Jameson Raid

Jameson Raid
Jameson Raid
Datum 29. Dezember 1895–2. Januar 1896
Ort Südafrikanische Republik
Ausgang Sieg der Buren
Konfliktparteien
irreguläre probritische Einheiten
Befehlshaber
Leander Starr Jameson Piet Cronjé
Truppenstärke
560 Mann, 3 Geschütze 550
Verluste
17 Tote, 55 Verwundete 4 Tote, 3 Verwundete
Südafrikanische Republik, oft auch Transvaal-Republik genannt

Der Jameson Raid war ein Überfall auf Paul Krugers Südafrikanische Republik, der vom 29. Dezember 1895 bis zum 2. Januar 1896 dauerte und von Leander Starr Jameson angeführt wurde. Beabsichtigt war, einen Aufstand der hauptsächlich britischen ausländischen Arbeiter (Uitlanders) in Transvaal zu unterstützen. Der Raid scheiterte zwar, war jedoch ein wichtiger Schritt in den zweiten Burenkrieg.

Inhaltsverzeichnis

Hintergrund

Die Südafrikanische Republik wurde zu diesem Zeitpunkt von etwa 30.000 Buren bewohnt. Außerdem lebten ca. 60.000 Uitlanders (Ausländer) im Lande, hauptsächlich Briten und Deutsche, die im Minengeschäft tätig waren. Um diesem demographischen Missverhältnis sowie etwaigen britischen Besitzansprüchen entgegenzuwirken (die Südafrikanische Republik stand bereits 1877–1881 unter britischer Verwaltung), erließ die burische Regierung Gesetze, die den Uitlanders politische wie wirtschaftliche Gleichberechtigung verweigerten. Insbesondere unter den britischen Uitlanders führte dies zu erheblicher Missstimmung. Diese gipfelte in der Planung eines Putsches, der die Burenregierung stürzen sollte.

Teil des Planes war die Stationierung pro-britischer militärischer Einheiten an der Grenze zu Transvaal, welche dem Aufstand der Uitlanders schnell zu Hilfe kommen sollten. Unterstellt waren die Einheiten Leander Starr Jameson, dem Verwaltungschef von Südrhodesien. Die Truppe war ca. 600 Mann stark: 400 Mitglieder der Matabeleland Mounted Police sowie 200 Freischärler. Die Bewaffnung bestand aus Gewehren, sechs Maxim-Maschinengewehren sowie 3 Stück leichte Artillerie.

Ziel des Jameson Raids war es, auf Johannesburg zu marschieren und den Putsch zu unterstützen, der zeitgleich stattfinden sollte. Der Raid wurde Mitte 1895 vom Premierminister der Kapprovinz, Cecil Rhodes, geplant. Bei der Ausführung kam es aber bald zu erheblichen Verzögerungen.

Ablauf

Frustriert von den Verzögerungen beschloss Jameson, auf eigene Faust zu handeln. Er schickte ein Telegramm an Rhodes, in dem er ihn über seine Absichten informierte und überschritt mit seinen Truppen am 29. Dezember die Grenze zu Transvaal in Richtung auf Johannesburg. Der britische Kolonialminister Joseph Chamberlain war, obwohl er mit den Zielen des Raids sympathisierte, mit dem Zeitpunkt unzufrieden. Er instruierte den Generalgouverneur der Kapprovinz, sich von Jamesons Aktion zu distanzieren und warnte Rhodes, dass die Minenlizenzen in Gefahr wären, falls publik würde, dass der Premierminister der Kapprovinz in den Raid verwickelt war. Alle britischen Kolonisten wurden angewiesen, Jameson nicht zu unterstützen.

Jameson traf auf ersten Widerstand, als es am 1. Januar zu einem kurzen Schusswechsel mit einem burischen Außenposten kam. Mittags traf er auf eine weitere kleine Bureneinheit, die sich eingegraben hatte und die Straße nach Johannesburg blockierte. Mit dieser lieferten sich Jamesons Truppen ein mehrstündiges Feuergefecht, welches sie einige Männer und viele Pferde kostete. Gegen Abend zog sich Jameson zurück und marschierte nach Südosten, um den Buren in die Flanke zu fallen. Die Buren folgten ihm jedoch und am Morgen des 2. Januar trafen Jamesons erschöpfte Truppen auf stärkere burische Einheiten und Artillerie, die ihn bei Doornkop bereits erwarteten. In dem darauf folgenden Feuergefecht verlor Jameson 30 Mann, bevor er die Lage als hoffnungslos erkannte und sich dem burischen Kommandeur Piet Cronjé ergab. Die Überlebenden wurden daraufhin in Pretoria inhaftiert.

Nachspiel

Die burische Regierung übergab die überlebenden Teilnehmer des Raids später den Briten zur Aburteilung. Die Gefangenen wurden nach London gebracht und die Regierung von Transvaal erhielt eine Entschädigung in Höhe von einer Million Pfund von der Britischen Südafrika-Gesellschaft. Jameson wurde in England der Führung des Raids angeklagt. Währenddessen wurde er von der britischen Presse und Öffentlichkeit gefeiert, die seine Niederlage als Sieg interpretierte. Er wurde zu 15 Monaten Haft verurteilt, von denen er jedoch nur fünf in Holloway absaß.

In späteren Jahren war Jameson von 1904 bis 1908 Premierminister der Kapprovinz und einer der Begründer der Südafrikanischen Union.

Politische Folgen

Die Affäre belastete das ohnehin schon angespannte anglo-burische Verhältnis, welches letztlich zum zweiten Burenkrieg führte, noch zusätzlich. In Folge des fehlgeschlagenen Raids trat Rhodes als Premierminister der Kapprovinz zurück.

Eine weitere Eskalation ergab sich aus der darauf folgenden Krüger-Depesche, in der der deutsche Kaiser Wilhelm II. Kruger zur Abwehr des Raids beglückwünschte, die Burenrepublik anerkannte und ihr Unterstützung anbot. Die zu diesem Zeitpunkt bereits unterkühlten Beziehungen zwischen dem Vereinigten Königreich und dem Deutschen Reich erreichten hierdurch einen neuen Tiefpunkt.

Interpunktion löst Krieg aus

Auslöser für den Jameson-Raid war ein Telegramm der Uitlanders an Jameson:

It is under these circumstances that we feel constrained to call upon you to come to our aid should a disturbance arise here the circumstances are so extreme that we cannot but believe that you and the men under you will not fail to come to the rescue of people who are so situated.

Eric Partridge stellte in Usage and Abusage fest, dass das Telegramm ganz unterschiedliche Bedeutungen bekommt, je nachdem, ob man einen Punkt hinter „aid“ setzt oder hinter „here“. In der Variante „aid.“ ist der Text eine direkte und uneingeschränkte Aufforderung an Jameson zu Hilfe zu kommen. In der Variante „here.“ aber wird sein Kommen erst nötig, wenn es zu einem Aufruhr kommt (should a disturbance arise here.).

Das ursprüngliche Telegramm hat an beiden Stellen keinen Punkt, ist also zweideutig und auslegbar. Die Times veröffentlichte die verschärfte Version mit dem Punkt hinter „aid“, und damit war Jameson hinreichend unter Druck, direkt loszumarschieren.

Der Jameson-Raid, eine der Ursachen für den zweiten Burenkrieg, wurde somit wahrscheinlich durch nachträgliches Einfügen von Punkten in das Telegramm ausgelöst.

Quellen

  • Eric Partridge. Usage and Abusage: a guide to good English. Hamish Hamilton, 1947. Zitiert nach: Lynne Truss. Eats, Shoots & Leaves. The Zero Tolerance Approach to Punctuation. Profile Books, 2003

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