- Krüger-Depesche
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Die Krüger-Depesche war eine 1896 von Kaiser Wilhelm II. versandte Botschaft mit antibritischer Tendenz an Paulus „Ohm“ Krüger, den Präsidenten Transvaals im heutigen Südafrika.
Inhaltsverzeichnis
Vorgeschichte
Großbritannien, das großes Interesse an den Bodenschätzen Transvaals zeigte, zettelte 1895 mittels des in der Kapkolonie tätigen Politikers Leander Starr Jameson einen bewaffneten Überfall auf die Burenrepublik Transvaal an mit dem Ziel, das Land zu annektieren („Jameson Raid“). Es gelang Transvaal, diesen Plan zu vereiteln.
Die Krüger-Depesche
Am 3. Januar 1896 sandte Kaiser Wilhelm II. dem Präsidenten von Transvaal ein Glückwunschtelegramm anlässlich der erfolgreichen Abwehr des Angriffs. Dieses Telegramm wurde Krüger-Depesche genannt. Verfasst wurde das Telegramm nicht vom Kaiser, sondern von Mitarbeitern des Auswärtigen Amtes, so dass die Krüger-Depesche nicht als unbedachte und „spontane“ Äußerung Wilhelms II. verstanden werden darf (vgl. Wilhelms Hunnenrede). Reichskanzler Chlodwig zu Hohenlohe-Schillingsfürst hätte die Absendung des Telegramms verhindern können.
Hintergründe
Das Telegramm war eher eine Verlegenheitslösung der verantwortlichen Regierung in Berlin. Nach dem Einfall von Leander Starr Jameson mit einer Privatarmee von 500 Mann (darunter drei aktive britische Offiziere) in Transvaal hatte Kaiser Wilhelm II. ganz andere Ideen, wie die Krise im Süden Afrikas bewältigt werden könnte. Er plante die Ausrufung eines deutschen Protektorats und die Entsendung von Truppen. Damit hätte der Kaiser einen Krieg in der Region zwischen Großbritannien und dem Deutschen Reich ausgelöst. Wilhelm II. und seine Regierung vermuteten hinter dem Einfall Jamesons die Regierung in London.
Tatsächlich hatte sich die britische Regierung sofort von dem Einfall distanziert. Der britische Kolonialminister Joseph Chamberlain forderte am 30. Dezember 1895 die Bestrafung der britischen Offiziere, die an dem Einfall teilgenommen hatten. Darüber hinaus hatte der deutsche Botschafter in London, Paul Graf von Hatzfeldt, eine Unterredung mit dem britischen Premierminister Salisbury zur nunmehr entstandenen Transvaalkrise. Im Ergebnis der Unterredung kam Hatzfeldt zu der Überzeugung, dass die Distanzierung der britischen Regierung von dem Einfall nicht gespielt war. Die Regierung Salisbury hatte sich sofort nach Bekanntwerden des Einfalls von der Aktion distanziert.
Die Idee zur Krüger-Depesche stammte vom damaligen Staatssekretär im Auswärtigen Amt Adolf Marschall von Bieberstein. Der Text der Krüger-Depesche wurde in Ich-Form abgefasst. So entstand der Eindruck, Wilhelm II. hätte allein gehandelt. Sehr schnell erkannten jedoch Zeitgenossinnen wie Wilhelms scharfsichtige Großmutter Königin Victoria von England und die Baronin Spitzemberg oder auch der bayrische Gesandte Hugo von Lerchenfeld die Handschrift der verantwortlichen Regierung. Der Text der Depesche brüskierte ganz Großbritannien. Dieser neue Kurs im deutsch-britischen Verhältnis verschlechterte die diplomatischen Beziehungen deutlich.
Wortlaut
„Ich spreche Ihnen Meinen aufrichtigen Glückwunsch aus, dass es Ihnen, ohne an die Hilfe befreundeter Mächte zu appellieren, mit Ihrem Volke gelungen ist, in eigener Tatkraft gegenüber den bewaffneten Scharen, welche als Friedensstörer in Ihr Land eingebrochen sind, den Frieden wiederherzustellen und die Unabhängigkeit des Landes gegen Angriffe von außen zu wahren.“
– Wilhelm I.R.
Nachfolgende Ereignisse
Dieses Ereignis löste in Großbritannien eine Welle von antideutscher Empörung aus. Die diplomatischen Beziehungen der beiden Staaten verschlechterten sich und Großbritannien zog sich aus dem Mittelmeerabkommen zurück, welches damals den Dreibund stärkte und Frankreich kurzzeitig in Europa isolierte.
Durch den gegen Transvaal gerichteten, aber gescheiterten Angriff wurde die Kriegsbereitschaft der beiden Burenrepubliken Transvaal und Oranje Freistaat geweckt und sie schlossen ein militärisches Bündnis. Offensichtlich fühlte sich England dadurch provoziert und nach weiteren kriegsprovozierenden Handlungen beider Seiten kam es zu einer kriegerischen Auseinandersetzung, dem zweiten Burenkrieg.
Schließlich konnten die beiden Länder die Annexion durch Großbritannien nicht verhindern, welche 1902 mit dem Frieden von Vereeniging besiegelt wurde.
Literatur
- John C. G. Röhl: Wilhelm II. Band 2: Der Aufbau der Persönlichen Monarchie. 1888–1900. C. H. Beck, München 2001, ISBN 3-406-48229-5, S. 871-882.
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