Erich Kleiber

Erich Kleiber
Arturo Toscanini (rechts) wird im Mai 1930 auf dem Anhalter Bahnhof in Berlin von Erich Kleiber (links) empfangen.
Bodengedenktafel für Erich Kleiber in Wien, Kärntnerstraße

Erich Kleiber (* 5. August 1890 in Wien; † 27. Januar 1956 in Zürich) war ein österreichischer Dirigent.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Kleiber wurde in Wien als Sohn einer in ärmlichen Verhältnissen lebenden Lehrerfamilie geboren. Jugend und Studienzeit verbrachte er in Prag. Dort studierte er Philosophie und Musik. Unterbrochen wurde seine Prager Zeit durch einen längeren Aufenthalt in Wien.

Nach verschiedenen kürzeren Engagements in Prag (1911–1912), Darmstadt, Barmen-Elberfeld, Düsseldorf und Mannheim berief ihn Max von Schillings 1923 als Nachfolger von Leo Blech an die Staatsoper in Berlin, nachdem er vorher als Gastdirigent mit Fidelio beeindruckt hatte. Er blieb dort zwölf Jahre und prägte das deutsche Musikleben wie außer ihm nur noch Wilhelm Furtwängler und Richard Strauss. Neben der Pflege der Werke Beethovens und Wagners – auch der leichteren Muse war er nicht abgeneigt – brachte er Alban Bergs Wozzeck zur Uraufführung (1925) und Janáceks Oper Jenufa zur deutschen Erstaufführung. Zwischen 1923 und 1929 produzierte er über 100 Schallplatten.

1935 musste Kleiber als Verfechter der modernen Musik (Alban Berg, Ernst Krenek, Darius Milhaud und Igor Strawinsky) unter dem Druck des Hitlerregimes zurücktreten. Er emigrierte nach Kuba und später nach Argentinien (Buenos Aires). Vielen klassischen und romantischen Musikwerken verhalf er dort zur südamerikanischen Erstaufführung. Er dirigierte auch Werke südamerikanischer Komponisten. 1938 erhielt er die argentinische Ehrenstaatsbürgerschaft.

Kleiber kehrte 1950 nach Europa zurück. Er hatte angestrebt, 1951 wieder an der Berliner Staatsoper zu dirigieren, fühlte sich aber durch nicht eingehaltene Zusagen der DDR-Spitze brüskiert. Auch in West-Berlin konnte er nicht mehr Wurzeln schlagen, ein Engagement in Wien kam nicht zustande. So lebte er einige Zeit in einem Zürcher Hotel.

Erich Kleiber ist der Vater des gleichfalls bedeutenden, 1930 in Berlin geborenen, in Südamerika aufgewachsenen Dirigenten Carlos Kleiber.

Überraschend starb er in Zürich am 27. Januar 1956 an Herzschlag. Er ist begraben auf dem Zürcher Friedhof Hönggerberg (Grabnummer F81011).

Diskografie (Auswahl)

  • Orchestral Showpieces-Berliner Philharmoniker 1930–34 Telefunken Legacy 3984-28407-2 (1999)
  • Concert Recordings with the NBC Orchestra, 4 CDs 1947–48 Music And Arts
  • Wagner: Tristan und Isolde – Teatro Colon Orchestra 1948 Myto
  • The Great Conductors, 2 CDs Beethoven: Symphony No. 6 – Czech Philharmony, 1955; Mozart: Symph. No. 40 – London Philharmony, 1949; Schubert: Symphony No. 5 -NDR Orchestra, 1953; R. Strauss: „Till Eulenspiegel“ – NDR Orchestra, 1951 a.o. 1949–55 IMG-EMI
  • Beethoven: Symphonies Nos. 3, 5, 6, 7 Concertgebouw Amsterdam 1950–1953 DECCA
  • Verdi: I Vespri siciliani – Maggio Musicale Fiorentino – 1951 Urania
  • Beethoven: Symphony No. 9 – Wiener Philharmoniker 1952 DECCA
  • Tchaikovski: Symphonies Nos. 4,6- Paris Conservatorie 1953 DECCA
  • R. Strauss: Der Rosenkavalier – Wiener Philharmoniker, 3 CDs 1954 DECCA
  • Mozart: Le Nozze di Figaro – Wiener Philharmoniker, 3 CDs 1955 DECCA
  • Weber: Der Freischütz – Köln RSO, 2 CDs 1955 Koch; Capriccio
  • Beethoven: Fidelio, 2 CDs – Köln RSO 1956 Koch; Capriccio
  • Complete Decca Recordings 1949–1955 – 6 CDs DECCA

Literatur

Weblinks

 Commons: Erich Kleiber – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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