Walter Lindenbaum

Walter Lindenbaum

Walter Lindenbaum (* 11. Dezember 1907 in Wien; † 20. Februar 1945 im KZ Buchenwald) war ein österreichischer Journalist und Autor jüdischen Glaubens. Als Sozialdemokrat und wegen seines schriftstellerischen Widerstands gegen den Nationalsozialismus wurden er und seine Familie von den Nationalsozialisten verhaftet.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Wirken

Walter Lindenbaum, der im 10. Wiener Gemeindebezirk Favoriten im Kaiserin Elisabeth-Wöchnerinnenheim zur Welt kam, wuchs in der Leopoldstadt auf.

Zunächst trat er mit Veröffentlichungen in der Arbeiter-Zeitung, Das Kleine Blatt oder dem Arbeiter-Sonntag, bei denen es sich um Zeitungen der Sozialdemokratie handelte, an die Öffentlichkeit. Hauptthema seiner Texte waren die kleinen Leute in der Zeit der durch die Weltwirtschaftskrise verursachten Arbeitslosigkeit. Einem über die Leserschaft dieser Zeitungen hinausgehenden Personenkreis wurde Lindenbaum durch sein am 7. Jänner 1932 im Rundfunk ausgestrahltes HörspielGroßstadt“ bekannt.

Walter Lindenbaum gehörte der „Vereinigung sozialistischer Schriftsteller“ an, die sich öffentlich gegen die Nationalsozialisten in Deutschland und den erstarkenden Faschismus in Österreich wandte. Bei diesen Veranstaltungen zählte er zu den Vortragenden und seine Texte wurden auch in ausländischen sozialdemokratischen Zeitungen abgedruckt.

In der Synagoge Kluckygasse heiratete Walter Lindenbaum am 26. Dezember 1933 seine Frau Rachel Liebling. Am 20. August 1938 wurden die beiden Eltern der Tochter Ruth.

Nach dem Österreichischen Bürgerkrieg 1934 blieb Lindenbaum im Gegensatz zu vielen anderen Sozialdemokraten in Wien. Hier versucht er, mit Berichten über Wiener Themen und Texten für die Kabaretts der Stadt für seine Familie das Einkommen zu sichern.

Nach dem Anschluss Österreichs an das Dritte Reich wurde Walter Lindenbaum von der Israelitischen Kultusgemeinde Wien angestellt und fungierte als Blitz-Dichter, Geburtstags-Feierer und Vermittler von Geschenkesendungen in Konzentrationslager.

Am 1. April 1943 wurde die Familie Lindenbaum ins KZ Theresienstadt deportiert. Walter Lindenbaum versuchte hier einerseits mit seinen in den dortigen Kabaretts vorgetragenen Texten, die Mitgefangenen abzulenken und andererseits wollte er die herrschenden Lebensumstände dokumentieren. So stammt etwa das Gedicht „Das Lied von Theresienstadt“ von ihm[1].

Walter Lindenbaum wurde am 28. September 1944 ins KZ Auschwitz transportiert, seine Frau Rachel und seine Tochter Ruth am 6. Oktober 1944. Die beiden wurden bald danach in Auschwitz-Birkenau vergast. Walter Lindenbaum wurde später nach Buchenwald und dann in das Außenlager Ohrdruf in Thüringen verlegt. Laut den im KZ geführten Aufzeichnungen verstarb er am 20. Februar 1945.

Seit 1968 erinnert die Walter-Lindenbaum-Gasse in Wien-Favoriten an Walter Lindenbaum.

Werke

  • Herbert Exenberger und Eckart Früh (Herausgeber): Walter Lindenbaum: Von Sehnsucht wird man hier nicht fett – Texte aus einem jüdischen Leben, Mandelbaum Verlag M. Baiculescu, Wien, 1998, ISBN 3-85476-012-4.

Fußnoten

  1. http://www.doew.at/aktuell/mitt/mitt_archiv/173.pdf pdf-Datei, Seite 3

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем решить контрольную работу

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Lindenbaum — ist ein Baum aus der Gattung der Linden (Botanik) der Name, unter dem die Eschersheimer Linde bekannt ist der Familienname von: Walter Lindenbaum (1907–1945), österreichischer Journalist und Autor Adolf Lindenbaum (1904–1941), polnischer Logiker… …   Deutsch Wikipedia

  • Walter Schmidt-Rimpler — (* 25. November 1885 in Marburg; † 27. April 1975 in Bonn) war ein deutscher Jurist und Hochschullehrer. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1.1 Studium, Habilitation und Erster Weltkrieg …   Deutsch Wikipedia

  • Gerd-Walter-Linde — Die Gerd Walter Linde ist ein Lindenbaum, der in der Nähe vom Ulmer Stadtteil Söflingen als Solitär auf dem Hochsträß steht. Da dieser Baum weithin über Ulm sichtbar ist, ist er sehr bekannt und nach dem Münster eine Art zweites Wahrzeichen von… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Biografien/Lin — Biografien: A B C D E F G H I J K L M N O P Q …   Deutsch Wikipedia

  • Liste von Opfern des Nationalsozialismus — Definition: Nach dem Bundesentschädigungsgesetz gilt: „Opfer der nationalsozialistischen Verfolgung ist, wer aus Gründen politischer Gegnerschaft gegen den Nationalsozialismus oder aus Gründen der Rasse, des Glaubens oder der Weltanschauung durch …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Straßennamen von Wien/Favoriten — Straßen in Wien I. Innere Stadt | II. Leopoldstadt | III. Landstraße | IV. Wieden | V. Margareten | VI. Mariahilf | VII.  …   Deutsch Wikipedia

  • Kaiserin Elisabeth-Wöchnerinnenheim — ehemaliges Kaiserin Elisabeth Wöchnerinnenheim Das Kaiserin Elisabeth Wöchnerinnenheim des Vereines „Lucina (Wien)“ befand sich in der Knöllgasse 22 – 24 im 10. Wiener Gemeindebezirk Favoriten. Neben der Funktion als Gebäranstalt wurden hier auch …   Deutsch Wikipedia

  • Lucina (Wien) — ehemaliges Kaiserin Elisabeth Wöchnerinnenheim Das Kaiserin Elisabeth Wöchnerinnenheim des Vereines „Lucina (Wien)“ befand sich in der Knöllgasse 22 – 24 im 10. Wiener Gemeindebezirk Favoriten. Neben der Funktion als Gebäranstalt wurden hier auch …   Deutsch Wikipedia

  • Liste österreichischer Schriftsteller — Es gibt keine historisch allgemeingültigen Kriterien, nach denen ein Autor der Liste österreichischer Autoren zugeordnet werden kann. Nach einer weiter gefassten Definition werden alle Schriftsteller und Dichter des ehemaligen Vielvölkerstaats… …   Deutsch Wikipedia

  • Listen österreichischer Autoren — Es gibt keine historisch allgemeingültigen Kriterien, nach denen ein Autor der Liste österreichischer Autoren zugeordnet werden kann. Nach einer weiter gefassten Definition werden alle Schriftsteller und Dichter des ehemaligen Vielvölkerstaats… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”