- Jenufa
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Werkdaten Titel: Jenůfa Originaltitel: Její pastorkyňa Originalsprache: tschechisch Musik: Leoš Janáček Libretto: Leoš Janáček, nach Gabriela Preissová Uraufführung: 21. Januar 1904 Ort der Uraufführung: Nationaltheater Brünn Spieldauer: ca. 2 1/2 Stunden Personen - Stařenka Buryjovka (die alte Burya), Altenteilerin und Hausfrau in der Mühle (Alt)
- Laca Klemeň, ihr Stiefenkel (Tenor)
- Števa Buryja, ihr Enkel (Tenor)
- Kostelnička Buryjovka (die Küsterin), Schwiegertochter der alten Buryja, Witwe (Sopran)
- Jenůfa, ihre Ziehtochter (Sopran)
- Stárek, Altgesell (Bass)
- Rychtář, Dorfrichter (Bass)
- Rychtářka, seine Frau (Mezzosopran)
- Karolka, ihre Tochter (Mezzosopran)
- Pastuchnyňa, Hirtin (Mezzosopran)
- Barena, Magd in der Mühle (Mezzosopran)
- Jano, Hirtenjunge (Sopran)
- Tetka, alte Dörflerin (Alt)
- Dorfbewohner, Hochzeitsgäste und Musikanten, Rekruten, Müllerburschen, Gesinde (Chor)
- Burschen und Mädchen (Ballett)
Jenůfa ist eine Oper in drei Akten von Leoš Janáček, der auch das Libretto nach dem Schauspiel „Ihre Ziehtochter“ (Její pastorkyňa, so auch der tschechische Titel der Oper) von Gabriela Preissová (Uraufführung 1890) schrieb.Die Uraufführung fand am 21. Januar 1904 in Brünn statt. Veränderte Fassungen wurden 1906, 1911 und 1913 aufgeführt, bevor am 26. Mai 1916 in Prag mit einer durch Karel Kovařovic modifizierten Version die erste auf breiter Front wahrgenommene Aufführung erfolgte. 1908 erhielt die Oper die Widmung Im Andenken an Olga Janáčková. In Berlin dirigierte in den 20er Jahren Erich Kleiber die deutsche Erstaufführung. Neben den genannten Versionen existiert auch eine "Brünner Fassung" von 1908, die als Partitur veröffentlicht, allerdings erst 1996 in Wien uraufgeführt wurde. Von Max Brod gibt es eine Übersetzung des Librettos ins Deutsche.
Inhaltsverzeichnis
Handlung
1. Akt (Sommer): Jenůfa ist unehelich schwanger von Števa. Die beiden möchten heiraten, um die "Schande" eines unehelichen Kindes abzuwenden, doch die Umsetzung dieser Absicht hängt davon ab, ob Števa zum Militär muss oder nicht. Jenůfas diesbezügliche Ängste stellen sich jedoch als unbegründet heraus, als Števa von der Musterung zurückkehrt.
Dennoch kann die Hochzeit nicht bald stattfinden, denn Jenůfas Stiefmutter, die Küsterin, welche von der Schwangerschaft nichts weiß, erlegt dem Paar ein Jahr der Prüfung auf. Števas Halbbruder Laca, der Jenůfa ebenfalls liebt, verletzt Jenůfa aus Eifersucht mit einem Messer im Gesicht, wenngleich er seine Tat unmittelbar darauf bereut.
2. Akt (Winter): Um die Schwangerschaft geheim zu halten (und Jenůfa damit die "Schande" zu ersparen), wird Jenůfa von ihrer Stiefmutter versteckt gehalten, während die Dorfgemeinschaft sie in Wien wähnt. Auch die Entbindung findet heimlich bei der Stiefmutter statt. Doch Števa, dessen Interesse an der durch die Messerattacke entstellten Jenůfa geschwunden ist, nimmt nicht einmal die Geburt seines eigenen Kindes zum Anlass, sich um Jenůfa zu kümmern. Auch Versuche der Stiefmutter, seine Liebe wieder zu entflammen, scheitern. Die Küsterin versucht daraufhin, eine Verbindung zwischen Laca und Jenůfa herbeizuführen, da er diese immer noch liebt. Doch zwischen ihm und Jenůfa steht das Kind – in den Wertvorstellungen der Dorfbewohner wiegt die Schande des unehelichen Kindes zu schwer. In dieser Situation lässt sich die Küsterin Laca gegenüber zu der Lüge hinreißen, das Kind sei gestorben.
Doch damit nimmt das Verhängnis seinen Lauf: Um die Ehe zwischen Laca und Jenůfa zu ermöglichen, betäubt die Küsterin Jenůfa und ertränkt das Kind; anschließend behauptet sie gegenüber Jenůfa, diese habe zwei Tage im Fieber gelegen und das Kind sei in dieser Zeit gestorben. Jenůfa geht auf Lacas Werben ein, die Hochzeit wird beschlossen.
3. Akt (Frühjahr): Es ist der Morgen der Hochzeit, die Gäste trudeln ein. Doch es entsteht ein Aufruhr, als Dorfbewohner die Leiche eines Kindes unter tauendem Eis finden. Anhand der Kleidung erkennt Jenůfa das tote Baby als das ihrige. Alle vermuten in ihr die Mörderin und sind kurz davor, sie zu steinigen, als die Küsterin ihre Schuld eingesteht. Jenůfa erkennt, dass nicht Böswilligkeit, sondern die Liebe zu ihr Grund für den Kindsmord waren und verzeiht ihrer Stiefmutter. Laca steht trotz allem zu Jenůfa; gemeinsam versuchen sie einen neuen Anfang in der Fremde.
Entstehung
Beginn der Komposition unbekannt. Fertigstellung des ersten Aktes 1897. Der zweite Akt entstand 1901/1902, der dritte wurde im März 1903 vollendet. Nach der Uraufführung in Brünn 1904 dauerte es bis zum Jahr 1916, bis die Oper in Prag in einer veränderten Fassung wieder gespielt wurde, in der sie auch später in Wien aufgeführt wurde, um fortan zu einem bekannten und beliebten Opernwerk des 20. Jahrhunderts zu werden. Inzwischen wird überwiegend wieder die rekonstruierte Brünner Fassung gespielt.
Musik
Jenůfa ist eine durchkomponierte Oper. Bemerkenswert ist, dass es sich beim Text um Prosa handelt. Die musikalischen Szenen, die nahtlos ineinander übergehen, setzen sich aus geschlossenen Gebilden und aus freieren, aber immer symmetrisch gebauten Partien mit oft weit geschwungenen Melodiebögen zusammen. Obwohl Janáček ein hervorragender Kenner des Volksliedes aus Mähren war, verwendet er in Jenůfa keine originalen Volksliedmelodien. Die Melodik ist dennoch ebenso wie die Harmonik mit ihren charakteristischen, überwiegend satten und dunklen Farbtönen tief in der nationalen Volksmusik verwurzelt. Der orchestrale Satz als Untergrund zur Wortmelodie ist durchsichtig und erdrückt die Singstimmen auch bei expressiven Ausbrüchen nicht. Die Sprachmelodie dient als Wegweiser für die Auffindung des richtigen Ausdrucks bei der tondichterischen Ausdeutung der Situation, wird dabei aber nicht zum Gestaltungsprinzip erhoben.
Literatur
- Max Brod: Deutscher Text mit Nachwort von Henning Mehnert. Reclam, Stuttgart, 2006
- Nicholas John (Hrsg.): Jenůfa/Katya Kabanova: Leoš Janáček (London 1985; engl.)
- John Tyrrell: Janáček’s Operas: A Documentary Account (London: Faber, 1992; engl.)
Weblinks
- Janáček-Lexikon (Jenůfa unter J3)
- http://www.operone.de/opern/jenufa.html
- Libretto (Cz)
- Peter Hagmann: Menschen, vom Leben gezeichnet. In: Neue Zürcher Zeitung vom 25. Juli 2001 (Produktion der Salzburger Festspiele 2001)
- Marketa Maurova: Max Brod und der Weg von Janaceks 'Jenufa' in die Welt. Radio Prag vom 22. Feb. 2004
- Tim Page, Rezension: In 'Jenufa,' Plenty of Wrongs Done Right. Washington Post, 7. Mai 2007 (Washington Nat. Opera)
- Gavin Plumley: Jenůfa (engl.; mit einem fiktiven Stammbaum)
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