Karenztage

Karenztage

Karenztage sind ein mögliches Instrument bei der Ausgestaltung der Entgeltfortzahlung im Krankheitsfall. Kann der Arbeitnehmer krankheitsbedingt nicht arbeiten, so erhält er während der ersten Tage der Krankheit (der Karenztage) keine Lohnfortzahlung. Die Lohnfortzahlung setzt erst nach Ablauf der Karenzzeit ein. Üblich sind im internationalen Vergleich maximal 3 Karenztage. In Deutschland gibt es keine Karenztage, sondern eine Lohnfortzahlung ab dem ersten Krankheitstag.

Gründe für Karenztage

Die Lohnfortzahlung im Krankheitsfall bietet (wie jede Versicherung) die Möglichkeit des Missbrauchs (Moral Hazard): Arbeitnehmer, die nicht oder nur geringfügig krank sind, können "Blaumachen". Erst mit der Pflicht der Vorlage eines ärztlichen Attestes nach dem dritten Kalendertag (Wochenende mit eingerechnet) erfolgt eine Kontrolle dieses Verhaltens. Hinweise, dass dies in der Praxis auch von einzelnen Arbeitnehmern gemacht wird, sehen Befürworter von Karenztagen in der unterschiedlichen Krankenquote je Wochentag.

Über die Karenztage tragen die Arbeitnehmer selbst die Kosten der ersten Krankheitstage. Blaumachen würde hierdurch wirksam verhindert, während chronische und längerdauernde Erkrankungen durch das Gesundheitssystem abgedeckt bleiben, da nach Ablauf der Karenztage die Lohnzahlung wieder einsetzt.

Damit erhoffen sich Befürworter eine Senkung der Lohnnebenkosten, zu denen die Lohnfortzahlung zählt, und damit positive Auswirkungen auf Wachstum und Beschäftigung.

Gründe gegen Karenztage

Gegner von Karenztagen befürchten vor allem, dass kranke Menschen durch Karenztage von notwendigen Arztbesuchen und notwendiger Schonung abgehalten werden und aus finanziellen Gründen krank zur Arbeit kommen. Krankheiten würden so verschleppt und verschlimmert. Insbesondere Patienten mit niedrigem Einkommen könnten es sich nicht mehr leisten, eine Krankheit auszukurieren.

Dies führe zu Folgekosten im Gesundheitssystem.

Befürworter und Gegner

In der Bundesrepublik Deutschland ist ihre Einführung eine traditionelle Forderung der Unternehmerverbände. Sie wird jedoch von der Gewerkschaftsbewegung abgelehnt.


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