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Eine Fluggastbrücke, auch Fingerdock, Finger oder Passagierbrücke genannt (engl. passenger boarding bridge, PBB), verbindet das Passagierabfertigungsgebäude eines Flughafens mit den Kabinentüren eines geparkten Verkehrsflugzeug, damit Passagiere und Personal bequem, ohne Treppen und trockenen Fußes ein- und aussteigen können. Die Fluggastbrücke ist die eindeutig zeitsparendere Alternative zum Transfer mit dem Vorfeldbus oder dem Fußweg zum Flugzeug.
Im einfachsten Fall existiert nur eine Fluggastbrücke, die am vorderen Einstieg des Flugzeugs andockt. Es gibt aber auch Fluggastgebäude, auf denen zwei Fluggastbrücken sowohl zum vorderen als auch zum hinteren Einstieg führen. Die Anzahl der zum Flugzeug führenden Fluggastbrücken ist abhängig von der Sitzplatzzahl. Das Flugzeug soll, um die Standzeiten so gering wie möglich zu halten, möglichst schnell be- und entladen werden. Für die Boeing 747 gibt es gelegentlich auch noch eine dritte Fluggastbrücke, welche am Oberdeck eines Jumbojets andocken kann, für den Airbus A380 werden auf vielen Flughäfen ähnliche Möglichkeiten geschaffen.
Die Brücke wird von einem Flughafenangestellten, dem so genannten Brückenfahrer, bedient, der sie mit einem Joystick und häufig elektronischer Bedienhilfe an die Tür des Flugzeugs andockt. Die meisten Brücken sind dreidimensional beweglich auf einem drehbaren und in der Höhe verstellbaren Fahrwerk gelagert. Sie können somit in der Höhe, seitlich und in der Länge verstellt werden, um den verschiedenen Flugzeugtypen gerecht zu werden.
Es gibt jedoch auch Fluggastbrücken, die nur höhen- und längenverstellbar sind. Für jeden Flugzeugtypen gibt es eine eigene Markierung auf dem Vorfeld, an der das Bugrad halten muss. Sobald das Flugzeug steht, muss die feststehende Fluggastbrücke nur noch an den Flugzeugrumpf herangefahren werden und sich an die Flugzeughaut anschmiegen. Mit dieser Art von Fluggastbrücken wurden früher die teuereren, dreidimensional bewegbaren Fluggastbrückenkonstruktionen eingespart. Passagierbrücken dieser Art sind u. a. am Flughafen Helsinki-Vantaa und am Flughafen Kuching in Betrieb. Heute sind die dreidimensional bewegbaren Fluggastbrücken jedoch günstiger als die eben beschriebene Konstruktion.
Die Fluggastbrücke hat einen gepolsterten Wulst vorne unten, mit dem sie sich an die Flugzeughaut anschmiegt, sowie als Dach einen beweglichen Balg, der nach dem Andocken oben geschlossen wird und so einen wetterfesten Zugang ermöglicht. Da sich das Flugzeug beim Be- und Entladen durch die Gewichtsverlagerung der Ladung oder der Passagiere auf- oder abbewegt, sind Fluggastbrücken mit einem Höhensensor ausgestattet und passen sich automatisch der veränderten Höhe an.
Parkpositionen mit Fluggastbrücken befinden sich direkt am Gebäude, daher wird das Flugzeug mit dem Bug zum Gebäude in der sog. Bay geparkt (engl. nose-in). Es muss dann zum Abflug mit einem Flugzeugschlepper zurückgeschoben werden (engl. pushback). Es gibt auch Flughafengebäude, bei denen die Flugzeuge parallel zum Terminal stehen. Die Fluggastbrücken müssen dann entsprechend länger sein. Einige Flugsteige sind auch so ausgelegt, dass Flugzeuge schräg vorwärts am Terminalgebäude parken. Nach dem Einfahren der Fluggastbrücke vollführt das Flugzeug dann eine enge Vorwärtskurve, um sich vom Abfertigungsgebäude zu entfernen. Somit entfällt die Notwendigkeit für einen Flugzeugschlepper und Zeit wird eingespart. Nachteil dieser beiden Formen von Parkpositionen ist der viel höhere Flächenbedarf. Flughäfen, die diese Form der Fluggastbrücken nutzen, sind der Flughafen Paris-Charles-de-Gaulle (Terminal 1) und der Flughafen Köln-Bonn (Terminal 1).
Im Bereich der Billigfluggesellschaften sowie im Charterverkehr werden meist aus Zeit- und Kostengründen Gangways verwendet. Ein weiterer Grund ist die Tatsache, dass einige von Billigfluggesellschaften angeflogene Flughäfen über keine Positionen mit Fluggastbrücken verfügen.
Zusatzeinrichtungen
Fluggastbrücken bilden den flugzeugnächsten Punkt der Flughafenanlagen. Daher werden sie auch zur Unterbringung technischer Hilfssysteme benutzt:
- Erdungskabel werden mit dem Flugzeugrumpf verbunden. Sie verhindern, dass Passagiere beim Betreten der Fluggastbrücke einen Schlag bekommen, falls das Flugzeug sich in der Luft statisch aufgeladen hat.
- Eine Stromversorgung entlastet die Bordsysteme.
- Luftleitungen dienen zum Entfrosten der Flugzeuge (Trieb- und Fahrwerke) im Winter oder zur Klimatisierung im Sommer.
- Vor der Verbreitung von Mobiltelefonen wurden mitunter Telefonleitungen bereitgestellt.
- Eine Treppe erlaubt dem Bodenpersonal raschen Zugang zur Maschine, z.B. Tankwagenfahrern (um Piloten den übernommenen Kraftstoff quittieren zu lassen).
- Über Müllrutschen werden Müllsäcke abgelassen und können von Müllwagen auf dem Flugfeld aufgenommen werden.
- Viele Fluggesellschaften stellen Zeitungen/Zeitschriften bereit. Aus praktischen Gründen (Belieferung gemeinsam mit den Zeitungsläden im Flughafen) werden diese meist im Kopf der Fluggastbrücken gelagert und dort an die Passagiere verteilt.
Verfahren
Eine Fluggastbrücke ist eine Maschine, die bei falscher Benutzung Menschen gefährden kann. Die Benutzung wird deshalb teilweise durch nationale Vorschriften, teilweise durch international standardisierte Verfahren geregelt. Ein typischer Ablauf ist:
- Nach dem Signal des Einweisers an den Piloten zum Abstellen der Triebwerke gibt der Einweiser per Handzeichen die Fluggastbrücke frei.
- Erst jetzt darf der Fahrer den gesicherten Bereich mit der Fluggastbrücke verlassen und andocken.
- Durch Klopfen gegen das Bullauge signalisiert der Fahrer dem Bordpersonal, dass die Brücke sicher angedockt ist und die Tür geöffnet werden darf. Dies soll verhindern, dass durch vorzeitiges Öffnen der Tür Personen von nachdrängenden Passagieren herausgedrückt werden und in den Spalt zwischen Flugzeug und Fluggastbrücke fallen.
- Der Fahrer signalisiert dem Sicherheitspersonal am Gate, die Türen für ankommende Passagiere zu öffnen (persönlich, telefonisch oder über einen Summer).
- Die Fluggastbrücke dient jetzt nur zum Verlassen der Maschine.
- Nach dem Aussteigen der Passagiere kann die Brücke in beiden Richtungen benutzt werden (z.B. zum Wechsel der Crew).
- Nachdem die Besatzung Bereitschaft zum Boarding meldet, werden die Türen am Gate für abfliegende Passagiere geöffnet.
- Nach dem Boarding bestätigt die Besatzung die Bereitschaft zum Start.
- Der Fahrer fährt die Fluggastbrücke zurück in den gesicherten Bereich und sichert sie (z.B. durch eine Kette) gegen Herabstürzen von Personen. Erst nach seiner Freigabe darf der Einweiser eine Bewegung der Maschine erlauben.
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