Bad Zurzach

Bad Zurzach
Bad Zurzach
Wappen von Bad Zurzach
Basisdaten
Staat: Schweiz
Kanton: Aargau
Bezirk: Zurzachw
Gemeindenummer: 4323i1f3f4
Postleitzahl: 5330
Koordinaten: (664377 / 271107)47.5874978.294447341Koordinaten: 47° 35′ 15″ N, 8° 17′ 40″ O; CH1903: (664377 / 271107)
Höhe: 341 m ü. M.
Fläche: 6.52 km²
Einwohner: 4161 (31. Dezember 2010)[1]
Website: www.badzurzach.ch
Thermalbad mit Turmhotel

Thermalbad mit Turmhotel

Karte
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Über dieses Bild
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Bad Zurzach (bis 1. Dezember 2006 offiziell: Zurzach, schweizerdeutsch: ˈtsʊr.tsɑχ, Kurzform: ˈtsʊr.tsi)[2] ist eine Einwohnergemeinde im Schweizer Kanton Aargau und der Hauptort des Bezirks Zurzach im Nordosten des Kantons. Der Ort liegt am Hochrhein an der Grenze zu Deutschland, ist vor allem für sein Thermalbad bekannt und deshalb eine beliebte Touristendestination.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Das Siedlungsgebiet erstreckt sich in der knapp 500 Meter breiten Flussebene, von Nordwesten nach Südosten über eine Länge von mehr als zwei Kilometern. Nahe dem Ortszentrum biegt der in nordwestliche Richtung fliessende Rhein nach Norden ab. An dieser Stelle weitet sich die Ebene auf eine Breite von eineinhalb Kilometern aus. Das historische Ortszentrum liegt am Eingang eines Tals, das zwei Hügel des Tafeljuras voneinander trennt. Im Nordwesten erhebt sich der Achenberg (535 m ü. M.), im Südosten das Hörndli (521 m ü. M.). Beide Hügel weisen sehr steile Flanken auf und gehen in ein weitläufiges Hochplateau über. Rund zwei Kilometer nördlich des Zentrums liegt am Rheinufer der Weiler Barz (321 m ü. M.), etwas mehr als ein Kilometer westlich der Weiler Acheberg (513 m ü. M.).[3]

Die Fläche des Gemeindegebiets beträgt 652 Hektaren, davon sind 278 Hektaren bewaldet und 182 Hektaren überbaut. Der höchste Punkt liegt auf 521 Metern auf dem Achenberg-Plateau, der tiefste auf 318 Metern am Rhein.

Nachbargemeinden sind Küssaberg im Norden, Rekingen im Osten, Tegerfelden im Süden, Döttingen im Südwesten, Klingnau im Westen und Rietheim im Nordwesten.

Geschichte

Funde beweisen, dass die Gegend von Zurzach bereits um 3000 v. Chr. besiedelt war, also während der Jungsteinzeit. Weitere Funde stammen aus der Bronzezeit (1200 v. Chr.). Um 400 v. Chr. entstand eine keltische Siedlung namens Tenedo. Nach der Niederlage des keltischen Stammes der Helvetier gegen die Truppen von Julius Caesar bei Bibracte (58 v. Chr.) waren die Römer die neuen Herrscher. Tenedo entwickelte sich zu einem wichtigen Stützpunkt in der Nähe des Legionslagers Vindonissa. Es entstanden eine Brücke über den Rhein, nach Rheinheim und Dangstetten, eine Wehranlage (Kastell, und später Doppelkastell) und eine beachtliche Siedlung.Die Römer gaben Tenedo im Jahr 401 auf, als sie sich über die Alpen zurückzogen.

Zurzach vom südlichen Acheberg aus gesehen
Salzbohrtürme (Salinen)

Eine bedeutende Rolle für die Entwicklung Zurzachs hatte die Verehrung der Heiligen Verena. Der Legende nach stammt sie aus Theben in Ägypten. Sie kam auf ihren Reisen in das Gebiet der heutigen Schweiz, wo sie als Christin verfolgt wurde. Nachdem sie in Solothurn (Salodurum) zuerst eingekerkert und später freigelassen worden war, zog sie weiter flussabwärts nach Tenedo. Dort pflegte sie bis zu ihrem Tod im Jahr 344 die Armen und Kranken. Über ihrem Grab wurde im 10.Jahrhundert eine Kirche errichtet, die sich zu einem bedeutenden Wallfahrtsort entwickelte.Im Jahr 830 ist ein Doppelkloster der Benediktiner bezeugt.Kaiser Karl III. (Ostfrankenreich) verlieh das Klösterchen seiner Gemahlin (†888).Das Benediktiner Chorherrenstift St.Verena bestand bis zur Auflösung am 17.Mai 1876.Letzter Chorherr war der Chronist von Zurzach, Johann Huber (1812–1879) aus Hägglingen. Die Stiftskirche (Verenamünster) brannte 1294 ab und wurde 1347 im Stil der Gotik neu errichtet, dreischiffig über der Krypta mit dem Sarkophag der heiligen Verena.

Die erste urkundliche Erwähnung von Zuriaca erfolgte im Jahr 830. Der Ortsname stammt aus dem spätlateinischen (praedium) Ortiacum und bedeutet «dem Ortius gehörendes Landgut».[2] 888 gingen Zurzach und die Wallfahrtskirche in den Besitz des Klosters Reichenau über. Dieses wiederum musste den Ort 1279 wegen finanzieller Probleme an das Bistum Konstanz weiterverkaufen. Im Mittelalter entwickelte sich Zurzach zu einem bedeutenden Messeort.

1415 eroberten die Eidgenossen den Aargau und Zurzach gehörte nun zur Grafschaft Baden, einer Gemeinen Herrschaft. Die Bedeutung der Messe nahm in der Folge sogar noch zu: Händler aus der ganzen Eidgenossenschaft, aus Süddeutschland und sogar aus den Niederlanden und Polen kamen nach Zurzach, um ihre Waren anzupreisen. Höhepunkt war jeweils der Verenatag am 1. September. Die Händler profitierten vom Zollfreistatus des Marktfleckens und der günstigen Lage in der Nähe der Mündung der Aare in den Rhein.

Im Jahr 1798 marschierten die Franzosen in die Schweiz ein. Unter ihrem Druck wurde im März 1798 die Helvetische Republik ausgerufen. Zurzach wurde Distrikthauptort im Kanton Baden. Seit der Gründung des Kantons Aargau im Jahr 1803 ist Zurzach Bezirkshauptort. Die Messe verlor im Laufe des 19. Jahrhunderts immer mehr an Bedeutung; 1855 fand die letzte Ledermesse statt. Da seit der Reformation von 1529 auch die Wallfahrten markant zurückgegangen waren, drohte Zurzach in die Bedeutungslosigkeit abzusinken.

Doch 1872 wurde die erste Textilfabrik durch Jakob Zuberbühler gebaut, am 1. August 1876 die Bahnstrecke Winterthur–Bülach–Koblenz eröffnet, 1907 die heute noch bestehende Brücke über den Rhein errichtet. 1914 entdeckte man bei Zurzach ein unterirdisches Salzlager, das mit Salinen ausgebeutet wurde. Die Schweizerische Sodafabrik (heute Solvay) liess sich hier nieder und entwickelte sich über die Jahrzehnte zu einem international tätigen Chemiekonzern. Bei den Salzbohrungen entdeckte man auch eine Thermalquelle, die aber zunächst wieder zubetoniert wurde.

Erst vierzig Jahre später ging man daran, Kapital aus dem heissen Heilwasser zu schlagen. Am 5. September 1955 wurde die Quelle erneut angebohrt und die ersten Kurgäste kamen nach Zurzach. Ab 1957 füllte man das mineralhaltige Wasser auch in Flaschen ab. Zurzach entwickelte sich zu einem der bedeutendsten Thermalkurorte der Schweiz. 1973 wurde eine Rheuma- und Rehabilitationsklinik eröffnet, 1991 ein Fortbildungszentrum für Physio- und Ergotherapie.

Am 21. Mai 2006 stimmten die Stimmberechtigten einer Namensänderung der Gemeinde an der Urne zu. Die Gemeinde nannte sich ab 1. August 2006 Bad Zurzach, obwohl die offiziellen Genehmigungen des Bundes erst am 1. Dezember 2006 Rechtskraft erlangten. Die Namensänderung war bereits 1994 in einer Gemeindeversammlung angenommen worden, wurde danach aber in einem Referendum an der Urne abgelehnt.

Sehenswürdigkeiten

Fassade des Verenamünsters
  • Ortszentrum: Obwohl Zurzach nie das Stadtrecht besass, verleihen die geschlossenen Häuserzeilen im Zentrum dem Ort ein kleinstädtisches Gepräge. Die zahlreichen Messehäuser erinnern an die grossen internationalen Märkte, die bis 1855 hier stattfanden.
  • Das Verenamünster war im Mittelalter ein wichtiges Wallfahrtszentrum und dient seit 1876 als katholische Pfarrkirche.
  • Obere Kirche: 1517 erbaute, spätgotische Kirche; 1763 im Rokoko-Stil umgebaut; dient seit 1944 als Konzertsaal; Dauerausstellung mit Werken des Malers Pieter van de Cuylen.
  • Reformierte Kirche: 1716 erbaute Barockkirche
  • Schloss Zurzach: Ende des 19. Jahrhunderts erbaute herrschaftliche Villa "Himmelrych" des Industriellen Jakob Zuberbühler; Ausstellung des deutschen Malers August Deusser; bedeutende Uhrensammlung.
  • Kastellruinen auf dem "Buck"
  • Bezirksmuseum Höfli: in ehem. Chorherrenhaus; Ausstellung zur römischen und frühmittelalterlichen Geschichte der Region.
  • Restaurierte Barzmühle
  • Restauriertes Messehaus Zur Engelburg (1577)
  • Derzeit Aufbau eines Bohrturm-Museums

Wappen

Die Blasonierung des Gemeindewappens lautet: «In Weiss der schwarze gotische Buchstabe Z.» In dieser Form war das Wappen erstmals auf dem Siegel von 1612 abgebildet. 1702 tauchte erstmals eine Version mit weiss-grün gespaltenem Schild auf, die gleichberechtigt neben dem ungeteilten weissen Wappen existierte. Schliesslich entschied sich der Gemeinderat 1973 für die weisse Version. Die grün-weiss gespaltene Version wird seither als Bezirkswappen verwendet.[4]

Bevölkerung

Bevölkerungsentwicklung:[5]

Jahr 1900 1930 1950 1960 1970 1980 1990 2000
Einwohner 1287 1849 2401 2694 3098 3068 3594 3899

Am 31. Dezember 2010 lebten 4161 Menschen in Zurzach, der Ausländeranteil betrug 35,3 %. Bei der Volkszählung 2000 waren 44,4 % römisch-katholisch, 29,5 % reformiert, 3,1 % christlich-orthodox und 7.9 % muslimisch; 1,4 % gehörten anderen Glaubensrichtungen an. 82,9 % bezeichneten Deutsch als ihre Hauptsprache, 3,3 % Serbokroatisch, 3,2 % Italienisch, 2,7 % Albanisch, 2,0 % Portugiesisch, 1,6 % Türkisch, 0,7 % Englisch.[6]

Politik und Recht

Die Versammlung der Stimmberechtigten, die Gemeindeversammlung, übt die Legislativgewalt aus. Ausführende Behörde ist der fünfköpfige Gemeinderat. Seine Amtsdauer beträgt vier Jahre und er wird im Majorzverfahren (Mehrheitswahlverfahren) vom Volk gewählt. Er führt und repräsentiert die Gemeinde. Dazu vollzieht er die Beschlüsse der Gemeindeversammlung und die Aufgaben, die ihm von Kanton und Bund zugeteilt wurden.

Für Rechtsstreitigkeiten ist das Bezirksgericht Zurzach zuständig. Auf kommunaler Ebene gibt es einen Friedensrichter, der auch für die Gemeinden Baldingen, Böbikon, Endingen, Mellikon, Rekingen, Rietheim, Tegerfelden und Unterendingen verantwortlich ist.

Wirtschaft

In Zurzach gibt es gemäss Betriebszählung 2005 rund 2800 Arbeitsplätze, davon 1 % in der Landwirtschaft, 18 % in der Industrie und 81 % im Dienstleistungssektor.[7] Der Hauptfaktor des wirtschaftlichen Geschehens ist das Thermalbad. Das 40°C warme, salzhaltige Wasser wird aus einer Tiefe von 1000 Metern hochgepumpt. Die moderne Badanlage, zahlreiche Hotels und eine Rehabilitationsklinik machen Zurzach zu einem bedeutenden Touristenort. Das Wasser wird auch in Flaschen abgefüllt und in der ganzen Schweiz als Mineralwasser vertrieben. Weitere wichtige Arbeitgeber sind der weltweit tätige Chemiekonzern Solvay, der Unterwäschehersteller Triumph International und das Transport- und Logistikunternehmen Indermühle.

Verkehr

Zurzach liegt an der Hauptstrasse 7 zwischen Basel und Winterthur. Der West-Ost-Durchgangsverkehr zwängte sich bis vor wenigen Jahren durch das historische Ortszentrum. Heute jedoch sorgt ein Tunnel dem Rhein entlang für Entlastung. Die Süd-Nord Verkehrsachse über den Zurziberg und die Rheinbrücke Zurzach–Rheinheim nach Deutschland führt immer noch durch den Flecken und wartet weiterhin auf eine Lösung.

Züge der SBB verkehren nach Baden, Waldshut und Winterthur; in Waldshut besteht Anschluss an die DB-Schnellzüge nach Basel. Eine Postautolinien führt nach Brugg, eine Buslinie der Gesellschaft Regionalbus Zurzach nach Baldingen und eine Südbadenbus-Linie nach Tiengen. In Zurzach selbst verbindet ein Gratisbus die Quartiere mit dem Zentrum und mit Rietheim.

Bildung

In Zurzach werden in vier Schulhäusern alle Stufen der obligatorischen Volksschule (Primarschule, Realschule, Sekundarschule und Bezirksschule) unterrichtet. Die nächstgelegenen Kantonsschulen (Gymnasien) befinden sich in Baden und Wettingen.

Brauchtum

In Zurzach werden die Fasnachtsbräuche am Aschermittwoch seit Jahrhunderten gepflegt. Es sind dies die «Lätschete» und der «Attirüedi».

Persönlichkeiten

Literatur

  • Albert und Hans Rudolf Sennhauser und Alfred Huber (Hrsg.), Geschichte des Fleckens Zurzach, 2004 ISBN 3-9522575-2-4
  • Edward Attenhofer, Schweizer Heimatbücher Nr. 180 Zurzach, 1976 Verlag Paul Haupt, Bern
  • R. Laur-Belart, H. R. Sennhauser, E. Attenhofer, A. Reinle und W. Edelmann, Aargauische Heimatführer Band 6, Zurzach, 1960, Verlag Volksblatt und H. R. Sauerländer & Co. Aarau

Weblinks

 Commons: Bad Zurzach – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Bevölkerungsstatistik, 2. Halbjahr 2010, Statistisches Amt des Kantons Aargau, abgerufen am 28. März 2011
  2. a b Beat Zehnder: Die Gemeindenamen des Kantons Aargau. In: Historische Gesellschaft des Kantons Aargau (Hrsg.): Argovia. Band 100, Verlag Sauerländer, Aarau 1991, ISBN 3-7941-3122-3, S. 479–480.
  3. Landeskarte der Schweiz, Blatt 1050, Swisstopo
  4. Joseph Galliker, Marcel Giger: Gemeindewappen des Kantons Aargau. Lehrmittelverlag des Kantons Aargau, Buchs 2004, ISBN 3-906738-07-8, S. 329.
  5. Bevölkerungsentwicklung der Gemeinden im Bezirk Zurzach, Statistisches Amt des Kantons Aargau
  6. Gemeindeporträt, Statistisches Amt des Kantons Aargau
  7. Betriebszählung 2005, Statistisches Amt des Kantons Aargau

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