Ivenacker Schloss

Ivenacker Schloss
Ivenacker Schloss

Das Schloss in Ivenack im Landkreis Demmin geht auf ein ehemaliges Zisterzienserinnenkloster aus dem 13. Jahrhundert zurück, das im Zuge der Reformation aufgehoben und zu einem herzoglich mecklenburgischen Amt mit Fürstensitz wurde. Nach der Zerstörung der Anlage im Dreißigjährigen Krieg und Besitzerwechsel durch Gütertausch 1709 wurde im 18. Jahrhundert ein neues Herrenhaus errichtet, das im frühen 19. Jahrhundert im Wesentlichen zu seiner heutigen Gestalt erweitert wurde.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Auf dem Gelände des jetzigen Ivenacker Schlosses befand sich ursprünglich ein Zisterzienserinnenkloster. Dieses wurde im Jahr 1252 von dem Stavenhagener Stadtgründer, dem Ritter Reimbern von Stove, gestiftet. Im Jahr 1401 bestätigten die Brüder Nikolaus V. und Christoph von Werle die Rechte des Klosters. Im Zuge der Reformation wurde das Kloster zwischen 1550 und 1560 auf Bestreben von Herzog Johann Albrecht I. säkularisiert. Bereits 1555 standen der Äbtissin zwei fürstliche Beamte und ein evangelischer Geistlicher zur Seite, die vollständige Auflösung vollzog sich in den nachfolgenden Jahren. 1557 lebten noch Klosterfrauen in der Anlage.

Aus dem vormaligen Klosterbesitz wurde mit der Säkularisierung das herzogliche Amt Ivenack gebildet, das im späten 16. Jahrhundert zunächst verschiedentlich verpfändet war. Im Klostergelände entstand dann um 1590 unter Herzog Johann VII. ein neuer Herrensitz, der kurzzeitig Wohnsitz seines Bruders Sigismund August von Mecklenburg (1560–1600) wurde, der vom Vater (Herzog Johann Albrecht I.) wegen Schwachsinns von der Erbteilung ausgeschlossen und mit Ämtern, darunter Ivenack, ausgestattet worden war. Diese Regelung begründete die Primogenitur (Erbfolge an den erstgeborenen Sohn) des Hauses Mecklenburg. Sigismund August starb in Ivenack am 5. September 1600. Die Ivenacker Güter kamen daraufhin ab 1605 an den Pächter Nicolaus von Peccatel, von 1621 bis 1632 waren sie an Christoph von Neuenkirchen verpfändet.

Im Verlauf des Dreißigjährigen Krieges wurde die gesamte Anlage weitgehend zerstört. Ein Visitationsbericht von 1649 zählt in Ivenack noch den Schmied und den Müller sowie weitere acht Personen.

Porträt des Ernst Christoph von Koppelow auf seinem Epitaph in der Schlosskirche

Im Jahr 1709 kam das Amt Ivenack mit dem bis dahin verpachteten Gut in Ivenack durch einen Gütertausch an den Geheimrat Ernst Christoph von Koppelow. Dieser erhielt außerdem eine Entschädigung in Höhe von 5000 Talern, da sich damals in Ivenack noch immer kein Herrenhaus mehr befand. Auf von Koppelow geht der Wiederaufbau des Schlosses und der Ivenacker Schlosskirche zurück. Über die Heirat seiner Witwe mit Helmuth Reichsgraf von Plessen auf Cambs und Torgelow wurde das Gut Ivenack per testamentarischer Verfügung des neuen Besitzers 1761 zum Fideikommiss der Reichsgrafen von Plessen. Noch im selben Jahr starb Helmuth von Plessen kinderlos, so dass der Besitz an seinen Neffen Helmuth Burchard Hartwig von Maltzahn († 1797) fiel. Testamentarisch war geregelt worden, dass die Ivenacker Linie der Familie Maltzahn den Namen und das Wappen der Reichsgrafen von Plessen übernahm. Da auch Helmuth Burchard Hartwig von Plessen, Freiherr von Maltzahn, kinderlos starb, kam der Besitz 1797 an dessen Neffen Albrecht Joachim von Plessen, Freiherr von Maltzahn († 1828).

Unter Albrecht Jochim erhielt die Schlossanlage im Wesentlichen ihre heutige Gestalt. Der Park wurde um 1800 unter Verwendung der alten barocken Strukturen in einen englischen Landschaftsgarten umgestaltet. Im Park entstanden ein Teehaus und eine Orangerie. Nordwestlich an den Schlosspark schließt sich ein großer Tiergarten an, in dem sich die Ivenacker Eichen befinden. 1810 erhielt das Schloss einen Seitenflügel.

Das Gut mit seinen neun Nebengütern wuchs im 19. Jahrhundert auf 48 Hufen an und hatte rund 2000 Einwohner. Es galt als größtes Gut in Mecklenburg und wurde in der Folgezeit an die Nachfahren von Albrecht Joachim von Plessen, Freiherr von Maltzahn, vererbt. Ihm folgte zunächst sein ältester Sohn Gustav Helmuth Theodor Diederich von Plessen, darauf 1862 der Enkel Adolph Carl Rudolph Felix von Plessen. Die Besitzerfamile residierte bis 1936 im Ivenacker Schloss, bis sie die Steuerlast nicht mehr tragen konnte. Zum Ende des Zweiten Weltkrieges nach dem Einmarsch der Roten Armee nahm sich Albrecht Graf von Plessen, Freiherr von Maltzahn, zusammen mit seiner Frau Magdalena und der Krankenschwester Emma Fuchs am 2. Mai 1945 das Leben. An sie erinnert ein Gedenkstein an der Schlosskirche.

Nach 1945 wurde das Schloss erst ein Aussiedlerheim und diente danach als Alten- und Pflegeheim für geistig Behinderte. Das Schloss, die Orangerie und das Teehaus kamen im Jahr 2000 in den Besitz von Christian Brueck. Während die Schlosskirche in den Jahren 1996 bis 2004 umfassend renoviert werden konnte, sind Schloss, Teehaus und Orangerie noch unsaniert. Die umliegenden Wirtschaftsgebäude sind teilweise zu Wohneigentum parzelliert.

Beschreibung

Blick auf die Südfassade des Südflügels

Schloss Ivenack ist ein zweigeschossiger, dreiflügeliger Putzbau mit Mansardwalmdach. Der Hauptflügel befindet sich im Osten, im Süden und Norden bilden Seitenflügel einen nach Westen zum Ivenacker See hin offenen Ehrenhof mit dreiachsigem, übergiebeltem Mittelrisaliten. Die Ostseite zum Schlosspark und der Schlosskirche hin weist einen von Pilastern gegliedertem, zweiachsigen, dreieckig übergiebelten Mittelrisaliten sowie zwei zweiachsige Seitenrisalite mit Segmentbogengiebeln auf. Die Giebel der Risalite sind mit Figurenfriesen geschmückt. Der Nordwestflügel enthält Reste eines Fachwerkgebäudes aus dem 16. Jahrhundert, vermutlich Teile des ersten, unter Herzog Johann VII. errichteten Herrenhauses. Zu den Kunstschätzen des Schlossgebäudes zählen im Inneren das Treppenhaus mit dreiläufiger Treppe, die Wandschränke in der Bibliothek, einige erhaltene Wandvertäfelungen, Parkett und Kamine. Im großen Festsaal ist trotz der Raumteilung der wertvolle Deckenstuck weitestgehend erhalten geblieben.

Marstall

Der Marstall nördlich des Schlosses ist eine durch Verbindungstrakte und Eckpavillons halbkreisförmige, nach Südosten geöffnete Anlage, deren Mitte ein zweigeschossiger und fünfachsiger Putzbau bildet.

Östlich an das Schloss schließt sich der Schlosspark mit Ivenacker Schlosskirche, Teehaus und Orangerie an. Im Bereich nördlich der Schlosskirche lag bis zum Ende des 18. Jahrhunderts der Friedhof. Die Orangerie ist ein rechteckiger Putzbau mit Pilastern, Rundbogenfenstern und Walmdach. Das Teehaus ein eingeschossiger, neunachsiger Putzbau, der ebenfalls mit Pilastern gegliedert und von einem Walmdach bedeckt ist.

Die historische Wohnbebauung von Ivenack ist in Wesentlichen auf den Schlossbereich bezogen. Längs der vom Schloss nach Osten führenden Eichenallee reihen sich die Wohnhäuser auf.

Literatur

  • Hubertus Neuschäffer: Mecklenburgs Schlösser und Herrenhäuser. Husum Druck- und Verlagsgesellschaft, 1993, ISBN 3-88042-534-5

Weblink

53.71305555555612.9558333333337Koordinaten: 53° 42′ 47″ N, 12° 57′ 21″ O


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать курсовую

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Schloss Ivenack — Ivenacker Schloss Das Schloss in Ivenack zehn Kilometer östlich von der Reuterstadt Stavenhagen im Landkreis Mecklenburgische Seenplatte geht auf ein ehemaliges Zisterzienserinnenkloster aus dem 13. Jahrhundert zurück, das im Zuge der Reformation …   Deutsch Wikipedia

  • Ivenacker See — Insel im Ivenacker See Geographische Lage Landkreis Mecklenburgische Seenplatte Abfluss Augraben …   Deutsch Wikipedia

  • Ivenacker Eichen — Stieleiche (Ringeiche) in Ivenack Bei den Ivenacker Eichen handelt es sich um einen Tiergarten im mecklenburgisch vorpommerschen Landkreis Mecklenburgische Seenplatte in der Gemeinde Ivenack. Bekannt ist das Gelände für seine namensgebenden,… …   Deutsch Wikipedia

  • Ivenack — Wappen Deutschlandkarte Hilfe zu Wappen …   Deutsch Wikipedia

  • Liste besonderer Bäume — Der größte Baum der Welt: General Sherman Tree Große und alte Bäume Mitteleuropas haben typischerweise ein Alter zwischen 300 und 600 Jahren. Viele Dörfer haben so genannte tausendjährige Eichen oder Linden, die bei näherer Untersuchung diesen… …   Deutsch Wikipedia

  • Markante und alte Baumexemplare in Deutschland — Der größte Baum der Welt: General Sherman Tree Große und alte Bäume Mitteleuropas haben typischerweise ein Alter zwischen 300 und 600 Jahren. Viele Dörfer haben so genannte tausendjährige Eichen oder Linden, die bei näherer Untersuchung diesen… …   Deutsch Wikipedia

  • Eiche — Eichen Stiel Eiche (Quercus robur), Illustration Systematik Abteilung: Bedecktsa …   Deutsch Wikipedia

  • Eichel (Frucht) — Eichen Stiel Eiche (Quercus robur), Illustration Systematik Abteilung: Bedecktsa …   Deutsch Wikipedia

  • Eicheln — Eichen Stiel Eiche (Quercus robur), Illustration Systematik Abteilung: Bedecktsa …   Deutsch Wikipedia

  • Eichenholz — Eichen Stiel Eiche (Quercus robur), Illustration Systematik Abteilung: Bedecktsa …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”