimmigkeit aus volkstümlichen und lange Zeit nur mündlich gepflegten Formen wie sie z. B. in den isländischen Zwiegesängen überliefert sind.

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