Judentum in Spanien

Judentum in Spanien

Spanische Juden (Sephardim oder Sfarden) haben eine jahrtausendealte Geschichte, die im 15. Jahrhundert mit der systematischen Vertreibung der Juden durch das Ausweisungsedikt (Alhambra-Edikt) der Isabella von Kastilien und des Ferdinand von Aragonien vom 31. März 1492 einen tiefen Bruch erfuhr.

Zuvor wurde die iberische Halbinsel, hebräisch Sepharad oder Sfarad, vor allem seit der römischen Zerschlagung Judäas von Juden besiedelt. Zwischen dem 9. und 13. Jahrhundert entwickelte sich Spanien zu einem wichtigen geistigen Zentrum des Judentums. Unter arabisch-islamischer Herrschaft (Mauren) blühten zahlreiche jüdische Gemeinden auf und prägten Politik, Wirtschaft und Kultur dieses Zeitalters mit. Große Gemeinden entstanden etwa in Toledo, Saragossa und Sevilla. Auch während der christlichen Reconquista wuchs die jüdische Population in Spanien zunächst weiter, bis religiös und politisch motivierter Antisemitismus zu Pogromen und schließlich mit dem Alhambra-Edikt von 1492 zur Vertreibung der Juden führte. Das Osmanische Reich nahm später ohne Bedingungen die aus Spanien und später die aus Portugal vertriebenen Juden auf. Bayezid II. soll gesagt haben: "Wie töricht sind die spanischen Könige, dass sie ihre besten Bürger ausweisen und ihren ärgsten Feinden überlassen."

Ab dem 16. Jahrhundert herrschte in Spanien ein Niederlassungsverbot für Juden, das erst 1876 aufgehoben wurde. Es dauerte bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts, bis sich wieder kleinere Gruppen von Juden in Spanien niederließen. Vor allem vor und während des Zweiten Weltkriegs flüchteten zahlreiche Juden nach Spanien. Die größte jüdische Gemeinde befindet sich heute in Barcelona. Nachfahren von Sephardim sind heute in Spanien ausdrücklich willkommen, was sich unter anderem in Erleichterungen bei der Einbürgerung äußert.

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