- Januaraufstand
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Als Januaraufstand (polnisch Powstanie styczniowe) wird eine v. a. gegen das russische Zarenreich gerichtete Erhebung in dessen Weichselland (ehemals Kongresspolen) in den Jahren 1863/1864 bezeichnet. Nach der Niederlage im Novemberaufstand 1830/31 und der kurzen Hoffnung des „Sturmjahres“ 1848 (vgl. Märzrevolution) machte sich in weiten Kreisen des patriotisch bewussten Polen eine politische Depression breit. Daneben trat aber auch das Bestreben, durch Aufklärungs- und Bildungsarbeit den Prozess der Entstehung einer neuen, von einem gebildeten Mittelstand getragenen Nationsgesellschaft nach Kräften zu fördern, und sich nicht in Konspiration und heroischen Kampf, sondern im Alltag nationaler und wirtschaftlicher Auseinandersetzungen zu bewähren. Nach einer Reihe von religiös-nationalen Feiern (z. B. einem Trauergottesdienst anlässlich der 30-Jahresfeier des Novemberaufstandes) wurden am 25. Februar 1861 (Jahrestag der Schlacht bei Grochów) und am 27. Februar Massendemonstrationen veranstaltet. Diese sollten die Agrarische Gesellschaft, die zu diesem Zeitpunkt ihre Jahresversammlung abhielt, zu raschen Entschlüssen bezüglich der – in Russland gleichzeitig verkündigten – Bauernbefreiung veranlassen. Sie hatten den doppelten Erfolg, dass die nationale Hochstimmung weiter wuchs, nachdem Schüsse der Kosaken mehrere Opfer gefunden hatten und der erschreckte Statthalter sich ebenso wie der Zar zu Zugeständnissen bereit erklärte. Neue Demonstrationen, deren Unterdrückung zahlreiche Todesopfer forderten, verschärften aber nur die Gegensätze, während auf dem Land die Bauern passiven Widerstand gegen durch Loskauf abzulösende Herrendienste leisteten.
Der am 22. Januar 1863 ausbrechende Aufstand unterschied sich grundlegend vom Novemberaufstand, denn die Aufständischen verfügten weder über ausgebildete Verbände noch über genügend Waffen, noch über eine klare militärische Führung. Der zum Oberbefehlshaber und Diktator vorgesehene Ludwik Mierosławski wurde, als er Mitte Februar vom preußischen Kujawien aus mit einer kleinen Schar vorzudringen versuchte, sofort geschlagen, musste sich nach wenigen Tagen zurückziehen und konnte seine Funktion nie ausüben. Sein Nachfolger wurde Marian Langiewicz, der nur wenige Wochen im Amt war. Es kam nicht zu Schlachten und großen militärischen Operationen wie 1830/31 und im April/Mai 1848, sondern lediglich zu kleinen Gefechten und einem immer neu aufflackernden Partisanenkampf, meist in unübersichtlichen Waldgebieten, in denen die Aufständischen auch zeitweilig kleine Städte beherrschten. Trotzdem dauerte der Aufstand 15 Monate und wurde erst im April 1864 niedergeschlagen.
Folgen
Nach dem Januaraufstand hat der dagegen entscheidend eingegriffene Graf Michail Nikolajewitsch Murawjow-Wilenski, der auch an der Niederschlagung des Novemberaufstandes beteiligt war, als Generalgouverneur von Wilno 1864 ein Verbot der lateinischen Schrift und des Drucks litauischer Texte durchgesetzt. Bücher in litauischer Sprache wurden in der Folge in den USA und in Ostpreußen gedruckt. Das Verbot wurde 1904 aufgehoben.
Siehe auch
Weblinks
Commons: January Uprising (Januaraufstand) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Literatur zum Januaraufstand im Katalog der Staatsbibliothek zu Berlin
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