Kaiserin-Elisabeth-Wöchnerinnenheim

Kaiserin-Elisabeth-Wöchnerinnenheim
ehemaliges Kaiserin Elisabeth-Wöchnerinnenheim

Das Kaiserin Elisabeth-Wöchnerinnenheim des Vereines „Lucina (Wien)“ befand sich in der Knöllgasse 22–24 im 10. Wiener Gemeindebezirk Favoriten. Neben der Funktion als Gebäranstalt wurden hier auch Wochenbettpflegerinnen ausgebildet.

Das Kaiserin Elisabeth-Wöchnerinnenheim wurde zwischen 1899 und 1901 vom Architekten Jakob Gartner errichtet. Es handelt sich dabei um einen zweigeschossigen späthistoristischen Komplex mit barockisierenden Formen. [1] Als wesentliches Identitätsmerkmal der Stadt Wien ist es in den Wiener Kulturgüterkataster aufgenommen worden.

In dem 1901 vom Verein Lucina eröffneten Wöchnerinnenheim wurden bedürftige Ehefrauen unabhängig von ihrer Religion vor ihrer Niederkunft unentgeltlich aufgenommen und während des Wochenbetts verpflegt. Um hier aufgenommen zu werden, war eine Voranmeldung notwendig. Falls es aus medizinischer Sicht notwendig war, wurden die werdenden Mütter sogar von zu Hause abgeholt.

1908 wurde die Kapazität des Kaiserin Elisabeth-Wöchnerinnenheims durch einen Zubau von 22 auf 40 Betten erhöht. Das Heim verfügte danach unter anderem über zwei Kreißzimmer und einen Operationssaal. Gegen Ende der 1920er Jahre besaß das Heim bereits 70 Betten für die werdenden Mütter und die Wöchnerinnen.

Noch vor der Inbetriebnahme des Erweiterungsbaus kam es hier zu ungefähr 800 Geburten jährlich, wobei es immer wieder zu Überbelag kam.

Während der Zeit der nationalsozialistischen Herrschaft in Österreich wurde das Wöchnerinnenheim dem nahe gelegenen Kaiser-Franz-Josef-Spital angeschlossen.

Da sich in den 1950er Jahren die werdenden Mütter immer mehr für eine Geburt in einem Krankenhaus entschieden, wurde das Gebäude 1958 in eine dem Kaiser Franz Joseph-Spital angeschlossene Krankenpflegeschule mit 110 Ausbildungsplätzen umgestaltet.

Nachdem das ehemalige Wöchnerinnenheim 2005 verkauft worden war, wurde hier 2007 ein Privatgymnasium mit Öffentlichkeitsrecht eröffnet.

In seinem Buch „Wiener Krankenanstalten“ bewertet Eugen Hofmokl den Umstand, dass die werdenden Mütter nicht - so wie beispielsweise im Gebärhaus – als Unterrichtsobjekte benutzt werden, ebenso als Positivum des Kaiserin Elisabeth-Wöchnerinnenheims wie die Möglichkeit der Entbindung in eigenen Zimmern anstelle von Kreißsälen.

In der Zeitung „Neues Wiener Tagblatt“ veröffentlichte der Sozialreporter Max Winter unter dem Titel „Ein Besuch im Wöchnerinnenheim“ einen Bericht über das Leben der hier gebärenden Mütter und das Kaiserin Elisabeth-Wöchnerinnenheim

Die Statuten des Vereins „Lucina“ sahen für das Kaiserin Elisabeth-Wöchnerinnenheim auch die Funktion einer Ausbildungsstätte für Wochenbettpflegerinnen vor. Zunächst wurden die Schülerinnen drei Monate theoretisch ausgebildet, danach folgte die praktische Ausbildung. Nach zweijähriger Verwendung erhielten die Wochenbettpflegerinnen ein Zeugnis.

Prominenter hier geborener Wiener ist der am 11. Dezember 1907 geborene Schriftsteller Walter Lindenbaum. [2]

Einzelnachweise

  1. Dehio: Wien – X bis XIX. und XXI. bis XXIII. Bezirk, Verlag Anton Schroll & Co, Wien, 1996, ISBN 3-7031-0693-X
  2. http://www.doew.at/information/mitarbeiter/beitraege/lindenbaum.html

Weblinks

Literatur

  • Eugen Hofmokl: Wiener Heilanstalten: Darstellung der baulichen Anlagen und Einrichtungen, A. Hölder, 1910, Wien
  • Hugo Klein: Zur Geschichte des VereinesLucina“, im Selbstverlag, Wien, 1902
  • Einsichtnahme im Wiener Stadt- und Landesarchiv
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