Marstall

Marstall
Marstall in Groß Gievitz (18. Jh.)
Bauplastik am Marstall in Potsdam (18. Jh.)

Marstall (von althochdt.: marahstal, zusammengesetzt aus marah ‚Pferd (Mähre)‘ und stalStall‘) war ursprünglich eine allgemeine Bezeichnung für einen Pferdestall. Im heutigen Sprachgebrauch wird der Begriff für Stallbauten in fürstlichen Residenzen gebraucht, die von der Frühen Neuzeit bis in das 19. Jahrhundert in repräsentativer Architektur ausgeführt wurden. Die fürstlichen Marställe umfassten die Gebäude für Pferde, Wagen, Kutschen und Geschirr. Der Begriff kann darüber hinaus auch die Gesamtheit aller Pferde eines Fürsten bezeichnen.

Vor allem in der Zeit des Barock wurden die Stallbauten prunkvoll ausgeführt. An den Marstall angeschlossen war häufig eine gedeckte Reithalle (zeitgenössisch als Reithaus bezeichnet) für die Hofreitschule.

Dem Marstall stand in der Regel ein hoher adeliger Beamter des Hofstaats vor. In der Hierarchie der Hofämter war er dabei zumeist zwischen Rang 4 und 8 angeordnet. Häufig war diese Aufgabe eine Repräsentationstätigkeit; die eigentliche Tagesarbeit oblag nicht adeligen Leitern. Die Bezeichnung der Position variiert: üblich waren „Marstaller“ (Württemberg), „Oberstallmeister“, „Oberststallmeister“ oder „Großstallmeister“.

In Österreich hingegen ist die Bezeichnung Marstall für die ehemaligen Hofstallungen in Wien, die heute das MuseumsQuartier bilden, nicht üblich.

Ein dem Marstall vergleichbares Bauwerk in den Niederlanden sind die Königlichen Ställe in Den Haag.

Inhaltsverzeichnis

Heutige Nutzung

In vielen Orten des deutschsprachigen Raums gibt es Gebäude, die in Anlehnung an ihre frühere Funktion den Namen Marstall beibehalten haben und in unterschiedlicher Weise umgenutzt wurden.

Historische Gebäude

Der Marstall in Münstermaifeld im Landkreis Mayen-Koblenz (Rheinland-Pfalz), wurde 1532 durch Kurfürst Johann III. von Metzenhausen erbaut. Er war nach der Stiftskirche das zweitgrößte Gebäude der Stadt und brannte am 1.Februar 1914 bis auf die Grundmauern nieder.

Literatur

  • Giles Worsley: The British stable. Yale University Press, New Haven CT u. a. 2004, ISBN 0-300-10708-0.
  • Wolfgang Götz: Deutsche Marställe des Barock. Deutscher Kunstverlag, München u. a. 1964 (Kunstwissenschaftliche Studien 34, ISSN 0170-9186).

Weblinks

 Commons: Ställe in Deutschland – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary Wiktionary: Marstall – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Homepage Bildungsministerium M-V; Homepage Sozialministerium MV

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  • Marstall [2] — Marstall, Flecken auf der Ostküste der dänischen Insel Arröe; hier Fähre zur Überfahrt nach Langeland; Seefrachtschifffahrt, Fischerei; 2500 Ew …   Pierer's Universal-Lexikon

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  • Marstall — Marstall, eine dreischeibige Talje, deren oberer Block in den Tamp des Marsdrehreeps (s. Drehreep) gesplißt und deren unterer an einem Augbolzen an Deck eingeschäkelt ist. T. Schwarz …   Lexikon der gesamten Technik

  • Marstall — Marstall, Gebäude, in welchem die Pferde fürstlicher Personen aufgestellt sind und alles zum Reiten und Fahren Nöthige bereit gehalten wird …   Herders Conversations-Lexikon

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