Jakob Holst

Jakob Holst

Gorch Fock, eig. Johann Wilhelm Kinau, (* 22. August 1880 in Finkenwerder; † 31. Mai 1916 in der Seeschlacht am Skagerrak) war ein deutscher Schriftsteller. Nach ihm wurden zwei Segelschulschiffe der deutschen Marine benannt, die 1933 gebaute Gorch Fock und die 1958 gebaute Gorch Fock. Weitere Pseudonyme des Autors sind Jakob Holst und Giorgio Focco.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Gorch Fock wurde als ältestes von sechs Kindern des Hochseefischers Heinrich Wilhelm Kinau und dessen Ehefrau Metta geb. Holst auf der ehemaligen Elbinsel Finkenwerder geboren, wo er auch zur Schule ging.[1] Nachdem er den Seetauglichkeitstest durch seinen Vater aufgrund seiner körperlichen Konstitution nicht bestand, begann er 1895 eine kaufmännische Lehre bei seinem Onkel August Kinau in Geestemünde (heute Teil Bremerhavens). 1897 bis 1898 absolvierte er die Handelsschule in Bremerhaven. Seit 1899 hatte er kurzzeitig verschiedene Stellen als Buchhalter und Kontorist in Meiningen, Bremen und Halle (Saale) inne. 1904 kehrte er nach Hamburg zurück und arbeitete bei der Zentraleinkaufsgesellschaft deutscher Kolonialwarenhändler,[2] bis er 1907 Buchhalter bei der Hamburg-Amerika-Linie wurde.

Seit 1904 veröffentlichte er verschiedene, meist in seiner Muttersprache, einem breiten Finkenwerderischen Plattdeutsch, verfasste Gedichte und Erzählungen unter den Pseudonymen Gorch Fock, Jakob Holst und Giorgio Focco, die in den lokalen Hamburger Zeitungen erschienen. Der Vorname Gorch ist demzufolge eine lokaltypische Abwandlung von Georg. Fock ist entlehnt von einer Linie der großelterlichen Vorfahren.

1908 heiratete er Rosa Elisabeth Reich, mit der er drei Kinder hatte. (Zitat: Des Mannes bester Kamerad ist die Kameradin.) Seine Muse und Seelengefährtin wurde während der schriftstellernden Jahre hingegen eine sehr junge Bewunderin.

Seit 1910 verfasste er zahlreiche platt- und hochdeutsche Geschichten und Gedichte, 1913 erschien sein bekanntestes Werk, der hochdeutsche Roman mit plattdeutschem Dialog „Seefahrt ist not“, in dem das Leben der Hochseefischer auf Finkenwerder in heroisierender Weise beschrieben wird. Bis zum Zweiten Weltkrieg kam in Norddeutschland praktisch kein lesender Junge an diesem Buch vorbei. (Die verborgene Abhängigkeit von dessen Leitmotiven mit dem Schimmelreiter von Theodor Storm wurde von Robert Wohlleben aufgedeckt.) Das damals gefragte überhöhende Pathos, das sich aus der Sehnsucht des Autors nach eigener Seefahrerschaft speiste, macht die sehr einfach strukturierten Abenteuergeschichten für heutige Leser oft beinah ungenießbar.

Im Ersten Weltkrieg wurde Gorch Fock 1915 eingezogen und kämpfte als Infanterist (im Reserve Inf.-Rgt. 207) in Serbien und Russland, später dann bei Verdun. Im März 1916 kam er auf eigenen Wunsch vom Heer zur Marine und tat Dienst als Ausguck auf dem vorderen Mast des Kleinen Kreuzers SMS Wiesbaden. In der Seeschlacht am Skagerrak ging er mit dem Kreuzer unter. Seine Leiche wurde im August 1916 bei Väderöbod nahe Fjällbacka (nördlich von Göteborg) an Land getrieben und auf der schwedischen Insel Stensholmen bei Kalvö zusammen mit weiteren deutschen und englischen Seeleuten bestattet.[3]

Nachwirkung

Die spätere Vereinnahmung seiner Werke durch die Nationalsozialisten führte dazu, dass der Autor Gorch Fock einseitig als Kriegsverherrlicher und Wegbereiter des Nationalsozialismus wahrgenommen wurde.

Gorch Focks Brüder Jakob Kinau und vor allem Rudolf Kinau haben in seiner Nachfolge eine eigene Bedeutung als plattdeutsche Autoren und Heimatdichter gewonnen.

Günter Benjas Biografie stellt heraus, dass Fock unbestreitbar ein Nationalist war, aber durchweg kein Rassist oder Antisemit. Seine Nachlassverwalterin, mit der er trotz des Altersunterschieds über Jahre schriftstellerischen Nebenberufs sehr eng befreundet war, soll nahezu alle kritischen Bemerkungen in seinen Texten beseitigt haben, so dass sie für die propagandistische Vereinnahmung im Dritten Reich passend wurden.

Werke

  • Schullengrieper un Tungenknieper (Erzählungen, plattdeutsch, 1910)[4]
  • Hein Godenwind de Admirol von Moskitonien (Roman, 1911)[5] - danach benannt das Passagierschiff Hein Godenwind
  • Hamborger Janmooten (1913)
  • Seefahrt ist not! (Roman, 1913)[6], Neuauflage: Rowohlt, Reinbek, 1986, ISBN 3-499-14148-5
  • Fahrensleute (1914)
  • Cilli Cohrs (Schauspiel, 1914)
  • Doggerbank (Schauspiel, 1914)
  • Plattdeutsche Kriegsgedichte (1914-15)
  • Nordsee (Sammlung von Erzählungen, 1916)
  • Sterne überm Meer. Tagebuchblätter und Gedichte. (1918, postum)
  • Sämtliche Werke, fünf Bände, Hamburg 1925
  • Nach dem Sturm, 19 Erzählungen zum zwanzigsten Todestag, 31. Mai 1936, Hamburg[7]

Verfilmungen

Literatur

  • Günter Benja: Gorch Fock. Poet mit Herz für die See. Sutton, Erfurt 2005. ISBN 3-89702-927-8
  • Friedrich W. Michelsen: Gorch Fock. Werk und Wirkung; Vorträge u. Diskussionen d. Kolloquiums Mundartliteratur, Heimatliteratur am Beispiel Gorch Fock am 25. Februar 1983 in Hamburg. Buske, Hamburg 1984. 150 S. ISBN 3-87118-659-7
  • Mathias Mainholz (Hg.): Hapag-Fahrt zu Odins Thron. Gorch Focks Norwegenreise 1913. Tagebuch, Romanfragment, Erzählung. Dölling und Galitz, Hamburg 1999, ISBN 3-933374-53-7
  • Robert Wohlleben: Der Schimmelreiter von Finkenwerder. Fulgura frango, Hamburg 1995

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Darstellung Gorch Focks Lebenslauf durch Aline Bußmann (April 1937), Quelle: Projekt Gutenberg-DE Abgerufen 5. Januar 2009
  2. Zentraleinkaufsgesellschaft deutscher Kolonialwarenhändler heißt heute EDEKA
  3. Grabstätte von Gorch Fock auf Stensholmen Abgerufen 5. Januar 2009
  4. Online-E-Text: Das schnellste Schiff der Flotte (Erzählung) aus Schullengrieper un Tungenknieper beim Projekt Gutenberg-DE Abgerufen 5. Januar 2009
  5. Online-E-Text: Hein Godenwind beim Projekt Gutenberg-DE Abgerufen 16. Januar 2009
  6. Online-E-Text: Seefahrt ist not! beim Projekt Gutenberg-DE Abgerufen 5. Januar 2009
  7. Online-E-Text: Nach dem Sturm beim Projekt Gutenberg-DE Abgerufen 5. Januar 2009

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