John Graves Simcoe

John Graves Simcoe
John Graves Simcoe

John Graves Simcoe (* 25. Februar 1752 in Cotterstock, Großbritannien; † 26. Oktober 1806 in Exeter) war von 1791 bis 1796 der erste Vizegouverneur von Oberkanada (Upper Canada), was etwa dem südlichen Teil der heutigen Provinz Süd-Ontario entspricht.

Er gründete die Stadt York, das heutige Toronto, und spielte eine wesentliche Rolle bei der Einführung britischer Institutionen in seiner Provinz, wie z. B. das Gerichtswesen und das Schwurgerichtsverfahren, außerdem bei der Abschaffung der Sklaverei, lange bevor sie im Britischen Empire verschwand.

Leben

Simcoe wurde 1752 in Cotterstock in Großbritannien geboren. Im Jahr 1770, nach seinem Universitätsabschluss in Eton und Oxford trat er in die britische Armee ein.

Er erwarb sein Offizierspatent im 35. Infanterieregiment und wurde nach Nordamerika nach Boston versetzt, um dort in der amerikanischen Revolution zu kämpfen. Simcoe war einer der erfolgreichsten Kommandeure während des Krieges und wurde zum Oberstleutnant befördert. Im Verlauf des Krieges wurde er dreimal verwundet und geriet schließlich im Jahr 1779 in Gefangenschaft. Zwei Jahre später kehrte er nach Großbritannien zurück.

Durch das Verfassungsgesetz von 1791 wurde die „Provinz Oberkanada“ gegründet. Dieses Gesetz legte fest, dass die Provinzregierung aus dem Vizegouverneur, einem ernannten Exekutivrat (executive council) und einem gewählten Gesetzgebungsrat (legislative council) bestehen sollte. Simcoe wurde als Vizegouverneur ausgewählt und zog mit seiner Frau Elizabeth und der Tochter Sophia noch im gleichen Jahr zuerst nach Québec, im Frühjahr 1792 dann nach Kingston and dann Newark, das heutige Niagara-on-the-Lake.

Simcoe bemühte sich als erstes um die Einsetzung einer funktionierenden Provinzverwaltung. Am 17. September 1792 tagte in Newark zum ersten Mal der neunköpfige Gesetzgebungsrat und der sechzehnköpfige Gesetzgebungsausschuss (legislative assembly). Simcoe schlug sehr bald vor, die Hauptstadt weg von der gefährlichen US-Grenze mehr in die sichere Mitte der Halbinsel zwischen Eriesee und Huronsee zu verlegen. Er nannte den vorgesehenen Ort für die neue Hauptstadt London und den Fluss durch Stadt entsprechend Thames River (Themse).

Der Generalgouverneur Guy Carleton, 1. Baron Dorchester stimmte Simcoes Vorschlag jedoch nicht zu, aber akzeptierte Simcoes zweiten Vorschlag, Toronto. 1793 verlegte Simcoe die Hauptstadt nach dort und nannte sie York, nach Frederick, dem Duke of York, zweitem Sohn von König Georg III.

Als ehemaliger Militärführer sah Simcoe nach der Gründung von York eine seiner Hauptaufgaben darin, die Stadt über Militärstraßen mit verschiedenen größeren Städten Oberkanadas zu verbinden. Diese Straßen erwiesen sich als wegweisend für Handel und Besiedlung, öffneten sie doch den Zugang zu weiten Gebieten in der südlichen Provinz Ontario:

  • Die Kingston Road führte in östlicher Richtung entlang des Nordufers des Ontariosees über eine Strecke von 260 km nach Kingston.
  • Die Dundas Road führte vom Ontariosee nach Norden, später westwärts nach Hamilton über eine ähnliche Entfernung, mit einer geplanten Fortführung bis London (Ontario).
  • Die Yonge Street führte vom Seeufer direkt in York nördlich bis zum Lake Simcoe (damals: Lake Toronto) und wurde zwischen 1793 und 1796 mehrmals bis auf eine Strecke von 1.200 km verlängert, eine der längsten Straßen der Erde.

Simcoes wichtigste Leistung war die Einschränkung der Sklaverei. Seinem ursprünglichen Plan einer völligen Abschaffung widersprach die gesetzgebende Versammlung, stimmte aber schließlich seinem Kompromissvorschlag zu. Danach galt, dass keine neuen Sklaven in die Provinz Upper Canada gebracht werden durften, und dass die Kinder von Sklavinnen mit dem 25. Lebensjahr frei gelassen wurden. Dies führte dazu, dass die Sklaverei in Upper Canada mit dem Jahr 1810 faktisch beendet war. Im Jahr 1833 wurde die Sklaverei schließlich überall auf britischem Besitz per Gesetz abgeschafft.

Im Juli 1796 zwang seine angegriffene Gesundheit Simcoe zur Rückkehr nach Großbritannien. Im Jahr 1798 legte er offiziell seinen Posten in Upper Canada nieder. Später war er kurze Zeit Gouverneur von St. Domingo (Haiti) und Kommandeur des Western District in Großbritannien. Er starb am 26. Oktober 1806 und wurde in Wolford Chapel auf dem Familiengut in Exeter beigesetzt.

Neben dem Lake Simcoe wurde auch die Stadt Simcoe im südwestlichen Ontario nach ihm benannt. Daneben gibt es in der Provinz den Simcoe Day, einen Gedenktag zu seinen Ehren am ersten Montag im August.

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