Karl V. Leopold

Karl V. Leopold
Karl V.

Karl V. Leopold, genannt der Herzog ohne Herzogtum, (* 3. April 1643 in Wien; † 18. April 1690 in Wels, Oberösterreich) war Titularherzog von Lothringen von 1675 bis 1690; er war der Sohn von Herzog Nikolaus Franz und Claudia von Lothringen, sowie der Schwager Kaiser Leopolds I..

Inhaltsverzeichnis

Biografie

Karl, der sich stets und hartnäckig Carolus nannte, wurde als jüngerer Sohn für eine kirchliche Laufbahn bestimmt. 1648 wurde er Propst von Saint-Dié und 1649 Abt von Gorze. Der Tod seines älteren Bruders Ferdinand 1659 machte ihn jedoch zum Erben von Lothringen und Bar. Er trat von seinen kirchlichen Ämtern zurück und wechselte zu einer militärischen Karriere.

Ab 1663 stand er in kaiserlichen Diensten, nahm an der Schlacht bei Mogersdorf gegen die Osmanen teil (1. August 1664). 1668/69 bewarb er sich erfolglos um den polnischen Thron. 1671 kämpfte er in Ungarn unter General Johann Sporck. Bei der Belagerung von Murau in der Steiermark hatte er kommandierenden Rang. Im Jahr darauf war er Befehlshaber der kaiserlichen Kavallerie unter Raimondo Montecuccoli. In der Schlacht bei Seneffe (1674) wurde er am Kopf verwundet. Im September 1675 wurde er zum Generalissimus der kaiserlichen Armeen ernannt, und nahm 1676 an der Belagerung von Philippsburg teil.

Ebenfalls im September 1675 nahm er den Titel eines Herzogs von Lothringen an, nachdem sein Onkel Karl IV. im gleichen Monat gestorben war. Er wurde auch von allen Staaten Europas – mit Ausnahme Frankreichs, das Lothringen seit langem besetzt hielt – als Herzog anerkannt. Durch seine Ehe wurde er 1678 der Schwager des Kaisers Leopold I.. 1679 wurde er zum Statthalter von Tirol und den Vorlanden ernannt.

Er war als kaiserlicher Feldherr (1675–88) an der Schlacht am Kahlenberg vom 12. September 1683 und bei der Eroberung von Ofen 1686 entscheidend beteiligt, ebenso wie 1687 an der Rückeroberung Ungarns, Slawoniens und Transsylvaniens (Großer Türkenkrieg, Schlacht bei Mohács). Im Mai 1688 trat er sein militärisches Amt an Kurfürst Max Emanuel von Bayern ab. Wenig später wurde er reaktiviert, übernahm ein Kommando im Pfälzischen Erbfolgekrieg, bei der er erkrankte. Er kehrte vorerst nach Innsbruck zurück, wollte dann aber nach Wien reisen, um mit Kaiser Leopold I. über eine umfassende Armeereform zu verhandeln. Obwohl er sich nicht wohl fühlte reiste er nach Wien, starb aber 18. April 1690 in Wels an einer Lungenembolie. Nach Voltaire soll der französische König Ludwig XIV. zu seinem Tod gesagt haben: le plus grand, le plus sage et le plus généreux de mes ennemis est mort – der größte, weiseste und großzügigste seiner Gegner sei gestorben. Karl V. wurde vorerst in der Innsbrucker Jesuitenkirche beigesetzt. Als im Oktober 1697 Frankreich im Frieden von Rijswijk Lothringen wieder freigab, wurde sein Leichnam in die Lothringische Hauptstadt Nancy überführt, wo Karl in der Capelle Ducale endgültig die letzte Ruhe fand.

Nachkommen

Karl heiratete 1678 Eleonore Maria Josepha (1653–1697), Tochter von Kaiser Ferdinand III. und Eleonora Gonzaga, sowie Witwe von Michael Wiśniowiecki, König von Polen; ihre Kinder waren:

Literatur

  • Henry Bogdan: La Lorraine de ducs, sept siècles d’histoire. 2005.
  • Stéphane Gaber: Et Charles V arrêta la marche des Turcs. Presses universitaires de Nancy, 1986, ISBN 2-86480-227-9.
  • Hermann Kinder und Werner Hilgemann: dtv-Atlas Weltgeschichte. Band 1, 36. Auflage. München 2003.
  • Golo Mann und August Nitschke: Propyläen Weltgeschichte. Band 7. Frankfurt am Main und Berlin 1964.
  • Georges Poull: La maison ducale de Lorraine. 1991.
  • Paul Wentzcke: Feldherr des Kaisers – Leben und Taten Herzog Karl V. von Lothringen. Leipzig 1943.

Weblinks



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