Mehrstimmigkeit

Mehrstimmigkeit

Mehrstimmigkeit ist in der Musiktheorie ein Oberbegriff für Satztechniken, bei denen mehrere Stimmen gleichzeitig erklingen. Mehrstimmigkeit ist demnach das Gegenteil von Einstimmigkeit oder Monophonie, die in der Geschichte der abendländischen Musik bis zum 9. Jahrhundert der Normalfall war.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Mehrstimmigkeit „existierte in der Instrumentalmusik schon lange, bevor man anfing, mehrstimmig zu singen. Das beweisen namentlich die alten Geigeninstrumente, die sogenannte Crota oder Rota, ein meist mit drei Saiten bespanntes Instrument mit flachem Steg und ohne die Seiteneinbuchtungen unseres Geigenkörpers. Durch das letztere war aber der Bogen gezwungen, zu gleicher Zeit über alle drei Saiten zu streichen, und so tönte denn neben der auf der ersten Saite gespielten Melodie der Grundton und die Quinte nach Art eines Dudelsackes mit“.[1] Erst mit der Entwicklung des Organums setzt die Mehrstimmigkeit ein. Die wichtigsten mehrstimmigen musikalischen Satzarten sind Homophonie und Polyphonie.

Formen

Eine besondere Form der Mehrstimmigkeit findet sich ab Mitte des 17. Jahrhunderts in Werken für Melodieinstrumente ohne Begleitung. Man unterscheidet eine manifeste und eine latente Mehrstimmigkeit. Am bedeutendsten sind die Solowerke von Johann Sebastian Bach (BWV 1001-1013) für Violine, Violoncello und Flöte. Manifeste Mehrstimmigkeit bedeutet, dass tatsächlich zwei oder mehr Töne gleichzeitig erklingen. Diese werden z. B. durch Doppelgriffe bei den Streichern hervorgebracht. Latente Mehrstimmigkeit bedeutet, dass die Linienführung wie ein zwei- oder mehrstimmiger Satz zu hören und zu verstehen ist.

Sätze für mehrere Gesangs- (SATB) oder Instrumentalstimmen werden in der Notation häufig in Akkoladen (auch: „Systemen“) zusammengefasst.

Literatur

  • René Frank: Mehrstimmiges Singen. Einführung der Mehrstimmigkeit in Kinder- und Jugendchören. Praxisbuch. Tectum, Marburg 2005, ISBN 3-8288-8884-4.

Einzelnachweise

  1. Digitalisierter Volltext von Artikel "Musik". In: Götzinger, E.: Reallexicon der Deutschen Altertümer. Leipzig 1885., S. 674-698. bei Zeno.org

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