- John McTaggart
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John McTaggart Ellis McTaggart (* 3. September 1866 in London; † 18. Januar 1925 ebenda) war ein englischer Philosoph.
Inhaltsverzeichnis
Biografie
Seine Eltern hatten Francis und Caroline Ellis geheißen. Infolge einer Erbschaftsklausel des mütterlichen Großonkels Sir John McTaggart führten die Eltern den zusätzlichen Nachnamen McTaggart, so dass der offizielle Familienname Ellis McTaggart lautete. Da der Sohn den Vornamen John McTaggart erhielt, kam es zu diesem vollständigen Namen: John McTaggart Ellis McTaggart (hier abgekürzt mit McTaggart).
Von 1882 bis 1885 besuchte McTaggart das Clifton College in Bristol und von 1885 bis 1888 das Trinity College in Cambridge. 1888 erwarb er den B.A. und 1892 den M.A. Cambridge, wo er von 1897 bis 1922 als Dozent lehrte.
Wirkung
McTaggart, ein Freund und Lehrer von Bertrand Russell, brachte durch sein umfangreiches Werk die Philosophie von Hegel in den englischsprachigen Raum ein. Folglich wird McTaggart dem Neuhegelianismus zugerechnet. Für die deutsche Zeitphilosophie erzielte sein Artikel The Unreality of Time aus dem Jahr 1908 eine grundlegende und bis heute anhaltende Wirkung: In seiner Dissertation aus dem Jahr 1971 geht Peter Bieri von McTaggarts Irrealitätsbeweis der Zeit aus, um die Problematik von Realität, Objektivität und Subjektivität der Zeit zu analysieren. Erstmals um 1980 bezieht sich der deutsche Philosoph Peter Rohs - ohne eine erkennbare Nennung von Bieri - in seinen Werken ausdrücklich auf McTaggart und dessen A-Reihe (A-series) und B-Reihe (B-series) der Zeit.
In der A-Reihe unterscheidet McTaggart zwischen vergangen, gegenwärtig und zukünftig. Die B-Reihe reduziert er auf die beiden Kategorien früher und später. Also kann ein Ereignis X – auf die A-Reihe bezogen – in der Vergangenheit liegen, in der Gegenwart gerade passieren oder für die Zukunft erwartet werden. Die B-Reihe dagegen verzichtet auf eine diskussionswürdige Definition von Gegenwart und führt dagegen eine Relation von Ereignissen ein. Dadurch lassen sich, so McTaggart, zwei Ereignisse miteinander vergleichen und – auf die B-Reihe bezogen – ihre Zeitpunkte benennen: ein Ereignis X war früher als ein Ereignis Y bzw. Y war später als X.
Für die B-Reihe gibt es ein einfaches Beispiel: Der Buchdruck (X) entstand früher als Wikipedia (Y). Und Wikipedia entstand später als der Buchdruck.
Zitate
- Horst Völz schreibt in seinen Betrachtungen zur Subjektivität der Vergangenheit:
Landläufig wird angenommen, dass die Zeit exakt messbar ist. Doch eigentlich gibt es nicht einmal ein Objekt "Zeit", dessen Ausprägungen zu messen wären. Für die physikalisch-technische Zeit werden eigentlich nur Takte gezählt. Daher ist zur Steigerung der Messgenauigkeit die Taktfrequenz immer höher zu wählen.
- Ekkehard Peik, Physiker und Leiter des Fachbereichs Zeit und Frequenz (Physikalisch-Technische Bundesanstalt Braunschweig), antwortet anlässlich der Zeitumstellung am 28. Oktober 2007 auf die Frage nach dem Warum der Zeit:
Der amerikanische Physiker John A. Wheeler hat gesagt: "Zeit ist, was verhindert, dass alles auf einmal passiert!" Die Zeit ist diejenige physikalische Größe, die die Ereignisse voneinander trennt. Sie ist dafür verantwortlich, dass es vom Urknall bis heute eine Entwicklung gibt.
Siehe auch
Das Werk über die Irrealität der Zeit erschien vor hundert Jahren. Um die Lektüre des Gliederungspunktes Wirkung möglichst ablenkungsfrei zu halten, erscheinen interne Links erst an dieser Stelle:
Werke (Auswahl)
- Studies in the Hegelian Dialectic. The University Press, Cambridge 1886.
- Studies in the Hegelian Cosmology. The University Press, Cambridge 1891.
- The Unreality of Time. In: Mind. A Quarterly Review of Psychology and Philosophy 17/1908, S. 457-474. (Deutsche Übersetzung: Die Irrealität der Zeit. In: Walther Ch. Zimmerli u. Mike Sandbothe: Klassiker der modernen Zeitphilosophie. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1993, S. 67-86).
- The Nature of Existence. The University Press, Cambridge 1921-1927.
Literatur zur Irrealität der Zeit
- Peter Bieri: Zeit und Zeiterfahrung. Exposition eines Problembereichs. (Dissertation aus 1971). Suhrkamp, Frankfurt am Main 1972.
- Michael Dummett: Mc Taggarts Beweis für die Irrealität der Zeit: Eine Verteidigung (1960). In: Walther Ch. Zimmerli u. Mike Sandbothe: Klassiker der modernen Zeitphilosophie. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1993, S. 120-126.
- Peter Rohs: Die Zeit des Handelns. Eine Untersuchung zur Handlungs- und Normentheorie. Verlag Anton Hain Meisenheim, Königstein im Taunus 1980.
Personendaten NAME McTaggart, John McTaggart Ellis KURZBESCHREIBUNG englischer Philosoph GEBURTSDATUM 3. September 1866 GEBURTSORT London, Großbritannien STERBEDATUM 18. Januar 1925 STERBEORT London, Großbritannien
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