Josef Nesvadba

Josef Nesvadba

Josef Nesvadba (* 19. Juni 1926 in Prag; † 26. April 2005 ebenda) war ein tschechischer Schriftsteller, Übersetzer und Psychiater.

Er studierte Medizin und Philosophie an der Karlsuniversität und spezialisierte sich auf die Psychiatrie. Ab 1956 arbeitete er als Psychotherapeut an der Prager Universitätsklinik, das Schreiben betrieb er immer nebenbei. Nach dem Prager Frühling musste er vor den Nachstellungen der neuen Staatsführung ins österreichische Exil gehen, konnte aber später wieder nach Prag zurückkehren. Sein Roman Geheimbericht aus Prag durfte 1968 nicht erscheinen und wurde erst 1978 in einer stark verstümmelten Version (als Kriminalroman) publiziert. Der unzensierte Text kam erst 1991 heraus und erregte in Tschechien als Schlüsselroman einer politischen Epoche Aufsehen.

Nesvadba fing mit Übersetzungen englischer Lyrik an und wurde vor allem durch seine Science-Fiction-Romane bekannt. Er galt neben Ondřej Neff als einer der bedeutendsten Science-Fiction-Autoren des Landes und schrieb auch Schauspiele, Krimis, Kurzgeschichten und Drehbücher sowie eine Parodie auf Erich von Däniken.

Einige seiner Texte wurden verfilmt, unter anderem von Juraj Herz die Erzählung Vampir Ltd. (unter dem Titel Der Autovampir). Darin geht es um ein Auto, das mit dem Blut seines Fahrers betrieben wird.

In den 90er Jahren wandte sich Nesvadba vermehrt psychologischen Romanen zu. Sein letztes Werk war Die Hölle Beneš (Peklo Beneš); die Memoiren, an denen er arbeitete, blieben unvollendet.

Inhaltsverzeichnis

Werke

  • Vampir Ltd. (Upír ltd.)
  • Zärtliche Apokalypse (Hledám za manžela muže. Druhé tisiletí neskončí, wörtlich etwa Ich suche einen Mann als Gatten. Das zweite Jahrtausend findet kein Ende) dt. 1990
  • Die Erfindung gegen sich selbst (dt. 1962)
  • Die absolute Maschine (dt. 1966)
  • Wie Kapitän Nemo starb (dt. 1968)
  • Einsteins Gehirn (dt. 1975) (Einsteinův mozek)
  • Geheimbericht aus Prag (dt. 1994)

Verfilmungen

Literarische Vorlage

Drehbuch

  • 1970: Ich habe Einstein umgebracht (Zabil jsem Einsteina panove)
  • 1973: Fräulein Golem (Slecna golem)

Kritik

  • Karl v. Wetzky über Zärtliche Apokalypse: "Auch in seinem letzten Roman bleibt Doktor Josef Nesvadba so wie er gewesen war, seitdem er seinen Idioten aus Xeenemünde geschrieben hat: Ein bißchen ironisch, leicht unverständlch, faszinierend. Und dazu greift er diesmal philosophsch tief. Sollte einmal eine Fakultät der Science Fiction eröffnet werden, gebührt dem Prager Pyschiater sicher der Grad des Dekans." "Wir erleben eine Alptraumwelt, wo die Liebe ihre Träger und Opfer vernichtet. Der Dritte Weltkrieg regiert, wo Penis und Vagina nicht Werkzeuge des Liebesverlangens sind, sondern als Kampfmittel die Schlachtfelder eines gigantischen planetären Beilagerkonflikts beherrschen; ein Kampf aller gegen alle... so läßt uns Doktor Josef Nesvadba einem solchen Experiment beiwohnen, Er tut es so, wie nur er es kann: unverblümt brutal, sehr spannend, dabei erstaunlich zart und keusch."[1]

Quellen

  1. Vgl. Das Science Fiction Jahr 1992, hrsg. von Wolfgang Jeschke, Wilhelm Heyne Verlag München, ISBN 3-453-05379-6, S. 810, 812.

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