José Celestino da Silva

José Celestino da Silva
José Celestino da Silva

José Celestino da Silva (* 6. Januar 1849 in Vilar de Nantes, Portugal; † 10. Februar 1911 in Lissabon, Portugal)[1] war ein portugiesischer Offizier und Kolonialverwalter. Zwischen 1894 und 1908 war er Gouverneur der Kolonie Portugiesisch-Timor. Zudem war er Mitarbeiter der Revista Militar und Redakteur bei Universal, dem Parteiblatt der portugiesischen Regenerationspartei (Regeneradores).

Inhaltsverzeichnis

Leben

Aufstände und Offensiven in Portugiesisch-Timor 1894 bis 1910

Bis 1865 war Silva an der Heeresschule, die er als Klassenbester abschloss. 1869 erhielt er den Rang eines Fähnrichs, 1875 wurde er zum Oberleutnant befördert und 1883 zum Hauptmann. Damals diente er bei der 2. Kavallerie von Lanceiros. Als Fähnrich war ihm damals Prinz Carlos zugeteilt, der spätere König Carlos I. von Portugal. Aus diesem Verhältnis entstand eine Freundschaft. 1894 wurde Silva Major und Gouverneur von Portugiesisch-Timor. Unter ihm wurde die Herrschaft der Kolonialmacht gefestigt. Mit mehreren einheimischen Kleinkönigen (Liurai) wurden Verträge über ihren Vasallenstatus abgeschlossen und in drei Offensiven zwischen 1895 und 1900 aufständische Reiche niedergezwungen. Trotzdem musste er in den folgenden Jahren weitere Rebellionen niederschlagen. Insgesamt führte Silva mehr als 20 Militäraktionen in seiner Amtszeit als Gouverneur durch.[2] Für seine militärischen Leistungen wurde er mehrfach ausgezeichnet. 1898 wurde er zum Oberstleutnant befördert und schließlich 1904 Oberst.

Aus Sicht Celestino da Silvas konnten zukünftige Kriege nur verhindert werden, wenn Militär, zivile Beamte und auch die Missionare gute Arbeit leisten würden. Er gründete daher in verschiedenen Teilen der Kolonie Schulen, in denen der Bevölkerung Grundlagen der Landwirtschaft beigebracht wurde, um diese beim Kaffeeanbau für den Export anzuwenden. Silva richtete eine regelmäßige Schiffsverbindung nach Macau ein und ließ ein Telefonnetz in der Kolonie errichten. Zudem wurden neue Märkte gegründet. Unter Silva wurde die bisher in Naturalien erhobene Steuer der Distrikte zu einer Kopfsteuer geändert.

Allerdings nutzte Silva sein Amt als Gouverneur auch, um sich selbst zu bereichern, sowohl auf Kosten des portugiesischen Staates, als auch auf Kosten der timoresischen Einwohner. Er war an fast allen privaten Plantagengesellschaften, die erstmals in seiner Regierungszeit entstanden, beteiligt oder ihr Besitzer. Diese wurden durch den Gouverneur illegal mit timoresischen Zwangsarbeitern versorgt. Die Gesellschaft, die zuletzt weitgehende Monopole in der Kolonie hatte, die Sociedade Agricola Patria e Trabalho (SAPT), war noch in den 1930ern weitgehend im Besitz der Nachkommen Silvas. Auch nutzte er die Verwaltung für eigene Zwecke. Einige Historiker sind der Meinung, Silva regierte Portugiesisch-Timor als wäre es sein Privateigentum gewesen. Zeitgenössische Kritiker nannten ihn spöttisch den „König von Timor“.[3] Andere sind der Meinung, dass Portugal ohne ihn und den von ihm eingeführten Reformen seine Kolonie verloren hätte.

Erst als Silvas Freund König Carlos I. 1908 einem Attentat zum Opfer fiel, sollte der Gouverneur abberufen werden. Man befürchtete, dass Silva nicht freiwillig seinen Posten räumen würde, weswegen Silvas Nachfolger Eduardo Augusto Marques vom Generaldirektor für Übersee, Hauptmann Gonçalo Pereira Pimenta de Castro begleitet wurde, der im Notfall Silva verhaften sollte. Dieser hatte aber aus gesundheitlichen Gründen inzwischen Hauptmann Jaime Viera da Rocha als amtsführenden Gouverneur eingesetzt und war mit seiner Frau nach Australien gereist. Als Silva nach Dili zurückkehrte, bot er Marques sogar seine Hilfe an, da Castros Vater General Joaquim Pimenta de Castro ein Freund von Silva war. Auf der Heimreise starb die erkrankte Ehefrau von Silva. Nach Silvas Rückkehr nach Portugal musste er sich nie für die von verschiedenen Seiten erhobenen Vorwürfe verantworten. Er wurde Kommandeur des Regiments der 7. Kavallerie in Almeida. 1910 wurde Silva, nach Ausrufung der Republik, im Dienstgrad eines Generals, auf eigenen Wunsch in den Ruhestand versetzt. Ein Jahr später starb José Celestino da Silva.

Auszeichnungen

Silva war Ordensritter von Avis und Träger des Turm- und Schwertordens. Für seine Leistungen auf Timor wurde er mit der Medaille in Gold für militärische Verdienste und der Goldmedaille der Königin Amélia ausgezeichnet. Die Straße Rua General José Celestino da Silva in Lissabon ist nach dem Gouverneur benannt.[4] In der Zeit des Estado Novo wurde der Ort Hatulia auf Portugiesisch-Timor in Vila Celestino, beziehungsweise Vila Celestino da Silva umbenannt.

Familie

Silva war verheiratet mit Amélia Coelho de Montalvão. Seine Frau starb auf der Rückreise von Timor. Sie hatten zwei Söhne und vier Töchter: Júlio Celestino de Montalvão e Silva (* 1873), Maria Alda Montalvão Santos Silva (* 1877), Leopoldina Augusta de Montalvão e Silva José da Rocha Carvalho, Adozinda Montalvão e Silva (* 1878), Manuel Celestino Montalvão e Silva (* 1879) und Alcina da Conceição de Montalvão e Silva.[1]

Belege

Einzelnachweise

  1. a b GeneAll.net
  2. Frédéric Durand: Three centuries of violence and struggle in East Timor (1726-2008), Online Encyclodpedia of Mass Violence
  3. W.G. Clarence-Smith: Planters and small holders in Portuguese Timor in the nineteenth and twentieth centuries, East Timor Agriculture Network and Virtual Library, London, März 1992
  4. Codigo Postal

Literatur

  • Grande Enciclopédia Portuguesa e Brasileira Esteves Pereira/Guilherme Rodrigues: Portugal: Diccionario Historico Chorographico, Biographico, Bibliographico, Heraldico, Numismatico e Artistico, Vol. VII, Lisboa 1915 Zola: Quartorze Annos de Timor, Dili 1909.

Weblinks


Vorgänger Amt Nachfolger
Porfírio Zeferino de Sousa Gouverneur von Portugiesisch-Timor
1894–1908
Jaime Viera da Rocha

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