Kanalsanierung

Kanalsanierung

Unter dem Begriff Kanalsanierung versteht man Verfahrenstechniken zur Sanierung von in der Erde verlegten Rohrleitungen zur Entsorgung von Abwässern (Kanal). Mit diesen Verfahrenstechniken kann die Funktionstüchtigkeit der Rohre wieder hergestellt werden und die Lebensdauer verlängert werden. Diese Verfahrenstechniken unterscheiden sich von dem konventionellen Rohrleitungstiefbau vor allem darin, dass die Oberfläche (Straßen und Wege) nicht der Länge nach aufgegraben werden müssen, was die Bauzeit und somit die Kosten und Umweltbelastungen verringert. Man spricht auch von grabenloser Kanalsanierung oder vom No-Dig-Verfahren. Man benutzt überwiegend vorhandene Einstiegsöffnungen (Schächte).

Inhaltsverzeichnis

Möglichkeiten und Grenzen

Sanierungsverfahren dichten Rohre gegen Infiltration von Grundwasser und Exfiltration des Abwassers, stellen teilweise die Standsicherheit wieder her, stoppen die Korrosion und können in einigen Fällen den hydraulischen Verlust verringern. Lageabweichungen der bestehenden Leitungen können durch diese Sanierungsverfahren nicht korrigiert werden. Einzige Ausnahme ist die grabenlose Erneuerung im Pipe-Eating Verfahren. Der Einsatzbereich der Verfahren reicht von den Nennweiten DN 100 (ganz bedingt auch DN 50) bis DN 1200 (auch bis DN 2000). Nennweiten unter DN 200 sind nur eingeschränkt sanierbar.

Verfahrensgruppen

Die Kanalsanierung wird in drei Verfahrensgruppen unterteilt, Reparatur, Renovierung und Erneuerung, die sich aus der DIN EN 752 Entwässerungssysteme außerhalb von Gebäuden - Deutsche Fassung 1995 und dem Merkblatt der Deutschen Vereinigung für Wasserwirtschaft, Abwasser und Abfälle e.V. (DWA) M 143, Sanierung von Entwässerungssystemen außerhalb von Gebäuden – August 2004 mit den Teilen 1 bis 20 her leiten lassen. Diese Einteilung findet sich auch bei den Merkblättern des Rohrleitungssanierungsverbandes e. V. (RSV) wieder, wo für viele Verfahren detailliert Anforderungen, Gütesicherung, Prüfungen und geltende Bestimmungen und Normen beschrieben sind.

Nahezu alle Sanierungsverfahren benötigen Zugangsmöglichkeiten zu den Leitungen. Sind keine Schächte vorhanden, muss eine temporäre Baugrube oder ein Schacht erstellt werden (Kosten). Allgemein hat sich das Schlauchlining klar als das am häufigsten eingesetzte Sanierungsverfahren durchgesetzt. Es ist auch möglich von einem Zugang im /am Haus (Revisionsöffnung) aus bis zum Hauptkanal zu arbeiten. Wenn dann aber noch unterwegs Bögen und / oder Zuläufe vorhanden sind, kann eine grabenlose Sanierung nicht oder nur teilweise möglich sein. Hier ist sorgfältige Planung und viel Know-how gefordert.

Reparaturverfahren

Solche Verfahren finden Anwendung bei örtlich begrenzten Schäden. Bei undichten Muffen, Rissen (axial und radial) und schadhaften oder fehlerhaften Zuläufen kann man sehr gute Sanierungserfolge erzielen. Bedacht werden muss allerdings, dass durch die Reparatur in angrenzenden Rohren neue Schäden auftreten können. Bei allen Verfahren ist vorher fast immer ein Roboter für die Vorbereitung, wie z. B. zum Abfräsen von Wurzeln oder einragenden Zuläufen notwendig.

Renovierungsverfahren

Renovierungsverfahren kommen bei örtlich begrenzten, sich wiederholenden Schäden und umfangreichen Schäden zur Anwendung. Hierbei können einzelne oder auch mehrere, hintereinander liegende Haltungen (Kanalabschnitte zwischen zwei Schächten) in einem Arbeitsgang bearbeitet werden. Beschichtungsverfahren sind im Abwasserbereich von untergeordneter Bedeutung. Montageverfahren finden wegen der Notwendigkeit des Begehens nur in großen Dimensionen (> DN 1000 mm) Anwendung. Grundsätzlich wird bei den Renovierungsverfahren in solche mit Ringraum oder ohne Ringraum (close-fit oder tight-fit) unterschieden. Die typischsten Vertreter der Renovierungsverfahren sind die Schlauchliningverfahren. Daneben werden auch Rohrliningverfahren eingesetzt - hier vor allem sog. "Verformungsverfahren". Das sind Liningrohre (vor allem aus PE) mit dem gleichen Außendurchmesser wie dem Innendurchmesser des zu sanierenden Rohres, die für den Einbau im Querschnitt reduziert, verformt werden und nach dem Einbau rückverformt werden.

Erneuerungsverfahren

Die Erneuerung unterteilt sich in die grabenlosen Verfahren und die offene Bauweise. Letztere ist der konventionelle Rohrleitungstiefbau. Hierbei kann noch unterschieden werden nach Erneuerung mit Entfernen der alten Leitung (alte Leitung ausbauen, neue Leitung verlegen) und ohne Entfernen der alten Leitung (neue Trasse). Bei der grabenlosen Erneuerung kann das Pipe-Eating Verfahren (Rohrvortrieb (Mikrotunneling)) mit dem Entfernen der alten Leitung) oder das Berstlining Verfahren (Zerstörung und Verdrängung der alten Leitung in das umgebende Erdreich) zur Verlegung der neuen Leitung angewandt werden.

Schachtsanierung

Die Schachtsanierung kommt nahezu bei jeder Sanierungsmaßnahme einer Leitung mit in Betracht und ist fast immer notwendig. Die Schächte werden entweder vollständig von der Sohle (Gerinne) bis einschließlich Abdeckung saniert oder auch nur teilweise. Nur Gerinne und Auftritt, die Steigeisen, die Schachtwände oder die Abdeckung. Es kommen entweder mineralische Werkstoffe oder die Auskleidung mit GFK oder anderen Kunststoffen zum Einsatz.

Hausanschlusssanierung

Die Sanierung von kleinen Kanälen (≤ DN 250), insbesondere die Grundstückentwässerung, stellt in mehrfacher Hinsicht eine Besonderheit dar:

  • Bei Hausanschlusskanälen wechselt, je nach kommunalen Auflagen, der Kanalbetreiber (Hauseigentümer – Eigentümer öffentl. Kanal) im Verlauf der Leitung.
  • Der Hausanschlusskanal verfügt standardgemäß über Revisionsschächte auf dem privaten Grundstück. Die Einbindung in den Hauptkanal erfolgt meist über Formstücke an der Hauptleitung, also ohne direkten Anschluss an den Schachtanlagen.
  • Die Sanierung kann durch Erneuerung der Rohre in offener Bauweise oder mittels grabenlosen Sanierungsverfahren erfolgen. Bei der grabenlosen Sanierung hat sich das Schlauchliner-Verfahren als besonders effizient erwiesen.

Zertifizierter Kanalsanierungsberater

Durch die Fördergemeinschaft für Sanierung von Entwässerungssystemen werden in Deutschland zertifizierte Kanalsanierungsberater ausgebildet. Die derart ausgebildeten Fachleute verfügen über das spezielle Fachwissen und die Fähigkeit die optimale Sanierungsmöglichkeit aus technischer und wirtschaftlicher auszuwählen und zu planen.[1]

Zum aktuellen Zeitpunkt (Ende 2010) wurden bereits 1000 Fachleute ausgebildet.

Sonstiges

Obwohl in jüngster Zeit eine befriedigende Anzahl von Vorschriften, Normen und Richtlinien erarbeitet und veröffentlicht wurden, ist bei Kunden und Planern noch weitgehende Unerfahrenheit anzutreffen. Das ist vor allem zu spüren, wenn es um die Vergleichbarkeit von Verfahren geht und deren Wirksamkeit gegenüber dem Neubau von Rohrleitungen.

In der Rohrsanierung gibt es aus verschiedenen Gründen meistens einen sehr komplexen, kurzen Ausführungszeitraum.

Einzelnachweise

  1. Internetseite der Fördergemeinschaft www.ZKS-Berater.de

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